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Die Gewürzhändlerin

Die Gewürzhändlerin

Titel: Die Gewürzhändlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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dass Wied mich mit Wein beliefert. Nein? Nun, dann wisst Ihr es jetzt. Ich brauche dringend eine neue Lieferung Rheinwein. Bei dem kalten Wetter saufen mir die Kerle den ganzen Vorrat weg. Ein paar billige Spezereien benötige ich auch, habe da ein sehr gutes Rezept für einen Würzwein. Dazu braucht man keinen teuren Ingwer und Pfeffer. Aber Anis und ein paar andere Zutaten benötige ich schon. Wie ist es, habt Ihr etwas in der Art da? Ich habe Geld dabei.»
    Luzia rang mit sich. Durfte sie mit einer Unehrlichen Geschäfte machen? Ganz offensichtlich hatte Martin in dieser Hinsicht keine Skrupel, war er doch, wie sie inzwischen wusste, ebenfalls schon Gast im Haus
Zur Schlange
gewesen. «Sag mir, welche Gewürze du benötigst, dann wiege ich sie dir drüben im Kontor ab.»
    «Danke, Jungfer Luzia. Ihr seid meine Rettung!» Klarissa lachte erneut, diesmal erleichtert. Dann nannte sie Luzia die Gewürze, die sie zu kaufen beabsichtigte.
    Luzia suchte alles zusammen und ging dann voraus ins Haus. Zunächst zögerte sie, Klarissa einzulassen. Aber da die Frau offenbar nicht zum ersten Mal hier war – sich sogar ausgezeichnet auszukennen schien –, bat sie die Hurenwirtin ins Kontor.
    «Warte einen Augenblick, bis ich alles abgewogen habe», erklärte Luzia und holte die Feinwaage aus der Lade neben dem Fenster.
    Klarissa sah ihr aufmerksam bei der Arbeit zu. «Ihr habt geschickte Hände», sagte sie. «Und ein hübsches Gesicht. Mir scheint, jetzt kenne ich den Grund, weshalb Wied in letzter Zeit immer seltener bei mir zu Gast ist. Die Gerlies hat sich schon gewundert.»
    «Gerlies?» Luzia blickte kurz von der Waage auf.
    «Sie hat ihn früher häufig empfangen.» Auf Klarissas Lippen zeichnete sich ein verschlagenes Lächeln ab. «Vielleicht sollte ich gerade Euch lieber nicht zu viel davon erzählen, wie?»
    «Ich wüsste nicht, was dich davon abhalten sollte», erwiderte Luzia und packte die Gewürze in eine hölzerne Schachtel.
    Klarissa gab erneut ihr kehliges Lachen von sich. «Entweder seid Ihr ein hartgesottenes Weib, oder ich habe mich in Bezug auf Euch und Wied doch getäuscht. Ich dachte, Ihr und er …»
    «Anscheinend bist du nicht die Einzige in Koblenz, die sich diesbezüglich irrt», gab Luzia leicht gereizt zurück. «Zwischen Martin Wied und mir besteht keinerlei … Verbindung, außer einer freundschaftlichen.»
    «Kein Grund, mir an die Kehle zu gehen», sagte Klarissa amüsiert. «Tja, wenn es sich so verhält, wie Ihr sagt, dürfte es Euch sicher nichts ausmachen, ihm Grüße von Gerlies auszurichten und ihn daran zu erinnern, dass er stets gerne in der
Schlange
gesehen wird.»
    «Ich werde es ihm ausrichten», fauchte Luzia und drückte Klarissa die Schachtel in die Hand. Dann nannte sie der Hurenwirtin den Preis und wartete geduldig, bis diese die Münzen aus ihrer Börse abgezählt hatte.
    Klarissa zwinkerte der jungen Frau schalkhaft zu. «Fünf Fässer Rheinwein brauche ich – so bald wie möglich. Gehabt Euch wohl, Jungfer Luzia.» Als sie sich zum Gehen wandte, prallte sie beinahe mit Augusta zusammen. «Verzeihung, Euch habe ich gar nicht gesehen!»
    «Das denke ich mir», zischte Augusta und bedachte Klarissa mit einem abfälligen Blick. «Hast du dein Geschäft getätigt? Dann verlass mein Haus. Weiber wie dich will ich nicht länger als notwendig in meiner Nähe wissen.»
    «Aber sicher doch.» Klarissa schien der geringschätzige Ton Augustas nichts auszumachen. «Ich bin schon auf dem Rückweg. Einen schönen Tag wünsche ich allerseits. Frau Carissima, Euch ebenfalls.» Sie bedachte die Gattin des Ratsherrn mit einem geradezu huldvollen Nicken und verließ dann hocherhobenen Hauptes das Haus.
    «Ach du liebe Zeit, dieses Weib bildet sich etwas auf sich ein», konstatierte Carissima kopfschüttelnd.
    Augusta schnaubte verärgert. «Sie ist noch schlimmer, als ihre Mutter dazumal gewesen ist. Eitel wie die Pfauen und hochnäsig obendrein. Aber was soll ich sagen? Schon mein seliger Bertholff hat mit Gundlies, Klarissas Mutter, gute Geschäfte gemacht. Ihr Haus wird von vielen hohen Herren aufgesucht. Nicht, dass ich es gutheiße, aber leider kann sie sich dadurch einigen Luxus leisten. Und natürlich bewirtet sie ihre Gäste nur mit dem besten Wein.»
    «Nun, auch mir mag nicht gefallen, womit das Weib sein Geld verdient, aber erfolgreich ist sie; das kann man nicht leugnen.» Carissima zuckte mit den Schultern, dann betrat sie das Kontor. «Wie es scheint, hat Jungfer Luzia keine

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