Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gewürzhändlerin

Die Gewürzhändlerin

Titel: Die Gewürzhändlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
Vom Netzwerk:
nun als Martins oder als Konrads Frau.»
    «Sie wird sich einer Ehe mit Martin widersetzen.»
    «Ich weiß.» Ein bitterer Unterton schlich sich in Augustas Stimme. «So wie bisher noch jede Frau.» Sie zuckte die Achseln. «Aber das kümmert Euch sicher herzlich wenig, nicht wahr? Muss es auch nicht. Bleibt Ihr noch im Kontor, oder geht Ihr nach Hause?»
    «Ich bleibe noch ein paar Stunden und kümmere mich um die Lagerlisten. Die neugelieferten Weinfässer und Gewürze müssen noch verbucht werden. Auch muss ich noch mein eigenes Rechnungsbuch auf den neuesten Stand bringen.»
    «Mhm.» Augusta musterte sie unfreundlich. «Ihr scheint recht genau zu wissen, wie Ihr bekommt, was Ihr wollt, nicht wahr?»
    «Was meint Ihr damit?» Verwundert hob Luzia den Kopf.
    Augusta verschränkte die Arme vor dem Leib. «Ich weiß nicht, was ich von Euch halten soll, Luzia. Ihr seid nicht dumm, beileibe nicht. Und Ihr seid Martin eine große Hilfe. Aber was Ihr vorhabt, habe ich noch nicht begriffen. Eines jedoch sage ich Euch ganz deutlich: Wenn dies alles nur dazu dient, Martins Großmut auszunutzen, glaubt mir, dann wird es Euch schlecht ergehen, Luzia. Denn wenn ich eines nicht vertrage, dann ist es Verschlagenheit. Hinterlist ist mir ein Gräuel. Haben wir uns verstanden?»
    «Ich …»
    «Gut. Mehr habe ich dazu nicht zu sagen.» Damit wandte sie sich ab und verschwand in der Küche.
    Ratlos blickte Luzia ihr nach. Einen Moment lang war sie versucht, Augusta zu folgen, doch dann entschied sie sich dagegen. Sie wusste, dass Augusta sie nicht mochte. Es tat ihr weh, denn Missgunst konnte Luzia nur schwer ertragen. Doch was sollte sie gegen Augustas Vorwürfe einwenden? Nutzte sie die sich bietende Gelegenheit nicht tatsächlich für sich aus? Augusta wusste zudem von Luzias Abneigung gegen Martins Entstellung. Nichts, was sie sagen konnte, würde Augustas Argwohn mindern. Also wandte sie sich um und ging zurück ins Kontor, um ihre Arbeit zu erledigen.

[zur Inhaltsübersicht]
17. Kapitel
    I ch sage dir, Luzia, die Stickerei war eine einzige Katastrophe», erzählte Elisabeth lachend und rekelte sich wohlig in dem großen Badezuber. Sie hatte Luzia zu einem Besuch bei Meister Engbert eingeladen, um endlich wieder einmal ein wenig Zeit mir ihrer Leibmagd zu verbringen. Es war früher Freitagmorgen, und in der Badestube gab es nur wenige Besucher. Die Bademagd Susanna hatte beiden Frauen bereits die Haare an Beinen, Scham und Achseln entfernt und Luzia zudem noch ein wenig die verspannten Schultermuskeln geknetet. Nun genossen Luzia und Elisabeth das angenehm heiße, nach Rosenöl duftende Badewasser.
    «Enneleyn war am Boden zerstört», erzählte Elisabeth weiter, was am Vortag in ihrem Hause vorgefallen war. «Dabei liebt sie das Kätzchen, das Johann ihr geschenkt hat, abgöttisch.» Sie schmunzelte. «Ich habe ja nichts gesagt, aber ist es nicht rührend, dass er seiner Tochter das Tierchen mitgebracht hat? Auf der Mantenburg gibt es so viele Katzen, dass die Stallmagd den neuen Wurf am liebsten ersäuft hätte. Aber glücklicherweise fand sich ein Bauer, der die Tiere genommen hat. Ich hasse es, wehrlose Kreaturen einfach umzubringen. Es ist ganz und gar unchristlich. Tja, eines der Kätzchen hat Johann also mitgebracht. Du kannst dir nicht vorstellen, wie überrascht Enneleyn war! Johann gibt sich ihr gegenüber zwar noch sehr zurückhaltend, aber ich weiß genau, dass er die Kleine ins Herz geschlossen hat. Mir geht es ja auch nicht anders. Sie ist klug und bemüht sich, etwas zu lernen. Deshalb war sie ja auch so stolz auf die gestickte Blume – bis das Kätzchen damit gespielt und alle Fäden zerfetzt hat. Ah, war das ein Jammer! Selbst Hilla hat versucht, die Kleine zu beruhigen. Aber glaubst du, Enneleyn hätte der Katze die Schuld gegeben? O nein, sie hat sich über sich selbst beklagt, weil sie nicht achtsamer war und die Stickerei auf dem Tisch liegen gelassen hat. Du hättest sie sehen sollen! Nachdem der Tränenfluss endlich versiegt war, hat sie sich ein neues Leintuch erbeten, Garn aufgefädelt und eine neue Stickerei begonnen.»
    «Sie lässt sich wohl nicht so leicht unterkriegen», schloss Luzia lächelnd.
    «Nein, das tut sie gewiss nicht. Es war die rechte Entscheidung, sie zu uns zu nehmen, Luzia. Das Kind ist vielleicht nicht allzu hübsch, dafür aber gelehrig und gehorsam. Es ist eine Freude, sie im Haus zu haben.» Als sich bei ihren Worten Luzias Miene verdüsterte, neigte Elisabeth forschend den

Weitere Kostenlose Bücher