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Die Gesichter der Zukunft

Die Gesichter der Zukunft

Titel: Die Gesichter der Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Moskowitz
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darum, den Charakter der Ozeane so zu verändern, daß sie sich darin wohl fühlen, Menschen sich aber nicht mehr hineinwagen würden? Eine hinreichende Zahl jener kleinen chemischen Anlagen, verbunden mit einem großzügig kalkulierten Zeitfaktor, würde ein solches Projekt in den Bereich des Möglichen rücken. Und Zeit war etwas, das Venusier sich leisten konnten; ihre Lebensspanne betrug ein Mehrfaches der normalen menschlichen Lebenserwartung. Ein paar hunderttausend kleine Chemiefabriken, verborgen in der Tiefe, tausend Jahre oder so, und das Werk könnte gelingen.
    Vielleicht waren die Boote der Unterwasserpatrouille schon ausgelaufen, um den Kontinentalschelf abzusuchen, die Säurebehälter zu beschlagnahmen und die Chemieanlagen zu zerstören. Aber es würde ein langwieriges und mühseliges Beginnen sein, und die gesamte Bodenfläche der Ozeane mußte durchgekämmt werden. Und manche Anlagen mochten so tief und in so zerklüftetem Terrain liegen, daß es schwierig sein würde, sie zu orten.
    Grant schalt sich einen Dummkopf. Ohne irgendeiner Tatsache absolut sicher zu sein, steigerte er sich bereits in eine Weltuntergangsstimmung hinein.
    Eine halbe Stunde später sichtete er die schwarzen, schattenhaften Klippen, schaltete herunter und rollte langsam näher.
    Er sah die Kuppel erst, als er im Begriff war, sie zu überrollen. Dann stieß er einen unartikulierten Ruf aus, hielt das: Fahrzeug mit einem Ruck an und preßte sein Gesicht gegen das Panzerglas. Der Lichtkegel des Scheinwerfers ruhte auf einer Ruine.
    Die Behausung des alten Gus war in Stücke geblasen. Nur das fest im felsigen Grund verankerte Fundament und ein paar Reste der Kuppel standen noch.
    Von Gus fehlte jede Spur. Anscheinend war der alte Mann nicht zu Hause gewesen, als die Kuppel zerborsten war, oder eine Strömung hatte seinen Körper abgetrieben.
    Grant stieg aus und untersuchte den Schauplatz der Katastrophe. Nicht lange, und er glaubte zu wissen, was den Zusammenbruch der Kuppel bewirkt hatte. Die breiten Raupenspuren eines großen Unterwasserfahrzeugs führten vom Ort der Zerstörung fort. Tiefe Fußabdrücke machten ein Netzwerk rings um den Platz, und das Innere des Gebäudes war nach der Zerstörung der Kuppel offensichtlich ausgeraubt worden. Dies war die Arbeit von Menschen. Ein Explosivgeschoß, getrieben von Preßluft, hatte die Kuppel zerschmettert.
    »Räubertief«, sagte Grant halb zu sich selbst, als er mit seinem Blick der breiten Doppelfährte folgte. Die Geschichte vom Räubertief war ihm wie eine von diesen haarsträubenden Erzählungen vorgekommen, mit denen die Bewohner des Meeresbodens an eine alte Tradition früherer Seefahrergeschlechter anzuknüpfen pflegten. Aber vielleicht war dieses Räubertief nicht nur ein Schauermärchen – vielleicht steckte wirklich etwas dahinter.
    Grant wandte sich zurück zu seinem wartenden Fahrzeug. »Beim Zeus!« murmelte er grimmig. »Der Sache muß ich auf den Grund gehen!«
     
    Es war leicht, der Fährte zu folgen, denn sie war frisch, und die schwache Strömung der Tiefe brauchte lange, um sie mit Schlamm und neuen Ablagerungen aufzufüllen. Sie führte in gerader Linie den unterseeischen Hang abwärts zu den Steilabbrüchen des großen Tiefseegrabens, doch bevor sie die Nähe der Kante erreichte, machte sie einen scharfen Knick nach Nordwesten und folgte dem deutlich absinkenden Terrain.
    Das Wasser wurde dunkler. Hier unten herrschte ein schmutziges Schwarzgrau vor, in dem es keine Farben mehr gab. Funken flitzten durch die Dunkelheit, Lichter glühten auf und vergingen, signalisierten die Anwesenheit von Tiefseebewohnern, die ihre eigenen Laternen trugen. Pfeilwürmer schlängelten sich wie weiße Fäden über die Sichtscheibe. Copepoden, die Insekten der Tiefsee, peitschten sich mit ruderartigen Schlägen durch das Wasser. Eine erschrockene Garnele stieß eine leuchtende Flüssigkeit aus, die beinahe in Grants Gesicht zu explodieren schien.
    Eine Schule kleiner Fische mit Reihen von Leuchtorganen an den Flanken kreuzte den Scheinwerferkegel, und etwas später landete ein Alptraum von einem Lebewesen mit zähnestarrendem Rachen, nickenden Laternenfühlern, Stachelflossen und riesigen Augen auf dem Bug des Fahrzeugs, kauerte einen Moment wie ein vorzeitliches Ungeheuer auf stelzenartigen Bauchfühlern und glitt dann in die Dunkelheit zurück.
    Die Anzeigenadeln pendelten weiter und weiter nach rechts. Es ging tiefer und tiefer, der Druck stieg an. Das Schwarzgrau des

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