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Die Gewürzhändlerin

Die Gewürzhändlerin

Titel: Die Gewürzhändlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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reißen. Und glaubt mir, mit ihm wäret Ihr weit besser bedient als mit Siegfried Thal. Nicht nur weil Martin eine Vorliebe für Euch zu haben scheint, sondern auch weil er Siegfried an Verstand und Benehmen weit überlegen ist. Aber das wollt Ihr ja nicht hören; deshalb schweige ich darüber.»
    «Das ist es also, was du mir sagen wolltest», stellte Luzia mit einem mulmigen Gefühl in der Magengrube fest.
    Klarissa nickte. «Das und noch etwas. Man munkelt, dass sich Ulrich Thal und Heinrich Boos wegen Euch überworfen haben. Und das halte ich für bemerkenswert, denn die beiden sind seit ihrer Jugend die engsten Freunde gewesen.»
    «Heinrich Boos?»
    «Er wettert gegen Euch, wo er nur kann.»
    «Ich weiß.»
    Klarissa nickte ihr zu. «Dann wisst Ihr auch, dass er ein nicht zu unterschätzender Gegner ist. Er bemüht sich nach Kräften, Stimmung gegen Euch zu machen. Man sagt, er drohe, Euch vor den Schultheißen zu bringen.»
    «Er hat aber keinerlei Grund dazu», erwiderte Luzia. «Ich tue nichts Unrechtes.»
    «Liebelein, einen Grund kann man auch erfinden.»
    Erschrocken starrte Luzia die Hurenwirtin an, die daraufhin ein drittes Mal mit der Zunge schnalzte.
    «Ich rate Euch, gebt auf Euch acht», mahnte Klarissa. «Mit dem Zorn dieses Mannes ist nicht zu spaßen. Wenn er etwas finden will, das Euch in ein schlechtes Licht rückt, dann findet er auch etwas.» Sie tippte sich leicht gegen die Lippen. «Was ein weiterer guter Grund für Euch wäre, Euch durch eine Ehe in den Schutz eines guten Mannes zu begeben.»
    «Bezahlt dich jemand dafür, mir die Ehe schmackhaft zu machen?»
    Klarissa sah sie zunächst verblüfft an, dann lachte sie hell auf. «Liebe Güte, Ihr gefallt mir, Luzia. Ihr mögt unvernünftig sein, aber Ihr gefallt mir.» Sie tupfte sich mit dem Ärmel ihres Kleides eine Lachträne aus dem Augenwinkel. «Liefert Ihr mir noch einmal die gleiche Menge Kümmel und Anis wie beim letzten Mal?»
    Luzia nickte. «Das werde ich.» Sie zögerte. «Ich danke dir, dass du mir von den Gerüchten berichtet hast, die in der Stadt kursieren.»
    «Ich werde Euch gerne auf dem Laufenden halten», antwortete Klarissa. «Wie ich schon sagte: Frauen, die auf ihren eigenen Füßen stehen, liegen mir am Herzen. Ich mag nicht der beste Umgang für Euch sein, aber manchmal zahlt es sich aus, einen Verbündeten zu haben, dessen Augen und Ohren sich auf gleicher Höhe mit dem Abschaum der Menschheit befinden.» Sie zwinkerte Luzia zu und öffnete die Tür zu ihrem Haus. Wieder hörte man zotiges Gelächter, dazwischen das Kichern und fröhliche Kreischen einer Frau.
    Klarissa neigte den Kopf zur Seite und blickte Luzia forschend an. «Ihr seid ja ganz blass geworden. Geht es Euch nicht gut? Und was ist das für ein merkwürdiges Summen? Eine Wespe? Hat sie Euch gestochen?»
    «Eine was?» Benommen schüttelte Luzia den Kopf. Erst jetzt hörte sie ebenfalls das zornige Sirren des Kruzifixes und erschrak. Noch ehe sie sich besinnen konnte, hatte sie bereits die Hand auf die Stelle gelegt, an der sie es unter ihrem Kleid verbarg. Sogleich wurde das Summen so leise, dass sie es gerade noch erahnen konnte.
    Klarissa kniff die Augen zusammen und betrachtete sie mit einem misstrauischen Blick. «Ei, ei, was haben wir denn da?», fragte sie und trat einen Schritt näher, blieb dann jedoch respektvoll stehen. «Was verbergt Ihr denn da unter Eurem Kleid, Jungfer Luzia? Ein Kleinod? Eines gar, das Geräusche macht?» Sie stemmte die Hände in die Seiten. «Ihr gebt Euch doch wohl nicht mit Zauberdingen ab?»
    «O nein», wehrte Luzia erschrocken ab. «Ganz gewiss nicht.»
    «Dann zeigt her, was Ihr da habt. Wenn Ihr eine Zauberische seid, will ich nämlich nichts mit Euch zu tun haben.»
    «Ich bin keine …» Entsetzt starrte Luzia die Hurenwirtin an, dann blickte sie hilfesuchend zu Alban, der sich jedoch während ihres Gesprächs mit Klarissa ein gutes Stück entfernt hatte, um nicht den Anschein zu erwecken, ihnen zu lauschen.
    Nun kam er mit besorgter Miene näher. «Was gibt es, Jungfer Luzia? Braucht Ihr Hilfe? Hat dieses Weib Euch beleidigt?»
    «Nein, nein.» Unschlüssig, wie sie sich verhalten sollte, wandte sich Luzia wieder an Klarissa. «Es ist nicht, was du denkst. Hier.» Aus einem Impuls heraus zog sie das Kruzifix unter ihrem Kleid hervor und hielt es Klarissa unter die Nase. «Es ist nur ein Kruzifix. Mein Glücksbringer, ein …»
    «Huch, bei allen Heiligen!» Klarissa bekreuzigte sich. «Was für ein Kreuz!

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