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Die Gewürzhändlerin

Die Gewürzhändlerin

Titel: Die Gewürzhändlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Finger gruben sich in ihre dichten rotgoldenen Locken. Eine der beinernen Haarnadeln fiel unbemerkt zu Boden.
    Er musste damit aufhören. Martin wusste, dass er dabei war, alles zu zerstören. Doch bei Gott, ihre vollen Lippen waren wie für ihn geschaffen! Jetzt, da er sie gekostet hatte, konnte er nicht mehr von ihr lassen. Jede Faser seines Körpers schmerzte vor Verlangen. Er wusste, dass er nicht hätte tun dürfen, was er tat. Sie gehörte ihm nicht, würde ihm niemals gehören. Doch warum, zum Teufel, wehrte sie sich nicht? Er hatte ihre Abneigung deutlich gespürt – oder etwa nicht? Sie hatte verlangt, dass er sie losließ. Er konnte es nicht – oder doch?
    Versuchsweise lockerte er seinen Griff etwas, nur um zu spüren, dass ihr Leib sich auch ohne sein Zutun weiterhin an den seinen presste. Wie in einem Rausch zog er sie wieder fest in seinen Arm. Er rang um das letzte bisschen Selbstbeherrschung, um sich nicht hier an Ort und Stelle mehr zu nehmen, als jemals wiedergutzumachen wäre.
    Luzia focht einen inneren Kampf mit sich aus, obgleich sie das Gefühl hatte, in jedem Fall die Verliererin zu sein. Das Blut raste inzwischen wieder durch ihre Adern und kribbelte bis in ihre Fingerspitzen. Gleichzeitig hatte sie den Eindruck, nichts anderes als seinen gierigen Mund zu spüren, der rücksichtslos ihre Lippen plünderte. Noch niemals hatte sie eine derartige Leidenschaft erlebt. Einen derartigen Kampf. Was geschah hier? Sie spürte, wie sich seine verkrüppelte Hand in ihrem Haar zur Faust ballte. Heiße und kalte Schauer rannen ihr Rückgrat hinab.
    Sie wollte nicht von ihm angefasst werden. Nicht so … nicht …
    Ihre Gedanken wirbelten wie Laub im Wind durch ihren Kopf. Nicht einen von ihnen bekam sie auch nur annähernd zu fassen. Stattdessen klammerte sie sich an Martins Schultern fest, hatte die Beherrschung ihres Körpers offenbar verloren, denn als sie spürte, wie sich sein Griff um ihre Mitte lockerte, drängte sie sich an ihn – unfähig, zurückzuweichen, sich von ihm zu lösen. Ein hilfloser Laut entrang sich ihrer Kehle, als sich sein Arm wieder fester um ihre Taille schloss.
    Martin spürte, wie Luzias Körper mehr und mehr nachgab. Sein Verlangen steigerte sich ins Unermessliche … Doch schließlich gelang es ihm, all seine Kraft zusammenzunehmen und seine Lippen von ihrem Mund zu lösen. Prüfend sah er in ihr Gesicht, beobachtete, wie sich ihre Lider verwirrt und flatternd hoben. Sprachlos starrte sie ihn an.
    Bevor der Anblick ihrer geröteten Lippen und Wangen ihn die Beherrschung erneut verlieren ließ, löste er seine Hände von ihr und trat einen Schritt zurück. «Fest steht», sagte er und wunderte sich, wie ruhig seine Stimme klang, «dass Ihr hier eine Pflicht zu erfüllen habt. Metza und Bruder Maximin sind von nun an Eure Kunden, Luzia.» Er holte tief Luft. «Klarissa werde ich übernehmen.»
    Luzia schluckte und trat vorsichtshalber einen Schritt zur Seite, um aus seiner direkten Reichweite zu fliehen. «Das denke ich mir», antwortete sie. Ehe sein Zorn erneut aufflammen konnte, wechselte sie rasch das Thema: «Wie geht es Konrad? Eure Mutter konnte mir heute Morgen nur sagen, dass er noch lebt, es ihm jedoch sehr schlechtgeht …»
    «Er wird leben», sagte Martin, trat zurück und lehnte sich gegen sein Pult. Die Arme verschränkte er vor der Brust, um nicht in Versuchung zu geraten, die Haarsträhnen zu berühren, die sich aus Luzias hochgesteckten Zöpfen gelöst hatten. «Seine Rippen sind gebrochen, ebenso seine linke Schulter. Er muss unglaubliches Glück gehabt haben, dass sich keine Rippe in seine Lunge gebohrt hat. Aber eine böse Wunde am Kopf hat er sich zugezogen, die mir Sorgen bereitet. Die ehrwürdigen Schwestern, die sich um ihn kümmern, sagen, er habe wahrscheinlich innere Verletzungen. Also wird es viele Wochen dauern, bis er wieder auf die Beine kommt.»
    «Das tut mir leid», erklärte Luzia und senkte den Blick auf ihre Hände, die sie ineinander verschränkt hatte, um deren Zittern zu verbergen. «Ihr …» Sie atmete tief durch. «Ihr wollt also, dass ich Euch weiterhin im Kontor helfe.»
    «Allein schaffe ich es nicht, Luzia. Es steht zu vieles auf dem Spiel. Ihr wisst, dass ich Verpflichtungen eingegangen bin, die mir kaum Spielraum lassen. Da Konrad nun ausfällt, brauche ich jemanden, der sich um die laufenden Geschäfte kümmert, während ich meine Kunden beliefere.»
    «Ich werde Elisabeth fragen, ob sie mich noch einmal für ein paar Wochen

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