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Die Gewürzhändlerin

Die Gewürzhändlerin

Titel: Die Gewürzhändlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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fiel darauf keine Antwort ein. Ratlos wechselte sie einen Blick mit de Beerte, der ebenfalls nur die Schultern hob. «Ich will mit ihm sprechen», sagte sie schließlich und bemühte sich, ihrer Stimme Entschlossenheit zu entlocken.
    «Es darf nur ein Besucher zu ihm», antwortete der Schöffe und blickte fragend zwischen Luzia und Augusta hin und her.
    «Lasst mich zu meinem Sohn», verlangte Augusta denn auch sofort. «Ich will mich überzeugen, dass er wohlauf ist.»
    «Augusta.» Luzia schüttelte den Kopf. «Es ist sehr wichtig, dass ich sofort mit ihm spreche. Wir müssen …»
    «Er ist mein Sohn, Luzia!» Augustas Stimme kippte beinahe über vor Empörung. «Selbstverständlich werde ich …»
    «Bitte!», unterbrach Luzia sie harsch. «Wir müssen versuchen, ihn hier herauszuholen. Das können wir nur, wenn wir herausfinden, was wirklich geschehen ist. Lasst mich in Gottes Namen mit ihm sprechen.»
    Augusta starrte sie mit einer Mischung aus Verzweiflung und Zorn an. Sie schien etwas entgegnen zu wollen, nickte dann jedoch und erklärte: «Also gut. Geht.»
    Luzia atmete auf und warf dem Schöffen einen auffordernden Blick zu, der daraufhin zur Tür ging. «Folgt mir.»
    * * *
    Martin stand an dem schmalen Fensterchen in der Gefängniszelle, die sich ziemlich weit oben im Turm befand und nichts enthielt als einen Strohsack und einen Fäkalieneimer mit Deckel. Von seinem Standort aus konnte er auf die Weinberge des Dominikanerklosters blicken. Wenn er den Kopf nach links drehte, sah er das Wasser der Mosel als grauen Streifen vorbeifließen. Hin und wieder vernahm er die spitzen Schreie von Wasservögeln, die auf der Jagd nach ihrem Mittagessen über dem Fluss kreisten. Als er den schweren Eisenriegel über das Holz ratschen hörte, drehte er sich um.
    «Nicht zu lange», sagte Zacharias, nachdem er Luzia in die Zelle hatte eintreten lassen. «Ich warte hier draußen.»
    Luzia nickte nur vage. Als hinter ihr der Schöffe die Tür wieder geschlossen hatte, trat Luzia auf Martin zu, der sie schweigend ansah. «Geht es dir gut?»
    Martin hob spöttisch die Brauen. «Ich sitze in Turmhaft. Sehe ich aus, als ginge es mir gut?» Er trat einen Schritt auf sie zu. «Was tust du hier?»
    «Dir helfen», antwortete sie lapidar. «Zumindest will ich es versuchen.»
    Schweigend betrachtete er sie. An ihrem Hals erkannte er das heftige Pochen ihrer Halsschlagader, das ihre kühlen Worte Lügen strafte. «Du willst mir also helfen.»
    «Du bist unschuldig.»
    Luzias Worte kamen so rasch und bestimmt, dass Martin ein Lächeln nicht unterdrücken konnte. «Die Beweislage sagt etwas anderes.»
    «Ja», antwortete sie. «Woher wusstest du, dass die
Ludwina
überfallen worden ist?»
    «Ich wusste es nicht.»
    «Aber du hast einen Brief an Rigo de Beerte geschickt.»
    Martin verschränkte die Arme vor der Brust. «Nein.»
    «Nein?», echote Luzia verblüfft. «Aber ich habe ihn selbst gelesen. Es war deine Schrift, und der Brief trug dein Siegel.»
    «Ich habe diesen Brief nicht geschrieben. Das habe ich auch vor den Schöffen ausgesagt.»
    «Sie glauben dir nicht.»
    «Glaubst du mir?»
    Luzia zögerte, dachte nach. «Was ist mit dem ersten Brief? Der, den ich vergangene Woche erhalten habe, zusammen mit der Geldkassette.»
    «Ich habe dir keine Geldkassette geschickt.»
    «Doch, natürlich hast du …»
    «Luzia, ich habe dir einen Kasten mit Alaun und Auripigment geschickt, damit du die Benediktinerinnen beliefern kannst.»
    «Aber …» Luzia schüttelte den Kopf. «Der Bote brachte mir eine randvoll gefüllte Geldkassette und deinen Brief, in dem steht, dass ich das Geld aufbewahren soll, weil es für den Kredit bestimmt ist.»
    «Den Kredit bei Muskin?»
    Luzia nickte.
    «Die Schulden bei Muskin habe ich bereits zu Fastnacht zurückgezahlt. Die gezeichnete Urkunde befindet sich in einer meiner Truhen im Kontor. Auch diesen Brief habe ich nicht geschrieben.»
    «Also will dir jemand schaden.»
    «Sieht ganz so aus.» Martin knirschte hörbar mit den Zähnen. «Eine drohende Anklage wegen Raubes und Mordes ist kein Kinderspiel, Luzia. Offenbar will mich jemand aus dem Weg haben.»
    «Aber warum?»
    Er stieß einen spöttischen Laut aus. «Konkurrenz.»
    «Nein.» Entsetzt starrte sie ihn an. «Nein, Martin, das kann ich nicht glauben. Wer sollte denn so etwas tun?»
    «Fällt dir ein anderer Grund ein?» Als sie nicht gleich antwortete, schnaubte er. «Na also.» Er begann, in der kleinen Zelle auf und ab zu gehen. «Wir

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