Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition)

Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition)

Titel: Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Atwood
Vom Netzwerk:
lachte. »Die Chancen sind eher gering«, sagte sie.
    »Gut«, sagte Zeb. »Erzählen Sie’s Adam.«
    Einziges Problem dabei, wie er später am Abend überlegte, als er in seiner spartanischen, aber durchaus akzeptablen HelthWyzer-Unterkunft einschlief – einziges Problem war: Wenn Pilar den DNA -Test durchführte und sich herausstellte, dass Hochwürden nicht sein Vater war, wäre demzufolge Adam auch nicht sein Bruder. Adam wäre überhaupt nicht mit ihm verwandt. Keinerlei Blutsverwandtschaft.
    Daher:
    Fenella + Hochwürden = Adam
    Trudy + Unbekannt = Zeb
    = Keine gemeinsame DNA
    Wenn das die Wahrheit war, wollte er sie wirklich wissen?

Lumirosen
    Zebs neue Stelle bei HelthWyzer Central war die eines Desinfektoren erster Klasse. Er erhielt einen giftgrünen Overall mit HelthWyzer-Logo und fettem orange leuchtendem D auf der Brust; er erhielt ein Haarnetz, um die Schreibtischbereiche der Ranghöheren vor seinen Haarfollikeln zu schützen; er erhielt einen Luftfilter-Nasenhut, mit dem er aussah wie ein Comicschwein; er erhielt einen Endlosvorrat flüssigkeitsabweisender und nanobioform-undurchlässiger Schutzhandschuhe; und vor allem erhielt er einen Hauptschlüssel.
    Allerdings nur zu den Büros: nicht zu den Laboren. Die lagen in einem anderen Gebäude. Aber man konnte nie wissen, was für Geheiminformationen ein fingerfertiger Robin-Hood-Hacker mit ein paar Zeilen von Untergrundkryptikern zugespieltem Zugangscode aus einem unbemannten Rechner zu schöpfen in der Lage wäre, spätnachts, wenn alle braven Bürger in anderer Leute Betten selig schliefen. Die Sache mit der ehelichen Treue wurde bei HelthWyzer eher leger gehandhabt.
    Vor langer Zeit wäre Zebs Desinfektionsstelle unter dem Begriff »Reinigungskraft« gelaufen, davor »Hausmeister« und wiederum davor »Putzfrau«; aber das hier war das einundzwanzigste Jahrhundert und man hatte dem Titel ein wenig Nanobioform-Bewusstsein angehängt. Um sich diesen Titel zu verdienen, hätte Zeb eigentlich eine strenge Sicherheitskontrolle durchlaufen müssen, denn welcher feindlich gesinnte Konzern – womöglich auch noch aus fernen Landen – würde nicht alles daransetzen, einen ihrer Cyberpiraten als niederen Bediensteten zu verkleiden und zu beauftragen, alles abzugreifen, was er an Daten finden konnte?
    Um sich als Desinfektor zu qualifizieren, hätte Zeb also eigentlich einen Lehrgang absolvieren müssen, mitsamt dem ganzen modernen Gewäsch zum Thema Keime, wo sie lauern können und womit man sie k . o. schlägt. Dass er nicht daran teilgenommen hatte, war klar; aber kurz vor seinem Antritt war er von Pilar gebrieft worden.
    An den gängigen Orten wie Klobrillen, Fußböden, Waschbecken und Türknäufen tummelten sich natürlich Keime. Aber auch auf Fahrstühlknöpfen, Telefonhörern und Computertastaturen. Also musste er alles mit antimikrobiellen Tüchern abwischen und mit tödlichen Strahlen beschießen, außerdem Flure wischen und in den luxuriöseren Büroräumen die Auslegeware saugen, um mitzunehmen, was die täglichen Roboter übersehen hatten. Die Dinger waren ständig im Zickzack unterwegs, fuhren rückwärts an die Wandsteckdosen, um sich ihre Batterien aufladen zu lassen, und rückten wieder aus, wobei sie ununterbrochen vor sich hin piepten, damit keiner über sie stolperte. Es war, als bahnte man sich einen Weg über einen Strand voller riesiger Krebse. Als er allein auf einer Etage war, trat er sie meist in die Ecken und drehte sie auf den Rücken, nur um zu sehen, wie lange sie brauchten, um sich wieder zu befreien.
    Zusätzlich zu seinem neuen Outfit bekam er einen neuen Namen, nämlich Horatio.
    »Horatio?«, sagt Toby.
    »Kein Grund zu lachen«, sagt Zeb. »Irgendwer meinte, das wäre genau der Name, den eine halblegale Texmex-Familie, die sich unter der Mauer durchgegraben hatte, ihrem Sohn verpassen würde, von dem sie sich erhoffte, dass er Gutes tun würde in der Welt. Sie fanden, ich hätte was von einem Texmexer, oder vielleicht nem Mischling mit etwas Texmex- DNA . Was tatsächlich der Fall war, wie ich bald darauf feststellen durfte.«
    »Aha«, sagt Toby. »Pilar hat den DNA -Vergleich machen lassen.«
    »Genau«, sagt Zeb. »Auch wenn’s ein bisschen gedauert hat, bis ich die Neuigkeiten erfuhr. Sie konnte sich ja nicht mit mir sehen lassen, denn warum hätte sie mich kennen sollen? Jedenfalls mussten wir extreme Umwege in Kauf nehmen, um uns zu treffen, wir hatten ja auch unterschiedliche Schichten. Als ich ihr meine

Weitere Kostenlose Bücher