Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gewürzhändlerin

Die Gewürzhändlerin

Titel: Die Gewürzhändlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
Vom Netzwerk:
haben also zwei gefälschte Briefe und einen Kasten mit Gewürzen, der gegen eine volle Geldkassette ausgetauscht wurde.»
    «Die Kassette von Kapitän Loerbek.»
    Martin nickte mit grimmiger Miene. «Also muss der Bote in die Sache verwickelt sein, denn andernfalls hätten die Päckchen und Briefe nicht vertauscht werden können.» Er blieb vor ihr stehen. «Sorge dafür, dass man den Boten ausfindig macht und zum Reden bringt.»
    «Ich?» Sie schluckte. «Vielleicht hat man die Kassetten auch heimlich vertauscht.»
    «Vielleicht. Halte einfach die Augen und Ohren offen. Wenn derjenige, der mir diesen üblen Streich gespielt hat, aus Koblenz stammt, dürften die gestohlenen Gewürze über kurz oder lang wieder auftauchen.»
    «Haben wir denn so viel Zeit?»
    Martin zuckte mit den Achseln. «Vermutlich nicht.»
    «Was können wir sonst noch tun?»
    «Nicht viel, fürchte ich. Die Schöffen werden Kapitän Loerbek nach Koblenz laden, damit er im Prozess aussagt.»
    «Im Prozess.»
    «Und auch die Männer, die mich gesehen haben wollen … gesehen haben.»
    «Du warst an jenem Tag auf dem Schiff.»
    «Ja.»
    «Ich wusste, dass etwas Schlimmes geschehen würde.» Luzia senkte den Blick.
    «Ich weiß. Du hast es schon in Blasweiler gesagt.»
    Angestrengt starrte Luzia auf den staubigen Fußboden der Zelle. «Was geschieht, wenn sie dich verurteilen?»
    Martin schwieg einen Moment, bevor er antwortete: «Luzia, du weißt, welche Strafen auf Diebstahl und Mord stehen.»
    Ihr Kopf ruckte bei seinem kühlen Ton hoch. «Wie kannst du dies sagen und dabei so ruhig bleiben?»
    «Weil es rein gar nichts bringt, wenn ich mich aufrege.»
    «Du hast bei de Beerte Sicherheiten für meine Farben hinterlegt.»
    «Ja.»
    «Warum hast du mir davon nichts gesagt?»
    «Es war nicht wichtig.»
    «Nicht wichtig? Du hast mir Geld geliehen, eine große Summe, und dann noch einmal denselben Betrag bei de Beerte versichert. Und du behauptest, das sei nicht wichtig?» Ihre Stimme war lauter geworden und zitterte unmerklich. Ihre Augen funkelten aufgebracht. Plötzlich erstarrte sie und rang nach Atem. «Die Schöffen glauben, dass du die Gewürze gestohlen hast, um an die Sicherheiten zu gelangen, die de Beerte dir auszahlen muss. Wenn sie erfahren, dass meine Waren ebenfalls bei ihm versichert sind, werden sie glauben, dass ich in den Betrug verwickelt bin.»
    «Sie können dir rein gar nichts nachweisen.»
    «Aber dir wegen dieser vermaledeiten Briefe und der Geldkassette und …» Sie brach ab und biss sich auf die Unterlippe. «Was sollen wir nur tun?» Bevor sie wusste, was sie tat, hatte sie seine rechte Hand ergriffen und drückte sie.
    Überrascht blickte er sie an und sah, dass ihre Wangen sich rosa verfärbten. Verlegen wollte sie ihm ihre Hand wieder entziehen, doch er hielt sie fest. «Im Augenblick weiß ich auch nicht weiter», gab er zu. «Kümmere dich um meine Mutter und meine Schwestern. Gewiss sind sie außer sich vor Sorge.» Er blickte kurz zur Tür. «Geh jetzt; lange wird Zacharias nicht mehr auf dich warten.» Nun ließ er ihre Hand los, und sie wandte sich zur Tür. Zögernd blieb sie stehen.
    «Wenn diese Briefe gefälscht wurden – kann man das nicht beweisen? So wie damals bei der Urkunde, die Elisabeths Onkel hat fälschen lassen?»
    Martin wägte ihre Worte sorgsam ab. «Möglich wäre es.»
    «Könnte dein Freund das? Dieser Advokat aus Köln?»
    «Pierre van Thelen?» Martin schüttelte den Kopf. «Das ist zu gefährlich.»
    «Warum?» Verwundert trat sie wieder einen Schritt auf ihn zu.
    Martin schwieg einen Moment, dann antwortete er mit gesenkter Stimme: «Luzia, du weißt über einige … Begebenheiten in meiner Vergangenheit nicht Bescheid. Wenn van Thelen hört, weshalb man mich verhaftet hat, wird er mir seine Hilfe verweigern. Ich könnte es ihm nicht verübeln. Es ist sicherer für ihn.»
    «Sicherer für ihn?»
    «Ich kann dir jetzt nicht mehr dazu sagen.»
    Luzia senkte den Blick und nickte; ihre Miene wurde verschlossen. Als sie sich umdrehte, um an die Zellentür zu klopfen, fluchte Martin unterdrückt. Mit zwei Schritten war er bei ihr, ergriff ihr Handgelenk und drehte sie grob zu sich herum.
    Erschrocken blickte sie in sein zorniges Gesicht; seine dunkelblauen Augen glichen gefährlich tiefen, unergründlichen Seen. Atemlos starrten sie einander für einen langen Moment an. «Luzia …» Er schloss die Augen für einen Wimpernschlag. Als er sie wieder öffnete, war das zornige Funkeln einem

Weitere Kostenlose Bücher