Die Gewürzhändlerin
über die Einzelheiten mit Euch verhandeln wollen.»
«Ich danke Euch, Jungfer Luzia. Dann werde ich mich jetzt wieder auf den Rückweg machen; wichtige Geschäfte erwarten mich heute noch.»
«Gehabt Euch wohl, Bruder Maximin», antwortete Luzia freundlich.
Bevor der Benediktiner ihn sehen konnte, zog sich Martin rasch zurück. Er hörte, wie der Mönch das Haus verließ, dann erneut Schritte und die Stimme Albans, der leise etwas zu Luzia sagte. Sie lachte auf und antwortete etwas, das Martin nicht verstehen konnte. Alban eilte hinaus, wahrscheinlich zum Lagerhaus.
Leise ging Martin zur Tür seines Kontors und blickte in den kleinen Raum. Das Bild, das sich ihm bot, schnürte ihm unvermittelt die Kehle zu. Luzia saß, in ein hellgelbes, mit Stickereien verziertes Kleid gewandet, an seinem Schreibpult. Ihr Haar war wie immer zu kunstvollen Zöpfen geflochten und aufgesteckt, jedoch hatten sich einige Löckchen den Kämmen entwunden und umspielten ihr Gesicht und den weißen Hals. Sie hielt den Kopf leicht geneigt und studierte die Zahlen in den Spalten eines der Rechnungsbücher. Dabei knabberte sie an ihrer Unterlippe und zog leicht die Nase kraus.
Wut stieg in Martin auf. Luzia sah aus, als gehöre sie hierher – als sei ihr Platz niemals woanders gewesen als in diesem Kontor, hinter seinem Pult.
Betont gleichmütig machte er sich durch Räuspern bemerkbar und lehnte sich gegen den Türstock. «Färberkrapp und Cinnabarit werden aus den Ländern jenseits der Alpen eingeführt. Habt Ihr eine Ahnung, wie teuer es ist, Buchfarben von einwandfreier Qualität einzukaufen? Dagegen ist der Safranhandel das reinste Kinderspiel.»
Luzias Kopf fuhr hoch. Erschrocken blickte sie ihn an. «Herr Wied, Ihr seid … Ihr habt uns belauscht? Warum habt Ihr nicht selbst mit Bruder Maximin gesprochen?» Ihre kühle Stimme verriet nicht, wie heftig ihr Herz gegen ihre Rippen pochte. Vor Schreck, sagte sie sich. Schließlich hatte er sich einfach angeschlichen. Er sah müde aus; die dunklen Schatten auf seinen Wangen verrieten, dass er in den vergangenen Tagen keinen Gedanken an eine Rasur verschwendet hatte. Und seine Augen schienen zu glühen. Sie hätte schwören können, dass Zorn aus ihnen funkelte.
«Es scheint, als hättet Ihr diesen Part bereits ausreichend übernommen», erwiderte er, stieß sich vom Türrahmen ab und trat zu ihr an das Pult. Stirnrunzelnd ergriff er die Wachstafel, auf der sie sich Notizen über die Buchfarben gemacht hatte. «Was war das mit Metza? Habt Ihr etwa auch eine Bestellung von den Zisterzienserinnen angenommen?»
Luzia erhob sich. Schweigend griff sie nach dem Papier, auf dem sie die Geschäfte und Bestellungen der vergangenen Tage notiert hatte. «Ich habe ihr die Hälfte Eures Safrans verkauft. Die übrigen Farben benötigt sie bis Mai.» Als er sie verblüfft ansah, hob sie die Schultern. «Ist es nicht gleich, ob sie den Safran in ihr Essen mischen oder zu gelber Farbe verarbeiten? Übrigens soll ich Euch einen schönen Gruß von Klarissa ausrichten – und ganz besonders von Gerlies, die Euch bereits zu vermissen scheint.»
«Wie bitte?» Martin erstarrte und spürte eine ihm normalerweise unbekannte Verlegenheit in sich aufsteigen.
Luzia lächelte fein. «Klarissa hat Wein nachbestellt.» Sie deutete vage auf den Papierbogen. «Und ein paar Gewürze. Eine interessante Person, das muss ich schon sagen. Ich habe ihr noch keinen Preis genannt; vielleicht habt Ihr mit ihr ja eine Abmachung diesbezüglich, von der ich nichts weiß …»
«Luzia …» Ratlos schüttelte Martin den Kopf. «Ihr hättet sie nicht empfangen müssen.»
«Ach nein? Gut, dass Ihr mir das jetzt sagt.»
«Ich wusste nicht, dass sie mich aufsuchen wollte», verteidigte er sich schwach.
«Nun, zumindest hat sich ihr Besuch für Euch gelohnt. Und außerdem wisst Ihr jetzt, dass Ihr sehnsüchtig erwartet werdet.» Sie wandte sich zur Tür. «Da Ihr nun hier seid, wollt Ihr sicher Eure Geschäfte wieder selbst führen. Alles, was sich ereignet hat, habe ich aufgeschrieben. Ich hole nur rasch meinen Mantel und …»
«Verdammt, Luzia!» Mit einem wütenden Laut hielt er sie am Arm zurück. «Was soll das?»
Verärgert starrte sie erst auf seine Hand, dann in sein Gesicht. «Was soll was?»
«Ich habe Euch nicht gebeten, mich hier zu vertreten.»
«Nein. Stellt Euch vor, das habe ich Eurer Mutter selbst angeboten.»
«Weshalb wollt Ihr jetzt gehen?»
Sie versuchte, ihm ihren Arm zu entziehen, doch er hielt
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