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Die Gewürzhändlerin

Die Gewürzhändlerin

Titel: Die Gewürzhändlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Konrad erkundigen möchtet, kommt zu mir nach Hause. Ihr wisst doch, wo ich wohne?»
    «Im Haus des Grafen Johann von Manten.»
    «Fragt dort nach mir oder hinterlasst mir eine Nachricht.»
    Irmhild schniefte leicht. «Warum tut Ihr das für mich, Jungfer Luzia?»
    «Nun lasst doch endlich die Jungfer weg!» Luzia schmunzelte. «Ich mag Euch, Irmhild, und wäre gerne Eure Freundin. Und ich weiß, wie es ist, von einem geliebten Menschen getrennt zu sein und nicht zu wissen, ob er noch lebt oder schon tot ist.»
    «Ja, wirklich?» Neugier zeichnete sich in Irmhilds Augen ab.
    «Das ist eine lange Geschichte», erklärte Luzia. «Vielleicht kann ich sie Euch eines Tages erzählen. Aber nun solltet Ihr wirklich nach Hause gehen. Ich hole Alban, dass er Euch begleitet. Und vergesst nicht, dass wir uns sehr nett über Duftöle unterhalten haben.»
    «Natürlich nicht.» Irmhild nahm Luzias Hand und drückte sie. «Vielen Dank!»
    «Schon gut. Wie seid Ihr überhaupt hergekommen? Doch wohl nicht ganz allein?»
    «Nein, natürlich nicht. Meine frühere Amme, die jetzt als Magd bei uns arbeitet, hat mich begleitet. Sie versteckt sich drüben an der Einmündung zur Neugasse, bis ich ihr ein Zeichen gebe.»
    «Ts, ts, ts.» Luzia schnalzte leise. «Ihr seid ziemlich mutig, Irmhild.»
    «Nein, bloß verzweifelt.» Irmhild biss sich auf die Unterlippe. «Ich will nicht Martins Frau werden, Luzia. Ich liebe Konrad, und er liebt mich. Was sollen wir nur tun? Ich meine, ich habe nichts gegen Martin – aber ihn heiraten? Das könnte ich nicht. Nicht einmal wenn es Konrad nicht gäbe. Martin ist immer nett und freundlich, doch in seiner Gegenwart fühle ich mich immer hilflos und klein. Er ist so klug und gewandt und … Ich weiß auch nicht. Er wirkt so fordernd. Wie kommt Ihr bloß mit ihm aus?» Sie senkte den Blick. «Verzeihung. Ich wollte nicht ungezogen sein.»
    «Kein Grund, Euch zu entschuldigen!» Luzia lachte leise. «Ich weiß, was Ihr meint. Martin ist ein umgänglicher Mann, aber von streitbarem Charakter. Das merkt man erst, wenn man ihn näher kennenlernt. Er fordert die Menschen gerne heraus, mich am allermeisten. Die Hälfte der Zeit, die wir gemeinsam arbeiten, verbringen wir im Streit.»
    «Ihr mögt ihn.»
    Überrascht runzelte Luzia die Stirn, dann nickte sie zögernd. «Er ist ein guter Freund.»
    «Fürchtet Ihr Euch nicht vor seinen Narben?»
    «Tut Ihr es denn?»
    Irmhild errötete. «Früher hielt ich ihn für einen Dämon aus der Hölle. Verzeiht, aber es ist wirklich so. Ich hatte richtig Angst vor ihm. Heute natürlich nicht mehr. Er kann ja nichts dafür, dass er so schlimme Verbrennungen erlitten hat. Aber wenn ich mir vorstelle, er wäre mein Ehemann …» Sie schüttelte mit einem leichten Schaudern den Kopf. «Ich glaube nicht, dass ich es ertragen könnte, von ihm … berührt zu werden. Seine rechte Hand ist so schlimm verkrüppelt und … Ich weiß, dass es ganz und gar unchristlich ist, so zu denken, und ich schäme mich entsetzlich dafür. Aber ich würde einfach nicht wollen, dass er mich anfasst. Nicht so, wie ein Mann sein Eheweib anfasst. Wisst Ihr, was ich meine?»
    «Ja, ich weiß, was Ihr meint. Und ich verstehe Euch.» Nachdenklich knabberte Luzia an ihrer Unterlippe. Ja, sie verstand Irmhild sogar sehr gut. «Macht Euch nicht zu viele Gedanken. Ich bin sicher, es wird sich eine Lösung finden, sodass Ihr Euren Konrad doch noch bekommt.»
    «Meint Ihr wirklich?»
    «Ihr müsst nur ganz fest daran glauben und dafür beten.»
    «Das tue ich, Luzia» Irmhild seufzte. «Das tue ich bei Tag und Nacht.»
    * * *
    Luzia geleitete Irmhild zurück zur Tür und sah ihr nach, wie sie mit Alban an ihrer Seite über den Kornmarkt schritt. Auf einen Wink hin tauchte eine ältliche Frau neben ihr auf, wohl die Magd, von der Irmhild gesprochen hatte.
    «Ihr habt das arme Kind vor schlimmer Schelte bewahrt», erklang hinter Luzia Augustas Stimme.
    Sie drehte sich um. «Sie tut mir leid.»
    «Mir auch, das könnt Ihr mir glauben.» Augusta blickte grimmig drein. «Sie hätte gar nicht erst herkommen dürfen. Ich war schon wieder nach oben gegangen und habe gar nicht mitbekommen, dass Siegfried vor dem Haus stand. Welch ein Glück, dass Ihr so rasch reagiert habt, Luzia. Auch wenn Siegfried nicht so hart ist wie sein Vater, würde er sich doch niemals dessen Anordnungen widersetzen.» Bedauernd schüttelte Augusta den Kopf. «Ein Jammer. Das Mädchen wäre mir als Schwiegertochter ausgesprochen lieb, ob

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