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Die geschwätzigen Kleinode (German Edition)

Die geschwätzigen Kleinode (German Edition)

Titel: Die geschwätzigen Kleinode (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denis Diderot
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Kegelschnitten, Bogen, Spannbogen, Bogen, die in sich selbst zurückkehren mit konjugierter Spitze …«
    »O! erlassen mir Ihre Hoheit das übrige!« rief die Favorite wehklagend. »Sie haben ein grausames Gedächtnis. Das ist zum Umkommen. Davon werd’ ich wahrscheinlich acht Tage lang Migräne haben. Ist das andre Kleinod vielleicht ebenso unterhaltend?«
    »Darüber urteilen Sie selbst,« antwortete Mangogul. »Bei Brahmas großer Zehe, ich habe ein Wunder zuwege gebracht! Ich habe sein Kauderwelsch Silbe vor Silbe behalten, obwohl es so ganz und gar ohne Sinn und Verstand ist, daß ich es als ein anmutiges Geschenk betrachten würde, Madam, wenn Sie mir eine feine und kritische Auslegung davon geben möchten.«
    »Wie haben Sie gesagt, Fürst?« rief Mirzoza. »Ich will des Todes sterben, wenn Sie diese Redensart nicht irgend jemand entlehnt haben!«
    »Ich weiß selbst nicht, wie das kommt,« erwiderte Mangogul, »denn die beiden Kleinode sind die einzigen Personen, denen ich heute Audienz gegeben habe.« Als ich gegen das letzte meinen Ring drehte, schwieg es einen Augenblick und sprach dann, als rede es zu einer Versammlung:
    »Meine Herren! Ich habe nicht nötig, zur Schande meiner eigenen Vernunft mich nach einem Muster für meine Denk- und Ausdrucksweise umzusehen. Wenn ich dennoch etwas Neues vorbringe, so wird das keinerlei Ziererei sein. Mein Stoff legte es mir in den Mund. Wiederhole ich aber etwas, was schon einmal gesagt worden ist, so hab’ ich es eben gedacht wie die anderen.
    Möge der Spott sich enthalten, diesen Eingang lächerlich zu finden oder mich anzuklagen, daß ich nichts gelesen oder daß ich umsonst gelesen habe. Ein Kleinod wie ich ist nicht gemacht, um zu lesen, noch um vom Lesen Nutzen zu ziehen, noch um einen Einwand vorher zu merken, noch um darauf zu antworten.
    Ich will mich aber keineswegs den meinem Gegenstande angemessenen Betrachtungen und kunstreichen Redewendungen verschließen, und zwar um so weniger, als er in dieser Hinsicht von außerordentlicher Bescheidenheit ist, die weder auf Reichtum noch auf Glanz Anspruch macht. Aber ich will vermeiden, auf geringe und dürftige Einzelheiten einzugehen, die Sache eines unfruchtbaren Redners wären. Der bloße Verdacht eines solchen Fehlers könnte mich zur Verzweiflung bringen.
    Nachdem Sie nun wissen, meine Herren, was Sie von meinen Entdeckungen und meiner Beredsamkeit zu erwarten haben, werden wenige Pinselstriche genügen, Ihnen meinen Charakter flüchtig zu zeichnen.
    Sie, meine Herren, wissen alle ebensogut wie ich, daß es zweierlei Arten von Kleinoden gibt: hochmütige Kleinode und bescheidene Kleinode. Jene wollen überall die erste Geige spielen. Diese hingegen bemühen sich, nachgiebig zu sein, und setzen immer eine unterwürfige Miene auf. Solche verschiedene Absicht offenbart sich auch in ihrem verschiedenen Betragen und bewegt beide, je nach Maßgabe des Geistes, der sie treibt, zu handeln.
    Die Vorurteile meiner ersten Erziehung ließen mich glauben, ich würde mir eine zuverlässigere, leichtere, anmutigere Laufbahn durch das Leben eröffnen, als wenn ich die Rolle der Demut der Rolle des Hochmuts vorzöge: und so bot ich mich allen, denen ich zu begegnen das Glück hatte, mit kindischer Scham, mit freundlichen Bitten dar.
    Doch wie ungünstig sind die Zeitläufte! Nach unzähligen Wenn und Wie und Aber, bei denen dem unbeschäftigtsten Kleinod die Geduld vergangen wäre, ließ man sich endlich meine Dienste gefallen. Doch ach, man ward ihrer bald müde. Mein erster Besitzer, dem der schmeichelhafte Ruhm einer neuen Eroberung winkte, ließ mich im Stich, und so verfiel ich wieder in Untätigkeit.
    Ich hatte soeben einen Schatz verloren und hoffte nicht, daß das Schicksal mich entschädigen würde. In der Tat aber ward der erledigte Platz durch einen Sechziger wieder besetzt, aber nicht ausgefüllt. Sein Geist war willig, aber das Fleisch war schwach.
    Zwar bemühte er sich nach Kräften, mich die Vergangenheit vergessen zu machen. Er versuchte es mit allen Mitteln, die in meiner Laufbahn für höflich und wirksam galten, doch seine Anstrengungen vermochten nicht, meinen Kummer zu beseitigen.
    Wenn der Fleiß, der, wie man sagt, nie zu kurz kommt, ihn in den Schätzen der Natur einige Linderung für meine Pein finden ließ, so schien mir solche Entschädigung unzulänglich trotz meiner Einbildungskraft, die sich vergeblich bemühte, neue Beziehungen zu suchen oder auch nur im Geiste sich vorzustellen.
    Das ist

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