Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition)
Wenn das nämlich alle ist, bin ich mit meinem Latein am Ende. Wenn ihr an einem Minimarkt …«
»Wusstet ihr, dass Natron aus den Tronavorkommen in Wyoming kommt?«, sagt Elfenbeinspecht. »Zumindest war das mal so.«
»Ach, Elfenbein«, sagt Swift-Fuchs und schenkt ihm ein Lächeln. »Wer braucht Wikipedia, wenn wir dich haben?« Ein schiefes Grinsen zieht sich über Elfenbeinspechts Gesicht: Er hält das für ein Kompliment.
»Hefe«, sagt Zunzuncito. »Wildhefe, wenn du noch Mehl hast. Damit kann man Sauerteig machen.«
»Wahrscheinlich«, sagt Rebecca.
»Ich komm mit«, sagt Swift-Fuchs zu Zeb. »Ich brauch ne Drogerie.«
Alle halten inne und sehen sie an.
»Gib uns einfach deine Liste«, sagt Schwarznashorn. Mürrisch schaut er auf ihre nackten Beine. »Wir bringen dir alles mit.«
»Mädchenkram«, sagt sie. »Ihr wüsstet gar nicht, wo man gucken muss.« Sie wirft einen Blick in Richtung Ren und Lotis Blue, die drüben an der Pumpe stehen und Amanda abseifen. »Ich sammle für uns alle.«
Wieder halten sie inne. Binden und Tampons, denkt Toby. Swift-Fuchs hat nicht ganz unrecht: Der Vorrat geht langsam zur Neige. Auf Stoffstreifen aus alten Bettlaken möchte niemand zurückgreifen. Oder auf Moos. Wobei wir da auch noch hinkommen.
»Schlechter Plan«, sagt Zeb. »Die beiden Typen rennen noch irgendwo da draußen rum. Sie haben ein Spraygewehr. Es sind dreifache Painballer mit durchgebrannten Empathieschaltkreisen. Du würdest ihnen nicht in die Hände fallen wollen; die halten sich nicht lange mit Formalitäten auf. Du hast doch gesehen, was mit Amanda passiert ist. Sie hatte Glück, dass sie mit ihren Nieren davongekommen ist.«
»Absolut meine Meinung. Es ist ein schlechter Plan, unsere gemütliche kleine Enklave hier zu verlassen. Ich werde gehen«, sagt Elfenbeinspecht galant, »wenn du mir deine Einkaufsliste anvertrauen willst und …«
»Aber ich hab doch euch«, sagt Swift-Fuchs zu Zeb. »Um mich zu beschützen.« Sie senkt die Wimpern, hebt sie wieder. »Sicherer geht’s doch gar nicht!«
Zeb sagt zu Rebecca: »Hast du noch Kaffee? Oder wie du das Zeug da nennst?«
»Schon gut, ich zieh mir was anderes an«, sagt Swift-Fuchs auf einmal energisch. »Ich kann mithalten, ich werd nicht nerven. Ich kann auch mit so nem Spraygewehr umgehen«, fügt sie gedehnt hinzu und senkt den Blick. Dann nimmt sie ihre kecke Haltung wieder auf. »Hey, wir könnten uns doch ein Lunchpaket mitnehmen! Irgendwo Picknick machen!«
»Dann beeil dich«, sagt Zeb. »Wir gehen gleich nach dem Essen los.«
Nashorn will etwas sagen, hält aber inne. Katuro blickt in den Himmel. »Sieht nicht nach Regen aus«, sagt er.
Rebecca sucht Tobys Blick, hebt die Augenbrauen. Toby verzieht so wenig Miene wie möglich. Sie nimmt den Seitenblick wahr, den Swift-Fuchs ihr zuwirft.
Fuchs – der Name ist Programm, denkt sie. Mit einem Spraygewehr umgehen. Genau.
Schneemensch kommt näher
»O Toby, komm! Das musst du sehen! Komm jetzt!« Es ist der kleine Blackbeard, der an ihrem Laken zupft.
»Was ist denn?«, fragt Toby und gibt sich alle Mühe, nicht gereizt zu klingen. Sie will hierbleiben und sich von Zeb verabschieden, auch wenn er nicht weit weggeht oder lange wegbleiben wird. Höchstens ein paar Stunden. Sie will ihn irgendwie markieren, ist es das? Vor Swift-Fuchs’ Nase. Mit einem Kuss, einer handfesten Berührung. Mein Eigentum. Finger weg .
Nicht, dass es etwas bringen würde. Sie würde sich nur lächerlich machen.
»O Toby, Schneemensch-Jimmy wacht auf! Gerade wacht er auf«, sagt Blackbeard. Er klingt sowohl ängstlich als auch überdreht, wie Kinder früher beim Anblick einer Parade oder eines Feuerwerks – einem kurzen und wundersamen Ereignis. Sie will ihn nicht enttäuschen, also lässt sie sich mitziehen. Einmal noch wirft sie einen Blick zurück: Zeb, Nashorn und Katuro sitzen am Tisch und schaufeln ihr Frühstück in sich hinein. Swift-Fuchs eilt davon, um ihre bescheuerte Mütze abzusetzen, ihre Hingucker-Shorts auszuziehen und sich in irgendeine knallenge Tarnklamotte zu quetschen.
Toby. Beherrsch dich. Wir sind hier nicht auf der Highschool. Aber irgendwie eben doch.
Drüben vor Jimmys Hängematte hat sich eine Menschentraube gebildet. Fast alle Craker sind da, Erwachsene wie Kinder, und sehen glücklich und aufgeregt aus wie eh und je. Einige fangen schon wieder an zu singen.
»Er ist wieder hier! Schneemensch-Jimmy ist wieder bei uns!«
»Er ist zurückgekommen!«
»Er wird uns die
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