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Die Gewürzhändlerin

Die Gewürzhändlerin

Titel: Die Gewürzhändlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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wieder zu besuchen und mich von seiner Frau Radegundis bekochen zu lassen. Gut zwei Jahre habe ich ihn nicht gesehen. Sein Sohn Burghard müsste mittlerweile alt genug sein, bei ihm in die Lehre zu gehen.»
    «Er ist vertrauenswürdig?»
    «Absolut», bestätigte Loerbek.
    «Also gut, dann soll es so sein.» Luzia griff nach der Geldbörse, die sie unter ihrem Mantel verborgen trug. «Herr Wied sagte mir, Ihr erhaltet die Hälfte des Warenwertes im Voraus?»
    «Wenn er das sagt, wird es wohl stimmen.»
    «Ich hätte da noch einen Wunsch.»
    «Der da wäre?»
    «Rosenwasser.»
    «Ach?»
    «Und Zitronenöl.»
    «Sonst noch etwas?»
    «Sandelholz.»
    «Welche Menge?»
    Luzia nannte sie ihm.
    «Das wird aber teuer, Jungfer Luzia.»
    «Aber Ihr könnt das besorgen?» Erwartungsvoll blickte Luzia den Kapitän an.
    «Natürlich. Rosenwasser aus Worms. Meister Kämmrer wird es vorrätig haben.» Er legte erneut den Kopf auf die Seite. «Ich vermute, Ihr habt einen Grund, nicht zum hiesigen Apotheker zu gehen? Sicher bietet auch er Rosenwasser an.»
    «Ja, das er zuvor bei der Konkurrenz eingekauft hat», antwortete Luzia grimmig.
    «Also gut. Reines, ungepanschtes Zitronenöl wird natürlich auch in Worms angeboten. Das Sandelholz hingegen würde ich dort nicht einkaufen.»
    «Warum nicht?»
    «Weil die Händler Wucherpreise verlangen. Wieds Bruder Bertholff hat Verbindungen zum Orient und kann, soweit ich weiß, Sandelholz in jeder gewünschten Menge beschaffen. Das kann aber etwas dauern. Ich weiß nicht, ob einer seiner Unterhändler in Basel sein wird, wenn ich dort ankomme.»
    «Würdet Ihr es versuchen?» Luzia lächelte leicht. «Und würdet Ihr bitte Herrn Wied nichts davon sagen?»
    «Geheimnisse?»
    «Nein.» Luzia zögerte. «Nicht wirklich. Aber es ist ein Versuch, und ich möchte nicht, dass er sich bemüßigt fühlt, ihn mir auszureden.»
    Loerbek zwinkerte ihr verschwörerisch zu. «Ihr gefallt mir wirklich, Luzia. Sagt, ein Leben als Kapitänsbraut würde Euch vermutlich nicht zusagen – oder doch?»
    «Ich glaube nicht.»
    «Zu schade. Also gut, Eure kleine Sonderbestellung wird nicht auf meiner Frachtliste erscheinen. Einen Kontrakt setze ich Euch gleichwohl auf. Was die Kosten angeht …»
    «Hier.» Luzia reichte ihm einen kleinen Beutel voller Münzen. «Das sollte ausreichen.»
    Überrascht nahm der Kapitän die Geldkatze, öffnete sie und kräuselte die Lippen. «Das ist mehr als genug, Luzia.»
    Sie lächelte fein. «Wenn etwas übrig bleibt, nehmt Ihr es als Dank für Eure Mühen.»
    * * *
    «Das hat aber lange gedauert», maulte Anton, als er hinter Luzia und Alban die Kogge verließ.
    «Tut mir leid», sagte Luzia. «Es gab einfach so vieles zu besprechen.» Sie schob den unterzeichneten Kontrakt, den Loerbek ihr aufgesetzt hatte, in den Ärmel ihres Kleides und wandte sich an Alban. «Kapitän Loerbek ist ein interessanter Mann.»
    «Das kann man wohl sagen», bestätigte der Knecht. «Man munkelt, er sei in seiner Jugend als Pirat über die Meere gesegelt.»
    «Als Pirat, wirklich?» Antons Neugier war sogleich geweckt.
    Luzia lachte auf. «Ja, das kann ich mir vorstellen. Frech genug ist er jedenfalls.»
    «Ist er Euch zu nahe getreten?», fragte Alban alarmiert.
    «Ach nein, das nun nicht gerade», beruhigte Luzia ihn. «Ich würde eher sagen, wir mussten zunächst die Fronten klären. Er hat so eine direkte Art … Ich mag ihn.»
    «Wird er Euch die Buchfarben besorgen?»
    «Natürlich.»
    «Verrückt ist das», befand Anton.
    «Was meinst du?»
    «Na, ich bin doch der Lehrling, nicht du. Trotzdem bist du jetzt eine Händlerin.»
    «Viel lernen muss ich aber auch noch», gab sie zu bedenken. Sie legte nachdenklich ihre Hand auf das Kruzifix, das sich wie immer unter ihrem Kleid verbarg. Während sie in Gesellschaft ihres Bruders und des Knechtes via Rheinstraße die Firmung durchquerte, das Zisterzienserinnenkloster passierte und schließlich in die Leere in Richtung des Kornmarktes einbog, spürte sie, wie heftig noch immer ihr Herz pochte und das Blut durch ihre Adern kreiste. So selbstsicher, wie ihre Stimme klang, fühlte sie sich beileibe nicht. In Wahrheit hatte sie grässliche Angst vor dem Gespräch mit dem Kapitän gehabt. Zwar hatte Martin ihm bereits am Vortag angekündigt, dass sie, Luzia, zu ihm kommen und sich mit ihm besprechen wollte. Doch Loerbek hätte es dennoch rundheraus ablehnen können, mit ihr zu verhandeln. Sie war eine unverheiratete Frau ohne Familie – also keine

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