Die Gewürzhändlerin
das er eigentlich gar nicht wollte.»
Luzia errötete leicht. «Er hat mich herausgefordert.»
«Eine seiner Stärken.» Siegfried lachte. «Ich würde sagen, dass wir … Nanu, was tust du denn hier, Irmhild?» Sein Lächeln wich einem argwöhnischen Gesichtsausdruck, als er seine Schwester aus Martins Haustür treten sah.
«Siegfried!» Erschrecken zeichnete sich in der Miene des Mädchens ab. «Ich war … Ich wollte …»
«Ihr wolltet gewiss zu mir, nicht wahr, Irmhild?», schaltete sich Luzia rasch ein, als sie die Not der Jungfer bemerkte. Sie wandte sich an Siegfried. «Kürzlich traf ich Eure Schwester … auf dem Markt», setzte sie nach kurzem Zögern hinzu. «Wir plauderten recht nett, und ich habe sie eingeladen, sich einmal unser Angebot an Duftessenzen anzusehen.»
«Parfüm?» Siegfried runzelte die Stirn. «Das ist nichts, was einer wohlerzogenen Maid ansteht.»
«Duftende Badezusätze, Herr Thal», sagte Luzia und gab ihrer Stimme einen schmeichlerischen Ton. «Wie ich hörte, soll Jungfer Irmhild in absehbarer Zeit vor die Kirchenpforte treten. Denkt Ihr nicht auch, sie täte gut daran, sich bereits jetzt darin zu üben, sich für diese Gelegenheit – und ihre späteren Pflichten als Ehefrau – vorzubereiten?»
«Tja, also …» Noch etwas skeptisch blickte Siegfried zwischen Luzia und seiner Schwester hin und her. Doch offenbar hatte sie ihm mit ihrer Frage den Wind aus den Segeln genommen. «Wenn Ihr es so seht. Vermutlich ist sie bei Euch ja in angemessener Gesellschaft, da Ihr selbst eine ehrbare Jungfer seid.»
«Aber ja doch!» Luzia lächelte wesentlich herzlicher, als ihr zumute war. «Ich denke, Ihr werdet uns nun gerne entschuldigen, nicht wahr? Das Geplapper zweier Jungfern über Tand und Badeöle dürfte einen vielbeschäftigten Mann wie Euch ganz sicher nicht interessieren. Ist es nicht so? Und vielleicht ergibt es sich ja tatsächlich, dass wir uns am Sonntag in der Kirche treffen.»
«Ah ja, am Sonntag, natürlich.» Nun erschien doch wieder ein Lächeln auf Siegfrieds Lippen. «Darauf freue ich mich jetzt schon, Jungfer Luzia.» Er sah seine Schwester an. «Und du wirst dich nicht zu lange hier aufhalten.»
«Ich sorge dafür, dass Alban sie nach Hause begleitet», versicherte Luzia. Sie hakte sich betont fröhlich bei Irmhild unter. «Kommt, meine Liebe, gehen wir hinein. Im Kontor sind wir ungestört. Gewiss habt Ihr gehört, dass Martin noch einmal nach Lahnstein geritten ist. So könnt Ihr ihm leider heute nicht begegnen. Aber was rede ich, Frau Augusta hat Euch bestimmt schon alles erzählt, nicht wahr?» Ohne noch weiter auf Siegfried zu achten, zog Luzia das Mädchen mit sich ins Haus und plauderte ohne Unterlass Belanglosigkeiten, bis die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel und sie das Kontor erreicht hatten.
«O mein Gott!» Irmhild keuchte leise. Sie war ganz blass geworden. «Ihr habt mich gerettet, Jungfer Luzia.»
«Den Eindruck hatte ich auch. Was um Himmels willen habt Ihr hier zu suchen?» Streng blickte Luzia das Mädchen an.
Irmhild schluchzte leise auf. «Ich musste herkommen und fragen, wie es Konrad geht. Vater erzählt mir ja nichts, und Mutter traut sich nicht, ihn zu fragen. Ich mache mir so große Sorgen, Jungfer Luzia! Bitte sagt mir, was mit ihm ist! Wird er wieder gesund?»
Da Luzia das Mädchen leidtat, legte sie ihr tröstend einen Arm um die Schultern. «Es geht ihm schlecht, Irmhild, aber er wird durchkommen. Die ehrwürdigen Schwestern, die sich um ihn kümmern, sind sehr zuversichtlich. Aber es wird ziemlich lange dauern. Noch kann er nicht transportiert werden, deshalb ist Martin ein weiteres Mal nach Lahnstein geritten.»
«Wirklich?» Ein Hoffnungsschimmer glomm in Irmhilds Augen auf. Sie wischte sich mit dem Ärmel ihres gelben Surcots über die Augen. «Er wird wieder gesund? Aber er ist schwer verletzt, ja? Wie schwer? Oh, ich wünschte, ich könnte an seiner Seite sein!»
Luzia seufzte. «Er hat einige Knochenbrüche, innere Wunden, die aber wohl nicht allzu schlimm sind, und eine schwere Kopfverletzung.»
«O nein!»
«Irmhild, hört mir zu.» Beschwörend blickte Luzia dem Mädchen in die Augen. «Er kommt wieder auf die Beine. Betet für ihn. Wenn Ihr möchtet, kann ich Martin bitten, Konrad eine Nachricht von Euch zu übermitteln.»
«Das würdet Ihr tun?» Überrascht starrte Irmhild sie an.
«Nur wenn Ihr nicht mehr so leichtsinnig seid, hierherzukommen», sagte Luzia. «Wenn Ihr eine Nachricht habt oder Euch nach
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