Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gesellschaft des Abendsterns

Die Gesellschaft des Abendsterns

Titel: Die Gesellschaft des Abendsterns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Mull
Vom Netzwerk:
Hoffnung hatte, sollte sie nicht das Vertrauen verlieren. »Gibt es irgendetwas, das ich tun kann?«, fragte Kendra.
    Oma massierte ihr von hinten die Schultern. »Versuche, dir keine Sorgen zu machen. Vanessa, Tanu und Dale werden sie finden.«
    »Meinst du, du könntest wieder zu Bett gehen?«, fragte Opa.

    »Unwahrscheinlich«, erwiderte Kendra. »Ich habe mich noch nie wacher gefühlt. Und ich habe mir noch nie mehr gewünscht, ich würde das alles nur träumen.«
     
    Coulters Schreien folgte unbarmherzige Stille. Seth konnte nicht erkennen, ob es eine Auswirkung der Schreie war, aber seine Angst schien wieder stärker zu werden und wallte erneut in ihm auf. Irgendetwas stieß gegen Seths Kokon. Wieder. Und wieder.
    Seth stellte sich den hageren Mann mit den dünnen Haaren und dem unfotogenen Lächeln vor, wie er den Kokon schüttelte. »Er kann nicht rein, er kann nicht rein, er kann nicht rein«, machte Seth sich leise murmelnd Mut.
    Die Furcht ließ ein wenig nach. Es war unbehaglich, aber erträglich, nach dem, was er außerhalb des Kokons erlebt hatte. Was sollte er jetzt tun? Er saß in der Falle. Sicher, der Zombiemann konnte nicht herein, aber Seth konnte auch nicht hinaus. Sobald er den Kokon aufriss, war er wieder verletzbar. Eine Pattsituation. Er würde auf Rettung warten müssen.
    Ein Brüllen unterbrach seine Gedanken. Es klang fern, aber es war schwer zu beurteilen, inwieweit das an dem Kokon lag. Seth wartete und lauschte. Das nächste Brüllen war definitiv näher. Er kannte das Geräusch. Es war tiefer und voller, als er es das letzte Mal gehört hatte, aber es war eindeutig Ollock.
    Seth hörte ein weiteres wildes Brüllen. Und noch eins. Was ging da draußen vor? Ein Showdown mit Hugo? Was würde geschehen, wenn Ollock in den Hain vordrang? Wenn Ollock das Potenzial hatte, so mächtig zu werden wie Bahumat, stark genug, um den Gründungsvertrag Fabelheims außer Kraft zu setzen, war es dann nicht auch möglich, dass der Dämon den Kokon verspeisen konnte?

    Seth konnte nichts anderes tun, als in den engen, weichen Wänden des Kokons zu warten und möglichst nicht darauf zu achten, wenn der Zombie ihn schüttelte. Eigentlich hatte Coulter die Kreatur ja einen Wiedergänger genannt, was immer das bedeutete. Anscheinend hatte er sich mit der Vermutung, der Hain wäre das Heim eines Phantoms, geirrt. Coulter hatte gesagt, er solle den Nagel herausziehen, bei dem es sich um das dornenähnliche Ding im Hals des Wiedergängers handeln musste. Leichter gesagt als getan. Es war schwer, einen Nagel irgendwo herauszuziehen, wenn man vor Angst zu Stein erstarrt war.
    Ein ohrenbetäubendes Brüllen zerriss die Luft. Seth zuckte zusammen und hielt sich die Ohren zu. Es klang, als stünde Ollock jetzt direkt vor dem Kokon. Dann wurde der Kokon gepackt und unbarmherzig umhergeworfen. Es fühlte sich an, als spiele Ollock damit Fußball. Seth war dankbar, dass das Innere so kuschelig gepolstert war.
    Als Seth schon lange nicht mehr wusste, wo oben und unten war, kam der Kokon endlich zur Ruhe. Doch schon im nächsten Moment setzte er sich irgendwie wieder in Bewegung. Dann wieder Stillstand. Dann bewegte er sich wieder. Die Bewegungen waren jetzt weit weniger abgehackt und abrupt. Es fühlte sich an, als läge der Kokon auf der Ladefläche eines Pick-ups, der immer wieder beschleunigte, abbremste und die Richtung wechselte. Und gelegentlich hüpfte.
    Seth brauchte nicht lange, um dahinterzukommen, was das bedeutete. Ollock hatte ihn verschluckt, mitsamt dem Kokon.

KAPITEL 13
Das Netz des Diebes
    K endra rührte lustlos in ihrer Hafergrütze. Sie nahm einen Klumpen auf ihren Löffel, drehte den Löffel um und beobachtete, wie der Klumpen platschend in die Schale zurückfiel. Ihr Toast wurde kalt. Ihr Orangensaft wurde warm. Sie hatte einfach keinen Hunger.
    Draußen ging gerade die Sonne auf und tauchte den Garten in goldenes Licht. Feen flatterten umher und lockten Blüten, noch bunter zu erblühen. Den milden, friedlichen Morgen schien die Tatsache nicht zu kümmern, dass ihr Bruder entführt worden war.
    »Du solltest etwas essen«, sagte Oma.
    Kendra schob sich einen Bissen Hafergrütze in den Mund. Normalerweise hätte sie ihr gut geschmeckt, bestäubt mit Zimt und gesüßt mit Zucker. Aber nicht heute. Heute war es, als kaue sie Styropor. »Mir ist nicht danach.«
    Opa lutschte ein wenig Butter von seinem Daumen, nachdem er gerade eine zweite Scheibe Toast verspeist hatte. »Iss, selbst wenn es sich

Weitere Kostenlose Bücher