Die Gesellschaft des Abendsterns
hinkann.«
»Ich fahre nicht zum Spaß so schnell«, fuhr Vanessa fort. »Wir könnten von Feinden verfolgt werden, deshalb ist es für heute Nacht das Klügste. Übrigens, Seth, deine Oma hat mir das hier für dich gegeben.« Sie öffnete ein kleines Kühlfach zwischen den Vordersitzen und nahm eine Flasche Milch heraus.
»Das sagen Sie mir jetzt, nachdem ich den Stumpfian verpasst habe.« Er nahm die Milch und trank sie. »Was ist der Unterschied zwischen einem Stumpfian und einem Golem?«
»Es ist im Wesentlichen ein qualitativer Unterschied«, erläuterte Vanessa. »Stumpfiane sind ein wenig leichter zu erschaffen. Obwohl ich seit Ewigkeiten keinen mehr gesehen habe. Wie Golems sind sie fast ausgestorben. Wer immer hinter euch her war, verfügt über ungewöhnliche Ressourcen.«
Einen Moment lang schwiegen alle. Schließlich verschränkte Kendra die Arme vor der Brust. »Es tut mir leid, dass wir Ihren schönen Wagen beschädigt haben.«
»Das war nicht eure Schuld«, sagte Vanessa. »Ob du es glaubst oder nicht, ich habe Autos schon viel schlimmer zugerichtet.«
Kendra runzelte die Stirn. »Ich komme mir so dumm vor, weil ich mich von Errol habe benutzen lassen.«
»Euer Großvater hat mir alles erklärt«, erwiderte Vanessa. »Du hast nur versucht, das Richtige zu tun. Es war eine lehrbuchmäßige Infiltration durch die Gesellschaft: eine Bedrohung zu inszenieren und es dann so aussehen zu lassen, als würden sie euch helfen, das Problem zu lösen, um Vertrauen aufzubauen. Ich bin mir sicher, dass sie euch auch die Kontaktaufnahme mit Stan unmöglich gemacht haben. Da wir gerade von Stan sprechen …«
Vanessa klappte ein kleines Handy auf. Kendra und Seth saßen schweigend da, während Vanessa Opa berichtete, dass sie unterwegs seien und es ihnen gut gehe. Sie umriss mit knappen Worten den Zwischenfall mit Errol und dem Stumpfian, dann klappte sie das Telefon wieder zu.
»Was habe ich Opas Freund denn nun gestohlen?«, wollte Seth wissen.
»Einen Dämon namens Ollock der Vielfraß«, antwortete Vanessa. »Ich nehme an, du hast ihn gefüttert?«
»Errol sagte, das wäre die einzige Möglichkeit, ihn zu bewegen«, erklärte Seth niedergeschlagen.
»Errol hatte Recht«, bestätigte Vanessa. »Du hast den Zauber gebrochen, der ihn gebunden hat. Hat er dich gebissen?«
»Ja, ist das schlimm?«
»Man wird dir in Fabelheim mehr darüber erzählen«, versprach Vanessa.
»Hat er mich vergiftet?«
»Nein.«
»Werde ich mich in einen Frosch verwandeln oder so was?«
»Nein. Warte, bis wir in Fabelheim sind. Eure Großeltern haben euch viel zu erzählen.«
»Bitte, sagen Sie es mir jetzt«, drängte Seth.
»Ich werde mir die Wunde ansehen, wenn wir zum Tanken anhalten.«
»Würden Sie es denn nicht wissen wollen?«, sagte Seth flehend.
Vanessa überlegte. »Ja, wahrscheinlich. Aber ich habe deinen Großeltern gesagt, dass ich es ihnen überlassen würde, euch ins Bild zu setzen, und ich halte gerne mein Wort. Es ist eine gewisse Gefahr im Spiel, aber nichts Unmittelbares. Ich bin davon überzeugt, dass wir das Problem lösen können.«
Seth befingerte die winzigen verschorften Bissspuren an seiner Hand. »Okay. Gibt es irgendetwas, das Sie uns sagen können?«
Sie erreichten die Auffahrt zum Highway. »Lasst die Sicherheitsgurte an«, antwortete sie.
KAPITEL 5
Neuankömmlinge
A ls der Wagen endlich langsamer wurde und sie auf die Schotterstraße einbogen, hatte Kendra große Mühe, die Augen offen zu halten. Sie hatte die Erfahrung gedie Augen offen zu halten. Sie hatte die Erfahrung gemacht, dass selbst mit zweihundertfünfzig Sachen über den Highway zu jagen nach einer Weile monoton wurde. Es dauerte nicht lange, bis man das Gefühl für die Geschwindigkeit verlor, mit der man sich bewegte. Vor allem im Dunkeln.
Sie hatten den Highway verlassen, die Straße wurde kurviger, und Vanessa drosselte das Tempo beträchtlich. Sie hatte sie gewarnt, dass, sollte es einen weiteren Hinterhalt geben, dieser am wahrscheinlichsten in der Nähe der Straße nach Fabelheim auf sie warten würde.
Knirschend fuhren sie über den Schotter, und auf der anderen Seite der Kurve kam ihnen ein einzelner Scheinwerfer entgegen. Er gehörte zu einem Quad. Dale saß darauf und winkte, als er sie sah.
»Alles klar«, sagte Vanessa. Sie folgten Dale vorbei an den Schildern, die das Betreten des Grundstücks verboten, und durch die hohen schmiedeeisernen Tore. Dale hielt an, um die Tore hinter ihnen zu schließen,
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