Die Gewürzhändlerin
wie Roland mehr als ungewöhnlich. Ich kenne keinen …»
«Er liebt mich, Bruder Georg. Und ich liebe ihn.»
«Gerade deshalb wundere ich mich …»
Luzia richtete sich ein wenig auf. «Es mag ihm … uns … nicht leichtfallen, aber wir wissen, dass wir nichts tun dürfen, dass … Einmal …» Erschrocken hielt sie inne. Sie durfte niemandem verraten, dass sie einmal das Lager mit Roland geteilt hatte.
Bruder Georg betrachtete sie mit scharfem Blick. «Kind, ich sehe es als meine Pflicht an, dich zu warnen. Dir seinen Umgang zu verbieten steht mir nicht zu.» Er seufzte. «Die Liebe, wenn sie rein ist, ist ein wunderbares Geschenk. Doch bedenke, dass du und dieser Gaukler niemals eine gemeinsame Zukunft haben werdet. Oder hast du etwa vor, mit ihm auf Wanderschaft zu gehen?»
«Nein, natürlich nicht!», rief Luzia. «Ich kann doch Frau Elisabeth nicht im Stich lassen. Und Martin und …» Sie ließ den Kopf hängen. «Er wird noch bis Ostern hierbleiben», sagte sie tonlos. «Bitte versteht, dass ich die wenige Zeit, die uns bleibt, mit ihm verbringen möchte. Zwar hat er versprochen, im Winter wieder zurückzukehren, aber ich weiß, wie unstet und gefährlich das Leben auf der Straße ist. Es könnte ihm etwas zustoßen, oder …»
«Ich weiß.» Verständnisvoll tätschelte Bruder Georg ihren Arm. «Würde ich dich nicht so gut kennen, hätte ich schon längst etwas gegen eure heimlichen Treffen unternommen. Dennoch kann ich nicht umhin, mich zu sorgen, Luzia. Überlege dir genau, was du tust. Versperre dir nicht durch Unbedachtheit deine Zukunft.»
«Meine Zukunft?» Verwirrt runzelte Luzia die Stirn. «Weshalb glauben nur alle, mir Ratschläge über mein Leben geben zu müssen?»
«Alle?»
«Zuletzt Metza, die Äbtissin der Zisterzienserinnen. Und selbst Klarissa machte so merkwürdige Andeutungen. Offenbar glauben alle, dass ich … dass Herr Wied …»
«Ja, Luzia?» Bruder Georg sah sie aufmerksam an.
«Glaubt Ihr denn auch, ich solle … also …» Verlegen senkte sie den Blick. «Offenbar glaubt jeder, ich wolle ihn dazu bringen, mich zu heiraten.»
«Es gäbe schlimmere Verbindungen als diese, Kind.»
«Ich bin nur eine Bauerntochter!»
Um die Mundwinkel des Mönches zuckte es leicht. «Ist das dein einziger Einwand?»
Luzias Kopf ruckte wieder hoch. «Nein, ich meine, ich … Er … Das ist einfach lächerlich! Ich bin eine Magd und vielleicht seine Gehilfin … aber …»
«Aber?» Wieder tätschelte Bruder Georg ihre Hand. «Luzia, wenn es ihn nicht interessiert, dürfte es doch sonst niemanden etwas angehen, in welcher Art von Haus deine Wiege stand. Denk mal ein wenig praktisch!»
Entsetzt starrte Luzia ihn an. «Ich könnte nie … Ich will nicht … Nein, Bruder Georg, das ist ausgeschlossen.»
«Nun gut, wenn du nicht willst, sehe ich ein, dass es keinen Sinn hat», entgegnete er lächelnd.
«Außerdem hat er andere Pläne», fügte Luzia rasch hinzu. «Ulrich Thal will, dass Martin seine Tochter heiratet. Und gewiss gibt es noch eine ganze Reihe anderer Kaufmänner in Koblenz, die ihn gerne als Schwiegersohn hätten. Er würde niemals so dumm sein, sich mit einer niedrig Geborenen einzulassen. Selbst wenn … Nein.» Entschieden schüttelte sie den Kopf und stand auf. «Ich weiß gar nicht, wie wir auf dieses absurde Thema gekommen sind, Bruder Georg. Ich werde nicht heiraten. Vielleicht niemals. Und falls doch, dann gewiss nicht jemanden wie Martin Wied. Verzeiht, ich werde mich jetzt zurückziehen», murmelte sie und verließ beinahe fluchtartig den Raum.
«Von
jemandem wie
Martin Wied war auch gar keine Rede», brummelte Bruder Georg und blickte nachdenklich auf die Tür, die leise hinter Luzia zugefallen war. Überrascht hob er die Brauen, als sie sich erneut öffnete.
Luzia trat noch einmal ein, hielt dabei das Kruzifix umfasst. «Bruder Georg? Ist es nicht seltsam, dass das Kreuz uns diesmal nicht vor dem herannahenden Unglück gewarnt hat?»
«Dem Unglück?»
Luzia runzelte die Stirn. «Der Unfall. Konrad und die beiden Wachmänner wurden schwer verletzt, der Fuhrknecht ist tot. Auch Anton hat etwas abbekommen. Das ist doch ein schlimmes Unglück, oder etwa nicht? Schließlich wissen wir noch immer nicht, ob Konrad überleben wird. Trotzdem hat das Kreuz uns nicht gewarnt.»
Ratlos sahen die beiden einander an, dann wandte sich Luzia um und verließ die Stube endgültig.
«In der Tat seltsam», murmelte Bruder Georg. «Sollte das Unglück vielleicht am Ende gar
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