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Die Gewürzhändlerin

Die Gewürzhändlerin

Titel: Die Gewürzhändlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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bedeutungsvoll.
    Luzia zog die Brauen zusammen. «Und weiter?»
    Klarissa lächelte, offenbar zufrieden darüber, dass ihre Andeutungen Luzia hellhörig gemacht hatten. «Gar Seltsames kam mir zu Ohren, werte Jungfer. Nämlich dass der Vater des besagten Siegfrieds, Ihr dürftet mit ihm bekannt sein, sich in trauter Runde mit gewissen Schöffen und sogar dem Schultheißen darüber mokiert hat, dass eine unverheiratete Frau wie Ihr derart erfolgreich Handel treibt. Gleichzeitig lobte er Euer Talent in höchsten Tönen und dachte laut darüber nach, dass eine Frau mit Euren Fähigkeiten und Eurer Willensstärke eine ausgezeichnete Wahl für seinen Sohn wäre.»
    «Das alles hast du gehört?» Argwöhnisch musterte Luzia die Hurenwirtin, die daraufhin lächelte.
    «Ihr würdet Euch wundern, was ich sonst noch alles höre und weiß, Jungfer Luzia. Man sagt, Männer seien weniger gesprächig als Frauen, und manch einer scheint auf den ersten Blick gar stumm wie ein Fisch. Doch gebt ihnen guten Wein und anregende Unterhaltung, und schon sprudeln viele von ihnen geradezu über wie eine frische Quelle.» Wieder kicherte Klarissa.
    «Du glaubst also, dass Siegfried Thal Interesse an mir hat?»
    Klarissa schnalzte mit der Zunge. «Der alte Thal schon eher. Vor einiger Zeit habt Ihr mit der Familie zusammen gespeist, nicht wahr? Wundert mich, dass sie die Einladung seither nicht wiederholt haben. Vielleicht weil Siegfried zuletzt viel auf Reisen war. Er zieht jetzt viel mit seinem neuen Freund herum, einem Wäpling von der Mosel. Ein arroganter Kerl ist das, lässt sich nach Herzenslust von Siegfried aushalten und schleppt dazu noch ständig neue Freunde an, die allesamt nur mit Vorsicht zu genießen sind. Ein paar von ihnen habe ich sogar gerade jetzt bei mir zu Gast.» Sie warf einen bedeutsamen Blick auf die Haustür.
    «Siegfried und seine Freunde sind dort drinnen?» Luzia hob den Kopf.
    «Schockiert Euch das?»
    «Nicht wirklich.» Luzia zuckte die Achseln.
    Klarissa lachte. «Gut. Ich fürchtete schon, Ihr könntet Euch deshalb grämen.»
    «Weshalb sollte ich?»
    «Nun, da Ihr doch so entschieden eine Verbindung mit Wied ablehnt, kam mir der Gedanke, Ihr könntet auf eine Verbindung mit dem Hause Thal sinnen.»
    «Ach du liebe Zeit!»
    «Also doch nicht?» Wieder schnalzte Klarissa. «Liebelein, Ihr werdet nicht jünger. So gut Eure Geschäfte auch gehen mögen – ich rate Euch dazu, Euch einen passenden Ehemann zu suchen. Nur vielleicht nicht gerade diesen. So wie ich es verstanden habe, liebäugelt der alte Thal mit Euch, weil Ihr was vom Rechnen versteht. Wäret Ihr Siegfrieds Frau, könntet Ihr dessen Geschäfte hier führen, während der Alte seinen Sohn fröhlich durch die Lande schickt. Das nennt man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, denn früher oder später wird der alte Thal abtreten oder sterben; bis dahin sollte sein Sohn tunlichst bereits für einen männlichen Nachkommen gesorgt haben.» Sie ließ ihren Blick in eindeutiger Weise über Luzias Gestalt wandern. «Siegfried ist für seinen unsteten Lebenswandel bekannt, aber mit Euch dürfte es selbst ihm nicht schwerfallen, das Ehegelübde einzuhalten. Zumindest bis zwei, drei stramme Söhne das Licht der Welt erblickt haben.»
    Luzia schluckte und strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatte. «Du erzählst mir das alles, weil …»
    «Weil ich Euch warnen möchte», erklärte Klarissa. «Natürlich müsst Ihr selbst wissen, was Ihr tut, aber bei Siegfried wäre ich an Eurer Stelle vorsichtig. Versteht mich nicht falsch, er ist kein schlechter Kerl und auch nicht gewalttätig oder so. Aber wenn er Euch den Hof machen sollte, dann wahrscheinlich nicht – oder nur wenig – aus Zuneigung zu Eurem hübschen Gesicht oder Eurem flinken Verstand. Bestimmt weiß er einen wohlgefälligen Anblick neben sich im Bett zu schätzen, doch schon mehrmals entschlüpften ihm ein, zwei Worte, die mich vermuten lassen, dass er seinem Vater recht gram ist, weil dieser ihn unbedingt verheiraten will. Nun, vielleicht kümmert Euch dies wenig. So oder so wäre eine Verbindung mit dem Hause Thal für jede anständige Jungfer ein lohnenswertes Ziel. Soweit ich die Sache jedoch überblicke, scheint Ihr nicht die Art Frau zu sein, die sich aus purem Kalkül zu einem solchen Handel entschließt.»
    «Ach?»
    Klarissas Miene wurde ernst. «Nein, denn sonst würdet Ihr nicht eine Minute gezögert haben, Euch Martin Wied unter den Nagel zu

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