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Die Gesellschaft des Abendsterns

Die Gesellschaft des Abendsterns

Titel: Die Gesellschaft des Abendsterns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Mull
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wie eine lästige Pflicht anfühlt. Du brauchst die Energie.«
    Kendra nahm noch einen Bissen. »Du konntest den Sphinx gestern Nacht nicht erreichen?«, fragte sie Oma.
    »Genauso wenig wie heute Morgen. Es hat nur geklingelt und geklingelt. Was schlimm ist, aber nicht ungewöhnlich. Ich werde es nach dem Frühstück noch einmal versuchen.«
    Opa richtete sich auf, reckte den Hals und schaute zum Fenster hinaus. »Da kommen sie«, sagte er.

    Kendra sprang auf die Füße und rannte zur hinteren Veranda. Tanu, Vanessa, Dale und Hugo hatten gerade den Wald hinter sich gelassen und kamen durch den Garten heran. Hugo trug Coulter auf seinem Arm. Der andere Arm des Golems war verschwunden. Kendra sah keine Spur von Seth.
    Aufgewühlt drehte Kendra sich nach Oma um, die Opa gerade auf die Veranda hinausrollte. »Ich kann Seth nicht sehen!«, rief sie.
    Oma legte einen Arm um sie. »Zieh keine voreiligen Schlüsse.«
    Als Hugo und die anderen näher kamen, merkte Kendra, dass Coulter anders aussah. Sein Gesichtsausdruck war leer und seine Haut ausgebleicht. Sein Haar, das grau gewesen war, war jetzt weiß wie Schnee. Er hatte anscheinend das gleiche Schicksal erlitten wie Warren.
    »Was gibt es Neues?«, fragte Opa, als die anderen sich auf dem Rasen unter der Veranda versammelten.
    »Nichts Gutes«, antwortete Tanu.
    »Was ist mit Seth?«, drängte Opa.
    Tanu blickte zu Boden. Diese Geste sagte alles. »Oh nein«, flüsterte Oma. Kendra brach in lautes Schluchzen aus. Sie versuchte, ihr Schluchzen zu ersticken, und biss sich in den Ärmel. Sie kniff ihre Augen fest zusammen, aber ihre Tränen flossen in Strömen.
    »Vielleicht sollten wir erst einmal abwarten«, meinte Vanessa.
    »Ich will es hören«, brachte Kendra mühsam heraus. »Ist er tot?«
    »Alles weist darauf hin, dass er von Ollock verschlungen wurde«, sagte Tanu.
    Mit zitternden Schultern hielt Kendra sich am Geländer der Veranda fest. Sie wollte nicht glauben, was sie da gerade gehört hatte, aber sie hatte keine andere Wahl.

    »Erzählt uns alles«, bat Oma mit bebender Stimme.
    »Hugo war leicht zu finden, obwohl er durch zerklüftetes Terrain gegangen ist«, begann Tanu. »Wir haben ihn auf dem Rückweg zum Haus gefunden. Er nahm die gleiche Route, die er auch auf dem Hinweg zu dem Hain benutzt hatte.«
    »Dann ist Coulter also in den Hain gegangen«, sagte Opa wütend.
    »Ja. Hugo sah vollkommen niedergeschlagen aus, als wir ihn fanden. Ihm fehlte ein Arm, er ließ den Kopf hängen und trottete langsam dahin. Sobald wir ihn gefunden hatten, befahlen wir ihm, uns zu der Stelle zu bringen, an der er Coulter zum letzten Mal gesehen hatte.«
    »Und Hugo ging direkt in den Hain im Tal der vier Hügel«, schlussfolgerte Oma.
    »Er ist seinen eigenen Spuren gefolgt«, sprach Tanu weiter. »Als wir den Hain erreichten, habe ich mir alles angesehen, was ich an Hinweisen finden konnte. Ich fand die Stelle, an der Coulter und Seth zusammen hineingegangen waren. Es sah aus, als wäre es Hugo nicht möglich gewesen, den Hain zu betreten. Dann ging ich am äußeren Rand der Bäume entlang und fand Coulters Spuren, die wieder aus dem Hain herausführten. Auf der gegenüberliegenden Seite des Hains entdeckte ich die Stelle, an der Hugo mit Ollock gerungen haben muss. Ich bin davon überzeugt, dass Hugo dort seinen Arm verloren hat. In der Nähe konnte ich erkennen, wo Ollock in den Hain eingedrungen war, und nicht viel weiter führte auch seine Spur wieder heraus. Wir haben gesucht und gesucht, aber keinen Hinweis darauf gefunden, dass Seth den Hain ebenfalls wieder verlassen hat.«
    »Wie konnte Ollock in den Hain vordringen, wenn Hugo es nicht konnte?«, fragte Kendra.
    »Unterschiedliche Barrieren funktionieren auf unterschiedliche Art und Weise«, erklärte Tanu. »Ich vermute,
dass der Hain die Geschöpfe der Dunkelheit eher hineinlässt. Ein Dämon wie Ollock dürfte gegen viele schwarze Flüche immun sein.«
    »Habt ihr den Hain betreten?«, fragte Oma.
    »Etwas Bösartiges, Heimtückisches treibt dort sein Unwesen«, antwortete Vanessa.
    »Wir fühlten uns nicht gerüstet für das, was uns unter dem Dach dieser verfluchten Bäume erwartet hätte«, sagte Tanu. »Wir mussten Dale unter Einsatz von Körperkraft zurückhalten. Schließlich sind wir Coulters Spuren aus dem Hain heraus gefolgt und fanden ihn im Wald so vor, wie ihr ihn jetzt seht.«
    Kendra konnte kaum zuhören. Sie umklammerte das Geländer und kämpfte gegen die überwältigende Trauer an, die

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