Die Gewürzhändlerin
drängt!»
Gehorsam nickte Anton und stob davon. Martin wandte sich wieder an den Boten. «Wie hast du mich hier aufgetrieben?»
«Das war gar nicht so einfach», gab Ludwig zu. «Es hieß, Ihr seid nach Laach geritten. Dort berichtete man mir, Ihr wäret auf dem Weg nach Kempenich; von da komme ich gerade.»
«Ich danke dir für die Mühe, die du auf dich genommen hast. Sobald wir in der Stadt sind, werde ich dich dafür entlohnen», versprach Martin. Als er das Geräusch sich rasch nähernder Schritte hörte, drehte er sich um und erkannte bereits an Luzias Miene ihre Besorgnis.
«Anton sagte mir, dass du nach Mainz reiten musst?»
«So ist es.» Martin bedeutete ihr, mit ihm ein paar Schritte zu gehen. «Ich möchte, dass du die Geschäfte in Koblenz so lange weiterführst, bis ich wieder dort sein werde. Was den Weinhandel angeht, können die meisten Aufträge bis zu meiner Rückkehr warten. Sollte sich etwas Dringendes ergeben, geh zu Konrad und lass dir von ihm Urkunden oder Briefe unterzeichnen. Er sollte inzwischen kräftig genug sein, sich damit zu befassen. Ganz sicher wird er froh sein, dadurch etwas Beschäftigung zu bekommen.»
«Wann wirst du zurück sein?»
«Das hängt davon ab, wie schwer die
Ludwina
beschädigt ist», antwortete er. «In zwei Wochen vielleicht. Ich schicke Nachricht, sobald ich Genaueres weiß.» Prüfend musterte er sie. «Ist alles in Ordnung?»
Luzias Blick war zu dem Boten Ludwig geschweift; plötzlich war sie blass geworden.
«Ich weiß nicht.» Sie griff nach dem silbernen Kruzifix unter ihrem Mantel, das zum ersten Mal, seit sie es an der Kette trug, leicht vibrierte. «Etwas stimmt nicht.»
Martin folgte ihrem Blick. «Was meinst du?»
Luzia zog das Kruzifix hervor und hielt es ihm hin. «Es vibriert», flüsterte sie. «Das ist kein gutes Zeichen.»
«Kein gutes Zeichen?», echote er und betrachtete das Kreuz skeptisch, bevor er es vorsichtig mit den Fingerspitzen berührte. «Ich spüre rein gar nichts.»
«Jetzt hat es auch wieder aufgehört.» Ratlos blickte Luzia auf das Kruzifix in ihrer Hand. «Vielleicht habe ich mich ja getäuscht.» Doch das flaue Gefühl in ihrer Magengrube und die Besorgnis ließen sich nicht abschütteln. Sie schluckte. «Du solltest nicht nach Mainz reiten.»
«Was sagst du da?» Überrascht hob Martin den Kopf. «Natürlich muss ich dorthin. Die
Ludwina
ist beschädigt, und schwer noch dazu, denn sonst würde Loerbek nicht nach mir schicken.»
«Aber ich habe kein gutes Gefühl dabei», beharrte Luzia. «Etwas stimmt nicht. Das Kruzifix warnt mich nur, wenn etwas wirklich Schlimmes geschehen wird.»
«Was soll denn Schlimmes geschehen?» Martin schüttelte lächelnd den Kopf. «Mal abgesehen davon, dass mich die Reparatur der Kogge ordentlich Geld kosten wird. Sollte es zu lange dauern, werde ich veranlassen, dass die Ladung auf ein anderes Schiff umgeladen und nach Koblenz gebracht wird.»
«Nein, du verstehst nicht …» Luzia suchte nach Worten. «Es wird etwas geschehen, ein Unglück vielleicht. Ich weiß auch nicht.» Sie umfasste das Kruzifix fester und meinte, erneut ein leichtes Vibrieren zu verspüren. Ganz sicher war sie sich jedoch nicht. «Reite wenigstens nicht alleine!»
Am liebsten hätte sie vorgeschlagen, ihn selbst zu begleiten. Verwundert über den bloßen Gedanken, rieb sie sich über die Stirn. «Nimm einen der Waffenknechte mit.»
«Die beiden bleiben bei euch», widersprach Martin. «Ich werde Anton mitnehmen, denn er ist mir eine große Hilfe.» Beruhigend legte er ihr eine Hand auf den Arm. «Sorg dich nicht, Luzia. Ich versichere dir, dass ich vorsichtig sein werde. Solche Schäden an einem Kaufmannsschiff kommen immer mal wieder vor. Glücklicherweise ist Mainz nicht allzu weit entfernt. Außerdem gibt es einen großen Markt um diese Jahreszeit. Vielleicht kann ich dort noch das eine oder andere Geschäft abschließen.»
«Ich habe kein gutes Gefühl dabei», wiederholte Luzia und blickte noch einmal zu Ludwig, der bereits auf Martin zu warten schien. Auch Anton hatte ihren hübschen Zelter bereits bestiegen. Wie erwachsen er auf dem Rücken des Pferdes wirkte! Ein wenig beschwichtigte sie der Gedanke, dass er Martin begleiten würde, dennoch blieb sie skeptisch.
«Wir sollten jetzt aufbrechen», sagte Martin. «Richte meiner Familie Grüße von mir aus und zögere nicht, dich an Konrad zu wenden. Allmählich sollte er wirklich wieder beginnen, sich in das Geschäft einzubringen. Seinem Kopf geht
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