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Die Gewürzhändlerin

Die Gewürzhändlerin

Titel: Die Gewürzhändlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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man es nicht nennen.» Sie nestelte am Ärmel ihres Kleides herum. «Er hat … Wir sind …» Ratlos brach sie ab.
    Elisabeth stand auf und ging um den Tisch herum, setzte sich neben die Freundin und ergriff ihre Hand. «Ich habe dir schon einmal gesagt, dass du dich nicht verpflichtet fühlen musst, ihm zu helfen. Wenn es dir derart schwerfällt, seine Gegenwart zu ertragen, solltest du nicht …»
    «Nein, Herrin, das ist es nicht», wehrte Luzia rasch ab. «Oder … ich weiß nicht. Ich … fühle mich unwohl in seiner Gesellschaft, Herrin. Dafür kann ich nichts. Immer wenn er mir zu nahe kommt, kann ich nicht …» Atmen, wollte sie sagen, brachte das Wort aber nicht über die Lippen.
    «Es sind seine Brandnarben, nicht wahr? Nach wie vor.» Betrübt drückte Elisabeth Luzias Hand. «Ich weiß, dass du dir große Mühe gibst. Es ist gewiss nicht einfach, aber in letzter Zeit hatte ich den Eindruck, dass ihr beide doch recht gute Freunde geworden seid.»
    «Ja, in gewisser Weise. Ich weiß auch nicht, warum es mir so schwerfällt …»
    «Wie gesagt, du solltest dich nicht verpflichtet fühlen …»
    «O doch, es ist meine Pflicht», begehrte Luzia unvermittelt auf. «Er hat es selbst gesagt.»
    «Martin hat das gesagt?» Verblüfft hob Elisabeth die Brauen. «Wie kommt er dazu?»
    «Er sagt, nachdem ich der Äbtissin und dem Cellarius der Benediktinerabtei Laach diese Buchfarben versprochen habe, seien beide nun meine Kunden und daher sei es meine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass sie ihre Lieferungen erhalten. Er wird mir zwar helfen, aber verantwortlich soll ich dafür sein. Herrin, ich weiß nicht, ob ich das kann. Ich bin doch keine richtige Händlerin!»
    «Bist du nicht?» Elisabeth lächelte amüsiert. «Ich glaube, da muss ich dir widersprechen. Das Kaufmannsgewerbe scheint dir im Blut zu liegen. Erinnere dich nur, wie erfolgreich du während des Jahrmarktes verkauft hast! Ich halte es für eine große Ehre, dass Martin dir derart vertraut.»
    «Ehre?» Skeptisch zog Luzia die Stirn kraus. «Es ist aber etwas anderes, für jemanden Waren zu verkaufen, die bereits im Lager liegen, als sie erst allein einzuhandeln und dann sich selbst um alles zu kümmern. Er hat mir sogar empfohlen, mir ein eigenes Rechnungsbuch anzulegen. Stellt Euch das vor! Er meinte, er gebe mir fürs Erste einen kleinen Kredit, da ich ja nicht genügend Geld habe, um die Buchfarben aus Italien einzukaufen.»
    «Luzia.» Elisabeth sah ihre Freundin eindringlich an. «Das ist mehr als nur eine Ehre. Er ist ein wirklicher Freund, merkst du das nicht? Er will dir helfen, einen eigenen Handel mit Buchfarben aufzubauen.» Sie hielt inne. «Ich frage mich, was ihn dazu bewegt. Mal abgesehen davon, dass du wirklich großes Talent hast … Könnte er noch andere Hintergedanken haben?»
    «Hintergedanken?» Erschrocken starrte Luzia sie an. Die Gefühle und die Verwirrung vom Vormittag stiegen wieder in ihr hoch; die Erinnerung an den leidenschaftlichen, beinahe wütenden Kuss ließ sich einfach nicht verdrängen.
    Elisabeth schien von ihrem Gefühlsaufruhr jedoch nichts zu bemerken. «Ja, Luzia», sagte sie. «Hintergedanken. Möglicherweise gefällst du ihm ja, und er …»
    «Nein!» Luzia schüttelte heftig den Kopf. «Herrin, ich bin eine Bauerntochter, und er weiß das. Solche Hintergedanken, wie Ihr sie meint, hat er ganz gewiss nicht. Das würde er nicht … Das würde seinem Ansehen viel zu sehr schaden.»
    «Glaubst du?»
    «Das weiß ich. Jemand wie ich kommt für ihn nicht in Frage. Und das will ich auch gar nicht, Frau Elisabeth. Er … macht mir ein wenig Angst … manchmal», gab sie schließlich zögernd zu.
    «O Luzia, es tut mir leid.» Rasch zog Elisabeth sie an sich. «Ich wollte nicht den Anschein erwecken, dich zu etwas drängen zu wollen.» Aufmerksam musterte sie Luzias gequältes Gesicht. «Bist du ganz sicher, dass du weiterhin bei ihm arbeiten willst? Du musst es nicht, das sollte dir klar sein.»
    «Ich habe es ihm versprochen, Herrin», antwortete Luzia. «Als Freund – und weil er recht hat. Eine Verpflichtung muss man erfüllen, nicht wahr?»
    «Er hat es zu einer Verpflichtung für dich gemacht.»
    «Ja, aber ich hätte die Bestellungen nicht annehmen müssen. Außerdem gefällt mir ja die Arbeit im Kontor und im Lager und all das. Herrin, ich habe ein schlechtes Gewissen.»
    «Weswegen?»
    «Weil Konrads Unglück es mir erlaubt, etwas zu tun, das mir sonst nicht möglich gewesen wäre.»

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