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Die Gesellschaft des Abendsterns

Die Gesellschaft des Abendsterns

Titel: Die Gesellschaft des Abendsterns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Mull
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Kendra. Mach dir keine Sorgen um deine Eltern. Ihre Unkenntnis der geheimen Welt ist der beste Schutz, den sie haben könnten. Sobald du und Seth aus dem Haus seid, sind sie viel sicherer als wir anderen. Und nun gib mir noch einmal deine Mutter.«
    Kendra suchte ihre Mom und reichte ihr das Telefon. Dann lief sie in Seths Zimmer und berichtete ihm alles, worüber sie mit Opa Sørensen gesprochen hatte.
    »Also hat Errol uns benutzt«, sagte Seth. »Und wir wären heute Nacht mit ihm gefahren … ich lerne meine Lektion wohl nie, oder?«
    »Das war nicht deine Schuld«, erwiderte Kendra. »Ich habe mich genauso von Errol täuschen lassen wie du. Wir
waren einfach mutig. Das ist nicht immer etwas Schlechtes.«
    Das Kompliment schien Seth aufzumuntern. »Ich wette, Errol dachte, er hätte uns im Sack. Ich frage mich, was er mit uns gemacht hätte. Wenn ich doch nur sein Gesicht sehen könnte, wenn wir heute Abend nicht auftauchen.«
    »Hoffentlich sind wir bis dahin bereits unterwegs.«
    Dad kam herein. Er klatschte in die Hände. »Ihr zwei Hübschen müsst jetzt packen«, sagte er. »Ihr müsst eure Großeltern im vergangenen Sommer ja wirklich ganz schön beeindruckt haben. Opa fällt vom Dach, und er will euch dort haben, damit ihr ihm helft. Ich hoffe, er weiß, worauf er sich da einlässt.«
    »Wir werden brav sein«, sagte Seth.
    »Sind das Feuerwerkskörper?«, fragte Dad.
    »Nur kleine.« Seth stopfte sie in seine Notfallausrüstung.
     
    Kendra ging in ihrem Zimmer auf und ab und schaute ständig auf die Uhr. Alle paar Minuten lugte sie zwischen ihren Jalousien hindurch und hoffte, Vanessa vorfahren zu sehen. Je näher es auf halb elf zuging, desto nervöser wurde sie.
    Ihr Koffer und ihre Reisetasche lagen auf dem Bett. Sie versuchte sich abzulenken, indem sie ihren Kopfhörer aufsetzte und Musik hörte. Sie hockte sich auf den Boden, schloss die Augen und lehnte sich ans Bett. Vanessa würde jetzt jeden Augenblick vorfahren, und dann wären sie und Seth weg.
    Aus weiter Ferne hörte sie eine Stimme ihren Namen rufen. Sie öffnete die Augen und nahm ihren Kopfhörer ab. Dad stand vor ihr. »Ist sie schon da?«, fragte Kendra und stand auf.
    »Nein, ich sagte, da ist ein Anruf für dich. Katies Dad fragt, ob du weißt, wo Katie sein könnte.«

    Kendra nahm das Telefon entgegen. Katie Clark? Kendra kannte sie kaum. »Hallo?«
    »Du enttäuschst mich, Kendra.« Es war Errol. Dad verließ den Raum.
    Kendra sprach leise. »Tut mir leid, wir haben entschieden, dass es heute Abend nicht geht. Woher haben Sie unsere Nummer?«
    »Aus dem Telefonbuch«, antwortete Errol, den ihr anklagender Tonfall zu verletzen schien. »Ich entschuldige mich dafür, dass ich so getan habe, als wäre ich der Vater einer Klassenkameradin. Ich wollte deine Eltern nicht erschrecken.«
    »Gut mitgedacht«, sagte Kendra.
    »Ich frage mich, ob ich euch vielleicht dazu überreden könnte, doch mitzukommen. Ich stehe in eurer Straße, genau da, wo ich euch neulich Abend abgesetzt habe. Verstehst du, heute ist die letzte Nacht, in der das Hausboot leer ist, und dieses Amulett könnte deinen Großeltern und ihrem Reservat sehr schaden.«
    »Davon bin ich überzeugt«, erwiderte Kendra aufrichtig. Ihre Gedanken überschlugen sich. Errol konnte unmöglich wissen, dass sie und Seth vorhatten, heute Nacht nach Fabelheim zu fliehen. Sie musste so tun, als sehe sie in ihm immer noch einen Freund. »Gibt es nicht eine andere Möglichkeit? Ich hatte neulich Abend solche Angst.«
    »Wenn ich eine andere Lösung wüsste, würde ich euch beide nicht bemühen. Ich befinde mich in einer schlimmen Zwangslage. Das Amulett könnte in den falschen Händen gewaltigen Schaden anrichten. Bitte, Kendra, ich habe dir geholfen. Du musst mir nun auch einen Gefallen tun.«
    Kendra hörte draußen einen Wagen anhalten. Der Motor verstummte. Als sie die Lamellen der Jalousie auseinanderdrückte, sah sie eine Frau aus einem schnittigen Sportwagen
steigen. »Ich glaube, das kann ich nicht«, sagte Kendra. »Es tut mir wirklich leid.«
    »Sieht so aus, als hättest du Besuch«, bemerkte Errol, und eine Spur Argwohn schlich sich in seine Stimme. »Ein toller Wagen. Eine Freundin der Familie?«
    »Ich bin mir nicht sicher«, antwortete Kendra. »Hören Sie, ich muss Schluss machen.«
    »Na schön.« Die Verbindung brach ab.
    Dad streckte den Kopf herein. »Alles in Ordnung?«
    Kendra legte das Telefon weg und versuchte, sich ihre Nervosität nicht anmerken zu lassen.

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