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Die Gewürzhändlerin

Die Gewürzhändlerin

Titel: Die Gewürzhändlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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fragte Luzia nach.
    «Das nicht, aber die Wahrscheinlichkeit …»
    «Dann dürft Ihr ihn nicht einsperren», unterbrach Augusta ihn erneut. «Ihr könnt ihn nur anklagen, wenn er bei der Tat von den Zeugen beobachtet wurde oder wenn Ihr andere Beweise gegen ihn habt.»
    Zacharias seufzte. «Frau Augusta, wir wissen selbst, was das Gesetz uns vorschreibt. Doch bis wir alle Umstände der Tat geklärt haben, wird Euer Sohn hier im Turm verbleiben.»
    «Ihr sperrt ihn nicht in den Kerker», rief Augusta verzweifelt. «Das hat er nicht verdient. Er hat nichts von dem getan, was Ihr ihm vorwerft!»
    «Frau Augusta.» Beruhigend legte Luzia ihr eine Hand auf die Schulter und blickte gleichzeitig den Schöffen an. «Dürfen wir mit ihm sprechen?»
    «Später», antwortete Zacharias. «Zunächst möchte ich Euch ein paar Fragen stellen, Jungfer Luzia.»
    Sie nickte erleichtert. «Also gut, fragt.»
    «Einer der Mainzer Stadtboten hat in Mainz bereits ausgesagt, dass er kürzlich in Wieds Auftrag ein Päckchen mitsamt Brief bei Euch abgeliefert hat.»
    Luzia nickte und spürte gleichzeitig, wie sich das Kruzifix erhitzte.
    «Was enthielt dieses Päckchen?»
    Sie schluckte und spürte, wie sich eine Gänsehaut auf ihrem Rücken ausbreitete. «Eine Geldkassette», sagte sie mit kratziger Stimme. Rasch räusperte sie sich.
    «Mit Münzen darin?»
    Wieder nickte sie beklommen.
    «Was stand in dem Brief?»
    Sie biss sich auf die Unterlippe. «Nur dass ich mich, solange er fort ist, um das Geschäft kümmern und die Kassette für ihn aufbewahren soll, da das Geld darin für den Kredit bestimmt ist, den er abzubezahlen hat.»
    «Den Judenkredit?» Zacharias tauschte einen merkwürdig wissenden Blick mit dem Gerichtsschreiber. Grelle kritzelte eifrig Luzias Aussage auf eine Wachstafel. «Wir werden die Kassette und den Brief beschlagnahmen, Jungfer Luzia. Zwei Schöffen werden beides heute Nachmittag abholen.»
    «Ihr glaubt doch nicht etwa, Martin habe das Geld gestohlen, um damit den Kredit abzubezahlen?», fragte sie atemlos.
    Zacharias verschränkte die Arme. «Der Verdacht liegt leider nahe, Jungfer Luzia.»
    «Aber das ist doch irrwitzig!»
    «Wieds Geschäft steht auf tönernen Füßen, ist es nicht so? Sein Bruder hat in Martins Abwesenheit schlecht gewirtschaftet.»
    «Aber das ist doch noch lange kein Grund …»
    «Soweit man hört, hat er zudem Euch größere Summen geliehen, mit denen Ihr Euren Farbenhandel betreibt.»
    Entsetzt starrte Luzia den Schöffen an.
    In diesem Moment klopfte es an der Tür, und der Wachmann von eben streckte den Kopf herein. «Herr Zacharias? Der Kauwerziner ist jetzt da. Soll ich ihn reinschicken?»
    Der Schöffe nickte.
    Augenblicke später betrat Rigo de Beerte die Schreibstube. «Was geht hier vor?», wollte er wissen; dann erblickte er Luzia und Augusta und trat auf sie zu. «Ihr seid auch hier? Was hat das alles zu bedeuten?»
    Bevor Luzia etwas sagen konnte, ergriff Zacharias wieder das Wort. «Vielen Dank, dass Ihr so rasch hergekommen seid, Herr de Beerte. Habt Ihr den Brief mitgebracht?»
    «Natürlich.» Der Kauwerziner zog das gefaltete Schreiben unter seinem Mantel hervor und reichte es dem Schöffen. «Aber ich verstehe nicht, wozu Ihr es benötigt.»
    Zacharias überflog den Brief und nickte dabei vor sich hin. «Der Brief beweist, dass Wied bei Euch die Sicherheit für die
Ludwina
gekauft hat.»
    «Das hätte ich Euch auch so bestätigen können», sagte de Beerte aufgebracht. «Es ist schließlich kein Geheimnis.»
    «Die Frage, die sich uns stellt», fuhr Zacharias fort, ohne auf den Einwand zu achten, «ist, ob Ihr mit Wied unter einer Decke steckt oder nicht.»
    «Wie bitte?» Entrüstet baute der Kauwerziner sich vor dem Schöffen auf. «Habt Ihr den Verstand verloren?»
    «Mäßigt Euch bitte!», wies Zacharias ihn zurecht. «Aus diesem Brief geht eindeutig hervor, dass Wied um die Auszahlung der Sicherheit für die gestohlenen Waren bittet.»
    Luzias Kopf ruckte hoch. «Aber Herr Zacharias, wenn Martin die Stadt nach dem Überfall so rasch verlassen hat, wie soll er dann …?» Sie stockte und schüttelte den Kopf, um ihre Gedanken zu ordnen, die sich zu verknäueln drohten.
    Zacharias schien jedoch verstanden zu haben, was sie meinte. «Eine große Dreistigkeit», antwortete er grimmig. «Offiziell hat niemand ihm von dem Überfall berichtet, da er die Stadt bereits verlassen hatte. Dennoch hat er diesen Brief nach Koblenz geschickt. Woher also wusste er davon?»
    Luzia

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