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Die Gewürzhändlerin

Die Gewürzhändlerin

Titel: Die Gewürzhändlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Skrupel, Geschäfte mit Klarissa zu machen. Bewundern wir sie dafür, oder sollten wir sie schelten?»
    Luzia presste die Lippen zusammen. «Klarissa ist eine gute Kundin», sagte sie kühl. «Es steht mir nicht zu, sie einfach abzuweisen. Gewiss wäre Herr Wied nicht erfreut darüber.»
    «Für eine brave Jungfer ziemt es sich keinesfalls, mit einer wie Klarissa Umgang zu pflegen», stellte Augusta mit strenger Miene fest. «Das sollte auch meinem Sohn klar sein.»
    «Er ist aber nicht hier», erinnerte Carissima sie sanft. «Kommt, ich denke, wir lassen Luzia nun weiter ihre Arbeit verrichten. Mir scheint, sie macht sie ziemlich gut.»
    Luzia seufzte leise, als die beiden Frauen das Kontor verlassen hatten. Sie hoffte, dieser Tag hielte nicht noch mehr Überraschungen für sie bereit. Auf dem Pult stand noch immer der Kasten mit dem Safran. Sorgsam wischte sie die Waage sauber, um danach die Bestellung der Äbtissin abzuwiegen.
    * * *
    «Darf ich Euch eine Frage stellen?», fragte Luzia am Abend nach dem Essen Bruder Georg, bevor dieser sich in seine Kammer zurückziehen konnte. Elisabeth war bereits in ihr Schlafgemach hinaufgestiegen, das restliche Gesinde saß in der Küche beisammen.
    «Natürlich, mein Kind.»
    Der Benediktiner setzte sich wieder auf die Bank am unteren Ende der Tafel, und Luzia ließ sich neben ihm nieder.
    «Ist es eine Sünde und muss ich es beichten, wenn ich mit jemandem gesprochen habe, mit dem man normalerweise nicht sprechen soll?»
    Bruder Georg betrachtete aufmerksam ihr bedrücktes Gesicht. «Das kommt darauf an. Um was für eine Person handelt es sich denn?»
    «Um eine Unehrliche. Eine Hübschlerin. Sie kam heute ins Kontor. Herr Wied verkauft ihr regelmäßig Wein und Gewürze. Hätte ich sie wegschicken sollen?»
    Der Mönch dachte eingehend über Luzias Frage nach und rieb sich dabei das Kinn. «Das ist nicht so leicht zu beantworten, Luzia. Worum ging es in eurem Gespräch? Hat sie versucht, dich mit Worten zu … zu etwas Sündigem zu verführen?»
    «Nein!» Erschrocken schüttelte Luzia den Kopf. «Ganz bestimmt nicht. Sie wollte nur Wein und Gewürze kaufen, mehr nicht. Sie ist ein bisschen hochnäsig und eingebildet.»
    «Das ist nicht dein Fehler, sondern etwas, das sie zu beichten hätte», sagte Bruder Georg lächelnd. «Hochmut ist in der Tat eine Sünde. Hat sie dich angefasst?»
    «Nein, hat sie nicht. Nicht einmal als sie mir das Geld gab, haben sich unsere Finger berührt. Darauf hat sie geachtet», erinnerte sich Luzia. «Sie war sehr vorsichtig.»
    «Löblich», befand er. «Obgleich man darüber streiten kann, ob eine flüchtige Berührung einer Unehrlichen sich gleich so schrecklich auf den Berührten auswirken kann, wenn man bedenkt, dass unzählige Männer weit mehr tun, als jene Weiber flüchtig zu berühren …» Er räusperte sich verlegen. «Ich denke nicht, dass es notwendig ist, dies zu beichten, Luzia. Es sei denn, es wäre noch etwas anderes vorgefallen.»
    «Ist es nicht. Ich wollte nur sichergehen.»
    «Hm, aha.» Nachdenklich musterte Bruder Georg sie. «Zuletzt habe ich den Eindruck gewonnen, dass es da vielleicht doch das eine oder andere gibt, was du deinem Beichtvater anvertrauen solltest, Luzia.»
    «Was meint Ihr, Bruder Georg?», fragte Luzia erschrocken.
    Der Mönch lächelte wissend. «Weißt du, in letzter Zeit fiel mir auf, dass des Nachts jemand still und leise sein Bett verlässt, um sich zu einem heimlichen Stelldichein im Pferdestall davonzustehlen.»
    «Oh.» Mehr fiel Luzia nicht dazu ein. Peinlich berührt blickte sie auf ihre Hände, die sie im Schoß gefaltet hatte.
    «Es ist dieser Gaukler – Roland, nicht wahr? Du triffst dich heimlich mit ihm.» Er seufzte. «Heimlich insoweit, als Elisabeth es wahrscheinlich ahnt, dich jedoch nicht davon abhält. Sie könnte es dir verbieten; wahrscheinlich wäre das besser für alle Beteiligten. Luzia, du riskierst dein Seelenheil, weißt du das?»
    Luzia schluckte. «Ich … Wir tun nichts Unrechtes, Bruder Georg. Bestimmt nicht.»
    Nachdenklich kräuselte der Benediktiner die Lippen. «Weißt du, dir glaube ich das sogar. Schon damals hat der Mann dich nicht angerührt, nicht wahr? Ein paar unschuldige Küsse bei Mondschein, nicht mehr. Schau nicht so entsetzt! Zwar mag ich selbst den fleischlichen Freuden entsagt haben, aber das macht mich noch lange nicht blind und taub. Ich frage mich nur … Was geht zwischen euch beiden vor, Luzia? Dieses Verhalten ist für einen erwachsenen Mann

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