Die Gesichter der Zukunft
Sie Poker? Fein. Heute abend um acht werden wir eine kleine Partie anfangen, und wenn Sie um Mitternacht besser dastehen als ich, dann werde ich es auf mich nehmen, das fragliche Gesetz zu blockieren und die maßgeblichen Gremien zugunsten weiterer Forschungsbeihilfen für Ihre Fachrichtungen umzustimmen; vorausgesetzt, ich kriege den Doktortitel, und Vorausgesetz, dieses Bier ist wirklich guter Stoff. Stehe ich um Mitternacht besser da, so werde ich nichts unternehmen – aber den Ehrendoktor kriege ich trotzdem.«
»He, ist das nicht fair. Ich habe seit Jahren nicht gepokert, und Sie wurden wahrscheinlich mit dem Kartenspiel in den Händen geboren.«
»Also gut, verdammt noch mal, wir lassen einen oder zwei von den anderen auf Ihrer Seite mitspielen. Wenn einer von ihnen um Mitternacht in der Vorhand ist, unterstütze ich die Forschung. Spielen Ihre Leute?«
»Ryerson. Banta nicht. Was ist, Johnny?« Methuen blickte auf die bekritzelte Schreibtafel. »Er will auch mitspielen.«
»Was? Sie meinen, dieser Bär hier spielt Poker?«
»Gewiß. Nur ist es besser, wenn ein anderer für ihn mischt und gibt; mit diesen Tatzen würde er die ganze Nacht brauchen.«
Das Spiel begann um acht. Alle Ziegen an Sarratts Herde waren trotz der Proteste des alten Mannes gemolken worden, um Erfrischungen zu liefern. Um acht Uhr dreißig trieb ein steifer Wind Regenböen gegen die Fenster. Flynn sagte: »Junge, bin ich froh, daß ich heute abend nicht draußen sein muß. Wer will Karten?«
»Fünf«, sagte Ryerson.
Methuen fluchte verhalten. Er war ein vorsichtiger, mathematischer Spieler und hatte langsam gewonnen. Es schmerzte ihn, zu sehen, wie der vierschrötige Biochemiker auf Risiko spielte.
»Johnny?«
Der Bär tappte dreimal mit der Tatze auf die Tischplatte, und Flynn schob die Karten hinüber. Johnny hielt seine Karten zwischen zwei Zehenballen seiner linken Vorderpranke.
»Geber behält, was er hat«, sagte Flynn. Methuen ließ sich eine Karte geben. Bei der ersten Runde des Steigerns stiegen die beiden Wissenschaftler aus. Johnny und Flynn fütterten eine Weile den Topf, bevor der erstere forderte. Johnny gewann die Runde.
»Ho, ho!« bellte Ryerson. »Wer hätte das gedacht? Johnny mit dem eisernen Pokergesicht! Nächstes Mal werden wir vorsichtiger sein. Die nächste Runde?«
Flynn grinste und schob den Topf Johnny zu. Alle vier (einschließlich Johnny, der seinen Krug mit beiden Tatzen hielt) gossen einen weiteren halben Liter Ziegenbier in sich hinein. Flynn blickte mißtrauisch in die Runde, um sich zu vergewissern, daß die andern nicht weniger tranken als er; sie beobachteten ihn aus dem gleichen Grund.
Um neun goß es in Strömen. Methuen war voraus, mit Flynn dicht hinter ihm. Methuen erkannte, daß er in seinen Kalkulationen Fehler gemacht hatte, wahrscheinlich als ein Resultat der beträchtlichen Quantitäten Ziegenbier, die sie getrunken hatten. Es war ein mächtig wirkendes Zeug. Er würde sich genauer auf das Spiel konzentrieren müssen. Traurig dachte er, daß es ein Fehler gewesen sei, einen Politiker unter den Tisch trinken zu wollen. Und dieser gerissene Teufel wußte es wahrscheinlich auch.
Um zehn verlor Methuen ein Spiel nach dem anderen; seine Mathematik zeigte sich Flynns Spielerfahrung nicht gewachsen. Ryerson hatte einen harten norwegischen Akzent angenommen.
Um elf hatte Ryerson aufgegeben und röhrte mit glasigem Blick norwegische Trinklieder. Methuen, nicht viel besser daran, versuchte sein Spiel fortzusetzen. Flynn sprach mit dem gedehnten Akzent des Südstaatlers und war jovialer denn je. Johnny fuhr unerschütterlich fort, sein Bier zu trinken und um Karten zu signalisieren.
Eine Minute vor zwölf rappelte Methuen sich soweit auf, daß er auf seine Uhr sah. Nachdem er seine steif gewordene Zunge mit Schwierigkeiten von den Zähnen gelöst hatte, sagte er: »Letztes Spiel.«
Flynn schob einen kleinen Einsatz in die Mitte. Johnny steigerte ein wenig; Flynn steigerte um ein Mehrfaches. Johnny gab auf.
»Johnny, ich werde nie wieder mit dir reden«, ächzte Flynn. »Sieh mal, was ich hatte!« Er warf ein volles Haus auf den Tisch.
»Natürlich wollte er nichts riskieren«, murmelte Methuen. »Er war voraus und wollte seinen Vorteil nicht verschenken.«
»Du willst sagen, dieser Bär hat mich tatsächlich geschlagen? Wieso, verdammt noch mal – oh, oh, es sieht tatsächlich so aus. Welche Schande für das Haus Flynn! Wehe dir, du erzählst es weiter, Doc. Ich würde es
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