Die Gesichter der Zukunft
Roman, der ihm je gefallen hatte, war eine Detektivgeschichte gewesen. Sie hatte sich mit der Lösung des Problems durch Logik beschäftigt. Auf dieser Ebene war er wirklich interessiert, doch die meisten Romane langweilten ihn: sie behandelten zu einem großen Teil menschliche emotionelle Krisen. Johnny, der kein Mensch war, hatte niemals genau diese Emotionen empfunden und fand solche Werke unverständlich. Aus dem Schuppen drang Sarratts krächzender Gesang:
»Hätte ich eine Kuh, die gäb solchen Saft,
ich würde sie kleiden in teuersten Taft,
ich würde sie füttern mit bestem Klee,
und vierzigmal melken am Tag juchhei
Ha ha ha, du und ich, kleiner Krug,
wie lieb ich dich!«
Etwas klickte in Johnnys Gehirn. Es schien nicht möglich, aber wenn alle anderen Möglichkeiten erschöpft waren …
Er landete mit einem Plumps im Gras und wanderte zu Sarratts Schuppen. Aber Vorsicht; er mußte diese Sache behutsam angehen. Zuerst kam es darauf an, den alten Sarratt so an seinen Anblick zu gewöhnen, daß er ihn nicht bemerken würde.
Fünf Minuten später sah der alte Mann den großen schwarzen Bären schlafend an der Wand seines Schuppens liegen. Er dachte daran, Johnny zu wecken und fortzuschicken, ließ es aber sein. Es war wirklich nicht nötig; die Ziegen waren so an Johnny gewöhnt, daß sein Anblick und Geruch sie nicht mehr ängstigte.
Am nächsten Tag tat Johnny das gleiche, und auch am übernächsten, als Methuen mit einem gutgekleideten Mann daherkam, dessen ansehnlicher Bauch mit seinem noch jugendlich wirkenden Gesicht kontrastierte. Johnny erhob sich und schüttelte ihm feierlich die Hand. Sarratt erschien plötzlich in der Türöffnung seines Schuppens und musterte die zwei Männer mit mißtrauischen Blicken. Er entspannte sich erst, als der Besucher vorgestellt wurde.
»Mächtig interessant hier, Sie werden sehen, Mr. Flynn«, sagte er. »Natürlich, es ist nicht mehr, was es war, als wir eine Menge Geld hatten. Aber wir tun unser Bestes mit dem, was wir haben. Sogar ich, obwohl ich als ein alter Säufer und Nichtsnutz angesehen werde. Heh, heh!« Er krakelte los und schlug sich auf die mageren Schenkel, die in einer schmutzigen und verschlissenen Hose steckten. Während Methuen verlegen und betreten dastand, fuhr Sarratt mit erhobener Stimme fort: »Ich werde diesen jungen Wichtigtuern, die denken, sie wüßten alles, was es über Wissenschaft zu wissen gibt, noch ein Ding zeigen!« Er stieß rülpsend auf, entschuldigte sich und verschwand wieder im Schuppen.
Methuen, sichtbar erleichtert über den Abgang des alten Mannes, rief: »Komm mit uns, Johnny, ja?« und schlenderte mit seinem Besucher davon.
Johnny war über diese Unterbrechung seiner Ermittlungen nicht erfreut, aber weil es Methuen war, kam er. Der Direktor der Station zeigte seinem Gast unterdessen dies und jenes und dachte, wie glücklich es sei, daß sie Honoria Velez hatten, deren Kochkunst auch bei drastisch reduziertem Budget ans Wunderbare grenzte. Wenn Flynn sich nach dem Mittagessen in der richtigen Stimmung zeigte, könnte er vielleicht damit anfangen, den Mann zu bearbeiten. Im allgemeinen schätzte er Politiker nicht sonderlich, doch mußte er anerkennen, daß dieser hier höflich und intelligent war und die selten gewordene Kunst des Zuhörens beherrschte.
Später, nachdem Flynn ausführlich über die Schwierigkeiten referiert hatte, mit denen sich die Senatsausschüsse in Washington zwischen Repräsentantenhaus und Präsident herumzuschlagen hatten, und nachdem Johnny mit Schreibtafel und Schreibmaschine seine intellektuellen Leistungen demonstriert hatte, kam Methuen auf das Thema Regierungssubventionen für wissenschaftliche Forschung zu sprechen.
Flynn sagte: »Hmm. Sie erwarten von uns, daß wir die unpopuläre Seite der Frage unterstützen. So sehr ich Sie persönlich bewundere, Doktor Methuen, ich bin nicht sicher, ob ich wirklich etwas für Sie tun kann. Sie wissen, ich bin nicht der Präsident.«
»Richtig. Aber Sie sind Vorsitzender des Senatsausschusses für Bildung und Wissenschaft und werden ein entscheidendes Wort mitzureden haben, wenn die Gesetzesvorlage H. R. 1346 behandelt wird. Und Sie sind eines der einflußreichsten Mitglieder im Vorstand der Demokratischen Partei. Ich weiß, daß Ihr Wort bei der Regierung Gewicht hat.«
»Sie schmeicheln mir, Doktor Methuen. Aber warum sollten wir uns Ihren Standpunkt zu eigen machen?«
Methuen begann über den Wert der Forschung für die Wohlfahrt
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