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Die Gewürzhändlerin

Die Gewürzhändlerin

Titel: Die Gewürzhändlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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zerstreuende Menschenmenge auf den Karren zu.
    Auch Roland hatte Martin Wied bereits erblickt, denn dessen reich besticktes Kaufmannsgewand unterschied sich deutlich von den grauen und braunen Alltagsbekleidungen der meisten übrigen Marktbesucher. Roland hatte einen Blick für Menschen und erkannte sofort, dass dieser Mann hier ihm nicht vollkommen wohlgesinnt war. Den Grund dafür ahnte er bereits seit jener Begegnung mit dem Kaufmann auf dem Fischmarkt in Koblenz.
    «Herr Wied, ich grüße Euch.» Roland sprang von dem Karren herunter. «Ihr seid wohl in Geschäften hier?»
    Martin setzte ein neutrales Lächeln auf, das ihm auch bei Verhandlungen schon oft gute Dienste geleistet hatte. «Mir scheint, dies trifft auch auf dich und deine Truppe zu, Roland.»
    «Ihr erinnert Euch an meinen Namen?» Da Martin weiterhin lächelte, fragte Roland beherzt: «Sagt, wie geht es Luzia? Ist sie wohlauf?»
    «Als ich sie zuletzt sah, war sie es.» Martin nutzte den Vorteil, den ihm der schwere Kaufmannsmantel gab, und reckte ein wenig die Schultern. Er wusste um den Nutzen, den eine imposante Erscheinung auf etwaige Widersacher hatte.
    Roland verstand diese Geste sofort und verbeugte sich leicht. «Das freut mich zu hören, Herr Wied. Handelt sie noch immer mit Gewürzen? Ihr steht Ihr dabei zur Seite, nicht wahr?»
    «So ist es. Inzwischen hat sie ihr Geschäft erfolgreich auf Buch- und Tuchfarben ausgeweitet.»
    Roland lächelte. «Das ist ja unglaublich! Aber ich wusste schon immer, dass meine hehre Frau was ganz Besonderes ist.» Zögernd blickte er Martin in die Augen, obgleich er wusste, dass ihm dies gegenüber einem so hohen Herrn eigentlich nicht zustand. «Ihr braucht Euch mir gegenüber nicht wie ein Platzhirsch aufzuführen, Herr Wied. Ich weiß längst, dass Luzia und ich nicht … Wir hätten niemals eine gemeinsame Zukunft gehabt. Dessen ungeachtet ist sie das Liebste, was ich je hatte, wird es auch immer sein. Bei Euch hat sie es gut, das weiß ich.» Roland rieb fahrig die Hände aneinander. «Ihr seid gut zu ihr.» Es klang mehr wie eine Forderung denn wie eine Feststellung.
    Martin nickte. «Darüber brauchst du dir keine Gedanken zu machen.»
    «Nein, vermutlich nicht.» Roland nickte; erneut stahl sich ein Lächeln auf seine Lippen. «Sie wird es Euch nicht leichtmachen, Herr Wied.» Als in diesem Moment einer der Männer aus seiner Truppe seinen Namen rief, wandte er kurz den Kopf. «Ich muss gehen. Bitte richtet Luzia einen Gruß von mir aus.»
    Martin neigte zustimmend den Kopf. «Du wirst mit deinen Leuten im Herbst wieder nach Koblenz kommen?»
    Roland zögerte erneut. «Ihr wünscht dies nicht?»
    Martin verschränkte die Arme und lächelte weiterhin, diesmal jedoch wesentlich freundlicher. «Ich wünsche, dass du dein Versprechen einhältst, Roland. Auf bald.»
    Überrascht und erleichtert zugleich blickte Roland dem Kaufmann nach, der erhobenen Hauptes den Platz überquerte und schließlich in einer Gasse verschwand. Eines war gewiss: Bei Martin Wied war Luzia in guten Händen. Seufzend wandte der junge Gaukler sich um und ging zu seinen Freunden, die dabei waren, ein kleines hölzernes Podest aufzubauen. Einem Mann wie diesem Kaufmann hatte er nichts entgegenzusetzen. Er hoffte nur, dass Luzia sich diese Gelegenheit nicht entgehen ließ.
    «Pass auf, Roland!», schrie neben ihm sein Onkel Heinrich, packte ihn am Arm und zerrte ihn mit einem Ruck hinter das Podest. Einen Augenblick später galoppierten mit donnernden Hufen zwei Pferde an ihnen vorbei. Die Reiter waren in die Kluft der städtischen Soldaten gewandet. Ihnen folgten zwei Büttel im Laufschritt. Staub und Schmutz waren aufgewirbelt worden, und ringsum fluchten die Menschen, die dem Trupp hatten ausweichen müssen.
    «Wohin die wohl wollen?», fragte Roland und rieb sich das Schienbein, mit dem er gegen eine Holzbohle gestoßen war.
    «Keine Ahnung.» Heinrich zuckte die Achseln. «Muss wohl was passiert sein irgendwo.»
    * * *
    Als Luzia das Haus am Kornmarkt betrat, war es bereits später Nachmittag. Sie steuerte sogleich das Kontor an, wo sie bereits erwartet wurde.
    «Endlich! Luzia, wo habt Ihr Euch nur herumgetrieben?» Augusta hatte am Fenster gestanden, sich bei Luzias Eintreten umgedreht und kam nun mit großen Schritten auf sie zu.
    «Herumgetrieben?», echote Luzia. Ärger stieg in ihr auf. Die Neuigkeiten des Tages machten ihr schon zur Genüge zu schaffen. Mit der ständigen unterschwelligen Feindseligkeit Augustas

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