Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gesichter der Zukunft

Die Gesichter der Zukunft

Titel: Die Gesichter der Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Moskowitz
Vom Netzwerk:
der Menschheit zu sprechen und erwähnte Bantas Arbeiten mit der Verjüngung von Protoplasma als Beispiel. Flynn lächelte unverbindlich, und als Methuen geendet hatte, erwiderte er: »Gewiß, das ist alles sehr wahr. Aber was hat es mit mir zu tun? Ihr Geschäft ist die Wissenschaft, aber meines ist die Politik. Mißverstehen Sie mich nicht: Ich habe nichts gegen Wissenschaft, im Gegenteil. Was mir an euch Wissenschaftlern so gefällt, ist jenes naive Wohlwollen, das die Vorurteile gewöhnlicher Menschen gar nicht in Betracht zieht, weil es sie nicht kennt und nicht begreift. Vielleicht würde es besser sein, wenn mehr Menschen wie Sie wären.
    Aber in meinem Geschäft muß man praktisch denken, und das bedeutet, daß man sich nicht in die Schußlinie begibt, solange man keinen greifbaren Vorteil darin sehen kann. Welchen Nutzen könnte es für die Demokratische Partei und für mich haben, wenn wir gegen die Gesetzesvorlage stimmen und uns bei der Mehrheit der Bevölkerung unbeliebt machen würden? Denn es ist nun mal eine Tatsache, daß der Mann auf der Straße mißtrauisch geworden ist und sich von der Forschung bedroht fühlt.«
    »Nun, da ist die Aussicht auf eine Verlängerung Ihres Lebens.«
    »Ich bin noch nicht alt genug, um mir darüber Sorgen zu machen. Und Doktor Banta hat das Problem noch nicht wirklich gelöst, nicht wahr? Es könnte sein, daß ein anderer eine Methode zur Verlängerung des Lebens entdeckt, wenn es Doktor Banta nicht gelingt, oder wenn er seine Forschungen nicht weiterführen kann.«
    »Aber sehen Sie nicht …« Methuen brach ab und wußte, daß er geschlagen war. Was hatte er anzubieten? Versprechungen über die glückliche Zukunft der Menschheit, wenn man es optimistisch sehen wollte. Aber damit waren in den bevorstehenden Wahlen nicht viele Stimmen zu gewinnen. Er fühlte sich alt. Flynn konnte über das Alter als eine entfernte, nicht ganz real erscheinende Möglichkeit sprechen, aber dem grauhaarigen Direktor schien es nicht so weit entfernt zu sein.
     
    Sarratt führte eine Ziege in den Schuppen und schloß die Tür ab. Er war ein wenig erschrocken, als er Johnny zusammengerollt in einer Ecke liegen sah. Sollte er …? Aber der Bär schien fest zu schlafen, und in seinem chronischen Zustand von glücklicher Beduseltheit waren Gordon Sarratts kritische Fähigkeiten eingeschläfert. Er band die Ziege an, stellte einen kleinen Eimer darunter und molk sie. Statt Milch produzierte das Tier eine dunkelbraune Flüssigkeit. Sarratt molk, bis er ungefähr einen halben Liter von der Flüssigkeit hatte. Dann schüttete er sie in eine gedrungene Edelstahlflasche, schloß den Kohlensäurebehälter an und öffnete das Ventil. Es gab ein dumpf blubberndes Geräusch, und nach einem Moment schloß der alte Mann das Ventil und löste die Schlauchverbindung. Als er den Deckel von der Flasche schraubte, kam weißer Schaum zum Vorschein. Er füllte den Inhalt in einen Deckelkrug aus Steingut um, den er zur Kühlung in Eiswasser gestellt hatte. Er spülte Flasche und Eimer, stellte sie weg, griff zum Krug und trank mit genießerischem Lächeln.
    Und sie dachten, er sei bloß ein alter Trunkenbold und Penner, wie? Sie glaubten, er sei am Ende, eh? Nun, sie würden anders denken, wenn sie von diesem Ding wüßten! Es war gar nicht so schwierig gewesen, in den Ziegen ein paar Zellen so zu modifizieren, daß sie mit ihrer Funktion Gärung bewirkten. Bloß die gute alte orthogonale Mutation. Und dann brauchte man den Tieren zu ihrem Futter nur noch ein wenig Hopfen und Malz zu geben. Resultat: Bier. Gewiß, zuerst war es ein bißchen warm und schal, aber die Kohlensäure brachte das in Ordnung. Und niemand konnte sich beklagen, daß es nicht stark genug sei. Er hätte gern den Politiker zu einer Kostprobe eingeladen, um ihm zu zeigen, zu welchen Leistungen die Wissenschaft fähig war, aber er wagte niemanden in sein Geheimnis einzuweihen, aus Angst, die sauertöpfischen Burschen in der Station würden sich einmischen. Vielleicht war es ein Fehler gewesen, daß er seinem Neffen diesen Brief geschrieben hatte. Verdammt, er mußte diese Gewohnheit aufgeben, laut zu denken. Zu vertrauensselig, das war schon immer sein Fehler gewesen. Diese tierische Gärung würde bestimmt Aufsehen erregen, wenn sie der Öffentlichkeit bekannt würde. Jeder würde eine solche Ziege haben wollen. Aber was würden die Brauereien dazu sagen. Verdammt, arbeitete sein Neffe nicht für eine Brauerei? Klar – Achilles Brau-AG,

Weitere Kostenlose Bücher