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Die Gewürzhändlerin

Die Gewürzhändlerin

Titel: Die Gewürzhändlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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niemals gefallen hatte, verschwieg sie tunlichst.
    Alban kratzte sich verlegen am Hals. «Ich sag ja, das ist nichts, womit sich eine Jungfer beschäftigen sollte.»
    «Nicht?» In Luzias Stimme schlich sich leiser Spott.
    Alban zog den Kopf ein. «Außerdem war Herr Wied schon lange nicht mehr bei Klarissa zu Besuch.»
    «Ach?» Luzia hob die Brauen.
    «Nein, nicht mehr seit …» Alban runzelte die Stirn. «Keine Ahnung. Eben schon lange nicht mehr.»
    Dass ihr Herz bei dieser Nachricht freudig zuckte, ignorierte Luzia geflissentlich. Da sie inzwischen vor dem Haus
Zur Schlange
angekommen waren, deutete Luzia auffordernd auf die Tür, die von einem leuchtend roten Apfel geziert wurde, um den sich eine Schlange ringelte. Alban seufzte ergeben und klopfte an.
    Es war Klarissa selbst, die die Tür öffnete. Als sie Alban und hinter ihm Luzia erkannte, lächelte sie erfreut und trat rasch auf die Straße. Die Tür zog sie sorgsam hinter sich zu. Dennoch hatte der kurze Moment ausgereicht, um Stimmengewirr und das schmutzige Lachen eines Mannes herausdringen zu lassen. Luzia spürte, wie sich die Härchen auf ihren Armen und in ihrem Nacken aufrichteten. Das Kruzifix, welches sie gut verborgen unter ihrem Kleid trug, schien sich zu erwärmen.
    «Ei, die Jungfer Luzia!», grüßte Klarissa sie erfreut. «Dass Ihr Euch hierherwagt, hatte ich nicht erwartet. Ich wäre schon noch einmal bei Euch vorbeigekommen.»
    Alban hüstelte, so als wolle er sagen, dass dies genau in seinem Sinne gewesen wäre.
    Luzia musterte die Hurenwirtin, die auch heute in ihr tief ausgeschnittenes blaues Kleid gewandet war. Da sie sich bis eben innerhalb des Hauses aufgehalten hatte, trug sie kein Kopftuch. Vielleicht war es ihr beim Unterhalten ihrer Gäste hinderlich. Ihr dunkles Haar schimmerte in der nachmittäglichen Frühlingssonne, nur wenige graue Strähnen hatten sich bisher in die üppige Fülle gestohlen.
    «Du wolltest mich sprechen.»
    «So ist es, werte Jungfer», bestätigte Klarissa. «Einmal, um Euch für die ausgezeichneten Gewürze zu danken. Ich brauche übrigens noch mehr Anis und Kümmel, falls Ihr beides dahabt.»
    «Habe ich. Ist das alles?»
    «Nein.» Klarissa blickte die Gasse hinauf und hinab, so als prüfe sie, ob jemand ihrem Gespräch lauschen könnte. «Mir sind ein paar Dinge zu Ohren gekommen, die ich Euch mitteilen möchte.»
    «Was für Dinge?»
    «Interessante Dinge.» Klarissa kräuselte die Lippen. «Wisst Ihr, ich befürworte es stets, wenn eine Frau es wagt und schafft, sich ein eigenes Gewerbe aufzubauen. Es muss ja nicht unbedingt das meine sein.» Sie kicherte. «Wäre wohl auch schlecht fürs Geschäft, wenn mir die Konkurrenz über den Kopf wüchse, wie? Was ich damit sagen will: Ich schätze es, wenn Frauen auf ihren eigenen Füßen stehen. Wied scheint ebenso zu denken, denn sonst würde er Euch nicht seit vielen Monaten unterstützen, nicht wahr? Wobei ich nach wie vor überzeugt bin, dass ihn in diesem speziellen Fall sicher noch andere Hintergedanken antreiben. Schaut mich nicht so böse an, Jungfer Luzia! Wenn Ihr es schon nicht seht – oder sehen wollt –, muss Euch eben jemand anders mit der Nase darauf stoßen. Der Mann ist verrückt nach Euch. Keine Ahnung, warum Ihr Euch derartig dagegen spreizt. Wenn Ihr meinen Rat hören wollt: Schnappt ihn Euch, bevor er es sich anders überlegt.»
    Luzias Miene verfinsterte sich. «Ich habe dich aber nicht nach deinem Rat gefragt.»
    «Leider nicht. Und stur, wie Ihr seid, werdet Ihr ihn natürlich auch nicht beherzigen.» Klarissa wiegte tadelnd den Kopf von einer Seite zur anderen. «Ich frage mich, ob Ihr Wied tatsächlich nicht wollt oder ob Ihr vielleicht auf einen noch fetteren Fisch wartet. An der Angel scheint Ihr einen solchen nämlich schon zu haben.»
    «Was meinst du damit?», fragte Luzia verblüfft.
    «In meinem Gewerbe hört man so einiges», erklärte Klarissa. «Derzeit geht das Gerücht um, ein gewisser Siegfried Thal trage sich mit dem Gedanken, sein Junggesellendasein zugunsten einer hübschen rothaarigen Jungfer aufzugeben.»
    «Was sagst du da?»
    «Unter dem Deckmantel der Verschwiegenheit macht dieses Gerücht bereits seit ein paar Wochen die Runde», fuhr die Hurenwirtin fort. «Anfangs habe ich nichts darauf gegeben, doch wenn sich ein Gemunkel derart lange hält, scheint doch zumindest ein wahrer Kern darin zu stecken. So etwas macht mich neugierig, also habe ich mich etwas genauer umgehört.» Sie schwieg

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