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Die Gesichter der Zukunft

Die Gesichter der Zukunft

Titel: Die Gesichter der Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Moskowitz
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Grautöne mischten. Er stützte sich auf die Lanze, die er mit sich gebracht hatte, müde und erschlafft nach der Nervenanspannung. Nun, da es geschehen war und er unwiderruflich an die Zeit gekettet war, die er erreicht hatte, verspürte er Gleichgültigkeit und nur wenig Neugierde, sich mit seiner Lage vertraut zu machen.
    Erst das entfernte Peitschen eines Schusses ermunterte ihn. Er bedeckte die Bedienungsknöpfe der Aufzugplattform sorgfältig mit Erde und Gras, trat den Boden fest und lief den Hügel hinunter. Alles erschien ihm wie ein schlechter Traum, den er schon einmal gehabt hatte – aber er hatte eine Ahnung, eine höchst sonderbare Idee, die ihn befeuerte.
    Er rannte durch das hohe Gestrüpp am Fuß des Hügels und sah sich am Rand einer gepflegten Rasenfläche. Fünfzig Meter vor ihm war eine kleine grüne Bodenerhebung, auf der eine Stange mit einem Signalwimpel stand. Und mehrere hundert Meter jenseits sah er eine kleine Gruppe von Gestalten im ungewissen Licht des schwindenden Tages. Sechs Gestalten sah er, als sie sich trennten und mit seltsam schleichenden, geduckten Bewegungen in seine Richtung kamen. Plötzlich verstand Conn.
    Er ließ sich auf alle viere nieder und bewegte sich in einem ausweichenden Bogen nach rechts. Mündungsfeuer blitzte, und ein Schuß peitschte. Aus einer Sandgrube krabbelte die dunkle Gestalt eines Mannes, kauerte am Rand und feuerte auf die sechs Angreifer. Dann sprang er in seine Deckung zurück. Nur einer der Angreifer fiel; fünf rannten weiter auf ihn zu.
    Conn murmelte: »Keine Angst, armer Conn. Ich bin bei dir …«
    Er erhob sich auf die Knie, brachte die Lanze in Anschlag und löste den Federmechanismus aus. Zwischen den angreifenden Gestalten blitzte eine lautlose Explosion – und von den fünf Männern waren nur noch vier übrig. Zwei, die etwas zurück waren und ihren Gefährten von der Lichterscheinung zerfetzt sahen, machten kehrt und flohen, so schnell sie konnten. Zwei weitere erreichten die Grube, und wieder fiel ein Schuß.
    Conn erhob sich seufzend, ging weiter bis zum Rand des Golfplatzes und legte sich ins taufeuchte Gras, um zu warten. Er wußte, daß es nur ein paar Minuten dauern würde. Sein alter Ego würde sich die beiden letzten Gangster vom Hals schaffen, Hilda küssen, eine Ohrfeige einstecken und Lebewohl sagen.
    Es würde zur Zeitmaschine gehen, dachte Conn, und in einer neuen Zukunftsalternative landen. Wahrscheinlich in einer zeitlich weniger entfernten, weil die Akkumulatoren nicht mehr viel Energie in sich haben konnten. Vielleicht würde er dort glücklich sein; vielleicht nicht. Vielleicht würde er alles versuchen, um seine Rückkehr zu bewerkstelligen. Es hatte keinen Sinn, sich zu fragen, was das Schicksal für ihn bereithalten mochte, denn die Zeit war zu unendlich, als daß der menschliche Verstand sie zu begreifen vermöchte.
    Er würde Hilda eine Erklärung geben müssen, dachte Conn. Warum hatte er sie verlassen? Warum war er so schnell zurückgekehrt? Wie kam es, daß seine Kleider in Fetzen gerissen waren? Wo hatte er diese Lanze her? Alles das, und mehr. Aber es war nicht wichtig. Hilda war das einzige, was wichtig war, und sie würde verstehen.
    Eine Gestalt ging in einiger Entfernung an ihm vorbei, trottete mit traurig hängendem Kopf durch das nasse Gras; die Gestalt David Conns, mit einem Rucksack auf dem Rücken. Conn wollte aufstehen und hallo sagen, und vielleicht hinübergehen und seinem Alter Ego die Hand schütteln, aber die Gestalt wanderte nach einem langen Blick über die Schulter weiter, und Conn hörte Hilda rufen: »David!«
    Das war sein Stichwort. Er sprang auf und rannte zu ihr. Als sie ihn sah, rief sie wieder, in einem überraschten und freudigen Ton: »David!«
    Conn schloß Hilda in seine Arme und küßte sie. »Es ist alles in Ordnung, Liebling«, murmelte er. »Es ist alles in Ordnung, ich bleibe bei dir.« Und es kam ihm der Gedanke, daß dies wirklich der letzte Absatz sei. Danach käme nichts mehr als: »Und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage.« Er schmiegte seine abgeschürfte und stoppelbärtige Wange an ihr seidiges Haar und fühlte Mitleid mit all den anderen wahrscheinlichen David Conns. Und er fragte sich, wie viele von ihnen wissen mochten, was ihnen entging.
     

 
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