Die Gesellschaft des Abendsterns
verließ auf Seths Anweisung hin den Pfad und näherte sich durch das Unterholz dem versteckten Tennisplatz.
»Können wir morgen nicht mit demselben Punktestand weiterspielen?«, versuchte es die zweite Stimme.
»Unglücklicherweise muss man beim Tennis richtig warm sein. Morgen kalt weiterzumachen, wäre keinem von uns gegenüber fair. Ich sag dir was. Wir beginnen morgen früher, damit wir ein volles Match schaffen.«
»Und ich nehme an, wenn du wieder zurückliegst und nur eine einzige Wolke am Himmel auftaucht, wirst du behaupten, es würde gleich regnen, und das Spiel abbrechen. Ich schlage jetzt auf. Du kannst gerne retournieren, oder du bleibst einfach stehen, wo du bist.«
Mendigo zwängte sich durch das Gebüsch am Rand des Tennisplatzes. Doren machte sich bereit aufzuschlagen. Der Schläger, den er bei der Prügelei mit Ollock zerbrochen hatte, war wunderschön repariert und neu bespannt worden. Newel stand am Netz.
»Hallo«, sagte Newel. »Sieh mal, Doren, wir haben Besuch. Kendra, Seth und … Muriels komische Marionette.«
»Hättet ihr Kinder was dagegen, wenn ich ein letztes Mal aufschlage?«, fragte Doren.
»Natürlich hätten sie etwas dagegen!«, rief Newel. »Es ist schrecklich unhöflich von dir, überhaupt zu fragen!«
»Wir haben es tatsächlich ein bisschen eilig«, sagte Kendra.
»Wir werden schnell machen«, erwiderte Doren augenzwinkernd.
»In dieser Finsternis könnte schon ein einziger Ballwechsel zu einer ernsthaften Verletzung führen«, beharrte Newel verzweifelt.
»So dunkel ist es noch gar nicht«, meldete Seth sich zu Wort.
»Der Linienrichter sagt, wir sollen weiterspielen«, verkündete Doren triumphierend.
Newel schüttelte die Faust in Seths Richtung. »Okay, ein letztes Spiel, der Sieger kriegt alles.«
»Klingt gut«, meinte Doren.
»Das ist nicht fair«, murmelte Kendra.
»Kein Problem«, erwiderte Doren. »Er hat mir heute noch keinen einzigen Aufschlag abgenommen.«
»Genug geplaudert!«, rief Newel mürrisch.
Doren warf den Ball hoch und donnerte ihn übers Netz. Newel konterte mit einem lahmen Lob, so dass Doren genug Zeit blieb, das Netz zu erreichen und den Ball für Doren unerreichbar zurückzuschmettern. Seine beiden nächsten Aufschläge waren Asse. Den vierten spielte Newel gut zurück, aber nach einem mächtigen Volley retournierte Doren mit einem fiesen Slice, der schon das zweite Mal den Boden berührte, als Newel noch meterweit weg war.
Knurrend lief Newel zum Schuppen hinüber und begann
mit seinem Schläger gegen die Wand zu schlagen. Der Rahmen barst, und mehrere Saiten rissen.
»Buuuuuh!«, rief Seth. »Nennst du das etwa Sportsgeist?«
Newel hielt inne und blickte auf. »Das hat nichts mit Sportsgeist zu tun. Seit die Wichtel seinen Schläger repariert haben, kommen Dorens Bälle viel härter. Ich will nur für Chancengleichheit sorgen.«
»Ich weiß nicht, Newel«, meinte Doren, warf seinen Schläger hoch und fing ihn wieder auf. »Es braucht schon einen besonderen Satyr, um mit einem Schläger von diesem Kaliber spielen zu können.«
»Koste den Augenblick aus, solange du noch kannst«, erwiderte Newel. »Das nächste Mal werden wir bei Tageslicht spielen und mit gleichwertigem Material!«
»Da ihr gerade von Wichteln sprecht«, riss Seth das Wort an sich, »wir wollen euch um einen Gefallen bitten.«
»Geht es vielleicht um Dämonen, die unseren Schuppen zertrümmern?«, erkundigte sich Newel.
»Von Ollock ist nichts mehr zu befürchten«, antwortete Seth. »Wir müssen wissen, wie die Wichtel ins Haus kommen.«
»Durch die kleinen Türen«, erwiderte Doren.
»Er meint, wir müssen wissen, wo ihr Eingang ist, damit wir durch die kleinen Türen hineingelangen können«, erklärte Kendra.
»Nichts für ungut, aber es könnte ein wenig eng werden«, sagte Newel.
»Wir haben einen Trank, mit dem wir uns schrumpfen können«, erklärte Seth.
»Einfallsreiche Kinder«, meinte Doren anerkennend.
Newel musterte sie argwöhnisch. »Warum wollt ihr ausgerechnet auf diesem Weg ins Haus? Es könnte Barrieren geben, die euch den Zutritt verwehren. Und wer sagt, dass
die Wichtel euch überhaupt hineinlassen? Sie bleiben gerne unter sich.«
»Wir müssen uns hineinschleichen«, erklärte Kendra. »Vanessa ist eine Narkoblix. Sie hat meine Großeltern in Schlaf versetzt und das Haus übernommen, und als Nächstes wird sie wahrscheinlich versuchen, Fabelheim zu zerstören!«
»Einen Moment mal«, unterbrach Doren. »Vanessa? Du
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