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Die Gewürzhändlerin

Die Gewürzhändlerin

Titel: Die Gewürzhändlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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ihre Vorteile. Nicht, dass ich mein Zuhause auf der Burg dagegen eintauschen möchte», fügte sie rasch hinzu, als Johann zu einer Erwiderung ansetzte. «Aber ein Besuch hier lohnt sich allemal.» Sie wandte sich an Adele. «Nicht wahr, mein Kind, wir werden eine ganz ausgezeichnete Zeit hier verbringen. Der Winter naht; wir müssen uns mit Stoffen, Garn und allerlei Flitterkram eindecken, damit uns nicht langweilig werden kann, wenn erst der Schnee gefallen ist und wir keinen Fuß mehr vor die Tür setzen können. Obwohl du ja bei Gertrud noch viel mehr Gesellschaft haben wirst, Adele. Bestimmt werdet ihr viel Spaß haben.»
    «Bleibst du den Winter über etwa ganz allein auf der Mantenburg?», fragte Elisabeth erschrocken nach.
    «Aber nein, auf gar keinen Fall!» Jutta lachte herzlich. «Das wäre ja grauenhaft langweilig. Eine meiner Schwestern wird mich besuchen, da ihr Gemahl sich auf einer längeren Reise befindet. Und ich werde vor Weihnachten noch zwei wohlgeborene Edeljungfern zur Erziehung bei mir aufnehmen. An Gesellschaft und Abwechslung wird es mir also nicht mangeln.» Sie schwieg kurz. «Der Vater des einen Mädchens ist Witwer. Ein Graf und Ritter, äußerst angesehen, wenn auch, wie man hört, etwas raubeinig.»
    Johann horchte auf. «Du sagst das in einem merkwürdigen Ton. Willst du dich etwa wieder verheiraten?»
    Juttas Gesichtsausdruck blieb unverändert heiter, doch ihre Stimme bekam einen ehernen Unterton. «Es dürfte allmählich Zeit werden, findest du nicht? Der kleine Notker braucht einen Vater.»
    «Dir fehlt es doch auf der Mantenburg an nichts», widersprach Johann. «Als Witwe meines Vaters stehst du in hohem Ansehen. Wozu die Mühe?»
    Jutta fixierte ihn streng. «Weil eine Frau stets an die Seite eines Mannes gehört. Dein Vater, Gott sei seiner Seele gnädig, war mir ein guter Ehemann …»
    Johann hustete protestierend, doch Jutta ging nicht darauf ein.
    «Doch leider ist er zu früh von uns gegangen», fuhr sie fort. «Damit musste ich rechnen, war er doch mehr als zwanzig Jahre älter als ich. Arnulf von Helfenstein ist eine gute Wahl. Meine Familie würde eine Verbindung mit ihm ganz sicher begrüßen.»
    «Arnulf von Helfenstein?» Johann, der gerade an seinem Wein genippt hatte, verschluckte sich fast. «Er ist ein Wüstling!»
    Jutta schüttelte den Kopf. «Er ist kein …»
    «Gegen ihn war der Lebenswandel meines Vaters geradezu wie der eines Heiligen! Wie kannst du auch nur einen Moment lang daran denken, diesen Mann zu heiraten?» Johanns Augen verengten sich zu Schlitzen. «Hat er dir einen Antrag gemacht?»
    Jutta schüttelte den Kopf. «Noch nicht. Aber ich glaube nicht, dass es großer Überredungskünste bedürfen wird.»
    «Tu es nicht.»
    «Johann, ich wüsste nicht, was dich das angeht. Hier geht es um mein Leben und meine Zukunft.» Juttas Stimme nahm deutlich an Schärfe zu.
    «Eben deshalb.» Auch Johann wurde nun lauter. «Verflucht, du bist meine Stiefmutter. Dich kenne ich länger als meine leibliche Mutter. Ich werde nicht dabei zusehen, wie du dich ins Unglück stürzt.»
    «Ich stürze mich nicht …»
    «Willst du etwa behaupten, die Ehe mit meinem Vater sei glücklich gewesen?»
    Jutta öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, schloss ihn dann aber wieder und atmete tief durch. «Johann», setzte sie erneut an. «In der Ehe geht es nicht um Glück oder Unglück. Als ich Notker von Manten heiratete, wusste ich, worauf ich mich einließ.»
    «Nein, das konntest du nicht wissen.»
    «Nun, dann habe ich es eben rasch herausgefunden. Eine Wahl hatte ich, davon abgesehen, auch nicht, denn in ein Stift wollte ich nicht eintreten. Eine Frau hat selten die Wahl, Johann, das weißt du. Ich habe meine Pflicht getan und ihn geliebt. Auch er hat seine Pflicht getan …»
    «Fürwahr!»
    «Unterbrich mich nicht ständig. Über Ehen wird Politik gemacht. Meine Familie wünscht, dass ich in meinem Alter nicht lange Witwe bleibe, sondern genau das tue: Politik betreiben.»
    «Es gibt auch noch andere rechtschaffene Männer. Warum ausgerechnet von Helfenstein?»
    Jutta schwieg.
    Hilfesuchend wandte sich Johann an Elisabeth, die ihm daraufhin in einer beruhigenden Geste die Hand auf den Arm legte. «Jutta, ich kann dich gut verstehen. Deine Entscheidung eilt aber doch nicht, oder? Sollten wir uns nicht erst einmal auf die kommenden Wochen hier in Koblenz freuen? Morgen beginnt der Jahrmarkt, und das wird ganz sicher aufregend. Schon seit Tagen strömen die Menschen

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