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Die Gewürzhändlerin

Die Gewürzhändlerin

Titel: Die Gewürzhändlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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alle Zeit. Roland?»
    «Hm?»
    «Versprich mir, dass du zurückkehrst. Sooft es dir möglich ist.»
    «Das verspreche ich dir. Und du wirst immer meine hehre Frau sein.»
    «Ich weiß.» Sie kuschelte sich in seinen Arm. «Ein wenig Zeit bleibt uns ja bis Fastnacht, nicht wahr?»
    «Aber ja.» Sanft streichelte er über ihren Oberarm. «Ein paar Wochen bleiben uns noch.»
    «Singst du mir noch einmal das Lied
Unter der Linden
vor? Und vielleicht das von der Reise nach Santiago de Compostela?»
    * * *
    Natürlich war seine Mutter bei seiner Heimkehr noch wach gewesen. Ebenso seine Schwestern. Sie alle hatten sehnsüchtig auf Nachricht von ihm – oder vielmehr von Konrad – gewartet. Es hatte ihn einiges an Selbstbeherrschung gekostet, sich ruhig und zuversichtlich zu geben, obgleich die Nachrichten, die er überbrachte, nicht allzu schrecklich waren. Konrad lebte noch, und es sah aus, als würde dies auch so bleiben.
    Alsbald hatte er sich aber in seine Schlafkammer zurückgezogen. Er war müde und erschöpft. Einschlafen konnte er dennoch lange Zeit nicht. Unruhig hatte er sich von einer Seite auf die andere gewälzt und versucht, Luzias lächelndes Gesicht von seinem inneren Auge zu vertreiben.
    Als er schließlich bei Tagesanbruch doch eingeschlafen war, hatten wüste Träume ihn geplagt wie schon lange nicht mehr. Geweckt wurde er von geschäftigen Geräuschen im Haus und vor seinem Fenster, die ihm verrieten, dass der Tag bereits ein gutes Stück vorangeschritten sein musste. Noch immer fühlte er sich müde und zerschlagen, doch sein Pflichtgefühl ließ ihn aufstehen und sich zügig ankleiden. Auch verspürte er Hunger und zum ersten Mal seit zwei Tagen auch etwas Appetit. Also würde er zunächst einmal etwas zu essen auftreiben und sich dann um seine liegengebliebenen Geschäfte kümmern.
    Auf halbem Weg zur Küche hielt er inne, denn er vernahm eine weibliche Stimme im Haus, die er nicht erwartet hatte. Luzia war offenbar in seinem Kontor. Sogleich zog sich sein Magen schmerzhaft zusammen. Dennoch war seine Neugier groß genug, ihn zu veranlassen, sich auf leisen Sohlen dem Raum zu nähern. Jemand war mit Luzia in ein Gespräch verwickelt. Die Männerstimme kam ihm bekannt vor. Das Gespräch der beiden ließ ihn überrascht die Stirn runzeln.
    «Die Äbtissin ließ mir eine Nachricht zukommen, dass ich bei Euch vorsprechen solle, Jungfer Luzia. Seht Ihr, wir stehen vor einem ähnlichen Problem wie die Zisterzienserinnen. Bis Ostern haben wir einige Psalter und ein Stundenbuch fertigzustellen, die allesamt reich illuminiert werden sollen. Leider ist es derzeit nicht leicht, günstig an Buchfarben zu gelangen. Einige unserer Lieferanten gibt es seit der Pestilenz nicht mehr, Gott sei ihren Seelen gnädig! Diejenigen, die noch da sind, haben ihre Preise derart erhöht, dass es an Frechheit grenzt. Ganz abgesehen davon, dass die Qualität oftmals zu wünschen übriglässt. Solche Erfahrungen haben wir vor allem mit einem Mainzer Kaufmann gemacht, der mit uns ins Geschäft kommen wollte.»
    Luzia räusperte sich leise. «Bruder Maximin, es ehrt mich, dass die Äbtissin diese Empfehlung ausgesprochen hat und dass Ihr in Erwägung zieht, bei uns zu bestellen.»
    «Herr Wied hat uns schon oft mit Wein und Gewürzen beliefert.»
    «Mit Buchfarben jedoch handelt er normalerweise nicht», wandte sie vorsichtig ein. «Es war eine Ausnahme, dass ich Metza …»
    «Sie ist eine gute Freundin», unterbrach er sie. «Unser Abt hält große Stücke auf ihr Urteil. Ich weile nur noch drei Tage hier in Koblenz, bevor ich nach Laach zurückkehre. Es wäre wirklich eine Erleichterung zu wissen, dass Ihr Euch – oder vielmehr Herr Wied sich – unserer Bestellung annehmt.»
    Einen Moment lang war es still, dann erklang wieder Luzias Stimme: «So sagt mir denn, welche Farben Ihr benötigt, Bruder Maximin. Ich werde sehen, was ich tun kann.»
    «Ich danke Euch, werte Jungfer. Da wäre also zunächst einmal der Safran.»
    «Safran?»
    «Auripigment, Ocker und Rubia.»
    «Rubia?» Man hörte genau, dass Luzia dieses Wort noch niemals zuvor vernommen hatte.
    «Das ist Färberkrapp», erklärte Bruder Maximin, der Cellarius der Benediktinerabtei Laach. «Indigo, Mennige und Bleiweiß. Auch Cinnabarit – Zinnrot – benötigen wir in größerer Menge.»
    «Also gut, Bruder Maximin, sobald Herr Wied sich von seiner Reise erholt hat, werde ich ihm Euer Anliegen vortragen», versprach Luzia. «Gewiss wird er Euch selbst aufsuchen und

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