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Die Gewürzhändlerin

Die Gewürzhändlerin

Titel: Die Gewürzhändlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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forderte er sie auf.
    Luzia sah sich in dem karg eingerichteten Kämmerchen um, das dem Kapitän sowohl als Schlafraum wie auch als Schreibstube diente. Das kleine Pult war nicht nur mit eisernen Winkeln am Boden befestigt, sondern besaß darüber hinaus auch einen kleinen geschnitzten Rand, der wohl verhindern sollte, dass Papiere, Tintenhorn und Federn, die bei starkem Wellengang herumrutschten oder -rollten, zu Boden fielen.
    «Buchfarben also», wiederholte Loerbek, nachdem er sich ihr gegenüber niedergelassen hatte. «Wied kauft normalerweise nur Wein und Spezereien aller Art. Ich könnte mir aber vorstellen, dass einige unserer Kontaktleute auch an Farben herankommen dürften.»
    «Ich möchte nur Farben von einwandfreier Qualität», betonte Luzia.
    «Das denke ich mir. Einwandfreie Qualität hat allerdings auch ihren Preis», gab der Kapitän zu bedenken. «Soweit ich Wied verstanden habe, ist die Bezahlung kein Problem.» Er legte feixend den Kopf auf die Seite. «Wollt Ihr Euer Geld wirklich für Färbemittel hinauswerfen? Man sollte meinen, eine hübsche Jungfer wie Ihr spare sich ihre Münzen eher für ihre Mitgift.»
    «Kapitän Loerbek, meine Vermögensverhältnisse gehen Euch wohl kaum etwas an», erwiderte Luzia ruhig. «Oder zumindest nur so weit, dass ich Euch versichern kann, Ihr werdet Eure Bezahlung erhalten. Abgesehen davon erscheint es mir keine Verschwendung zu sein, gute Buch- und Tuchfarben einzukaufen, solange man Abnehmer dafür hat und einen ordentlichen Gewinn erzielen kann.»
    «Ha, gesprochen wie ein Mann!», freute Loerbek sich. «Mir scheint, unter Euren bezaubernden Löckchen verbirgt sich ein scharfer Verstand.» Er schüttelte den Kopf. «Was ich nicht ganz begriffen habe … Seid Ihr eine Verwandte von Wied? Der Haarfarbe nach könnte man wohl davon ausgehen.»
    «Der Haarfarbe nach?», echote Luzia verblüfft. «Wie kommt Ihr denn darauf?»
    «Nun, er hat rotes Haar, Ihr ebenfalls; er hat Locken, Ihr habt Locken. Was seid Ihr, eine Cousine? Halbschwester?»
    «Weder – noch.»
    «Nicht verwandt?»
    «Nein.»
    «Aah! Verlobt gar?»
    «Auf gar keinen Fall!» Luzia verschränkte die Arme vor dem Leib. «Hört zu, Kapitän Loerbek. Die Familie von Herrn Wied und die meine sind miteinander befreundet. Das ist eine lange Geschichte, die Euch ebenfalls nichts angeht.»
    «Oha. Am Ende hat man Euch ihm als Gehilfin untergeschoben? Hat Eure spitze Zunge womöglich einmal zu oft einen möglichen Bräutigam in die Flucht geschlagen?»
    «Jetzt reicht es aber.» Zwischen Luzias Augen bildete sich eine steile Falte. «Wollt Ihr mich weiter beleidigen oder Geschäfte machen?»
    Loerbek schwieg und musterte aufmerksam ihr wütendes Gesicht. Ganz unvermittelt stahl sich wieder ein Lächeln auf seine Lippen. «Bei Gott, ich würde Euch vom Fleck weg zur Frau nehmen, Jungfer Luzia! Aber wenn ich mir die Sache so betrachte, kommt mir der Verdacht, dass ich mir damit keine Freunde machen würde.» Er faltete die Hände auf dem Pult und beugte sich etwas zu ihr vor. «Nennt mir Eure Wünsche, und ich werde sehen, was sich machen lässt.»
    Luzia nannte ihm die Farben, die sie einkaufen wollte, und die jeweiligen Mengen. Der Kapitän machte sich auf einer Wachstafel Notizen. Schließlich legte er den Griffel beiseite und räusperte sich. «Der Safran dürfte keine Probleme bereiten, weil Wied ebenfalls welchen bestellt hat. Zufällig kenne ich einen Alaunhändler, er wird Euch einen guten Preis machen. Cinnabarit und Rubia sind begehrt; aber ich denke, auch da lässt sich etwas aushandeln. Das Auripigment könnte ich Euch auf dem Rückweg von Basel aus Worms beschaffen. Falls Ihr nicht bis zu meiner Rückkehr warten möchtet, könnt Ihr Euch auch selbst dorthin begeben. Ich kenne einen Händler, der sich auf Auripigment und dergleichen spezialisiert hat.»
    «Dergleichen?»
    «Nun ja, Ihr wisst doch wohl, dass Auripigment sehr giftig ist, nicht wahr? Es enthält Arsenik. Mein Kontaktmann kennt sich mit so etwas gut aus, denn er ist Alchemist.»
    «Ein Giftmischer?», rief Luzia erschrocken.
    Loerbek lachte. «Nein, um Himmels willen! Er wäre entsetzt, wenn ihn jemand so nennen würde. Er ist Apotheker, Jungfer Luzia. Sein Name ist August Kämmrer, sein Geschäft liegt in der Nähe der St. Martinskirche in Worms. Angesehen und ein guter Freund ist er. Wenn Ihr einverstanden seid, suche ich ihn auf und besorge Euch das Auripigment von ihm. Das verschafft mir einen guten Grund, den alten Halunken mal

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