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Die Gewürzhändlerin

Die Gewürzhändlerin

Titel: Die Gewürzhändlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Verfügung standen.
    Kaum hatte er diesen Gedanken zu Ende gedacht, als es leise am Türrahmen klopfte. Martin hob den Kopf. «Ja, Alban, was gibt es?»
    «Herr, der Münzmeister Nikolaus Tunner wünscht Euch zu sprechen. Und dies hier wurde durch einen Boten von Metza überbracht, der Äbtissin des Zisterzienserinnenklosters.» Alban reichte Martin ein gesiegeltes Schreiben.
    «Danke, Alban. Lass Tunner herein.» Martin legte den Brief der Äbtissin zur Seite und erhob sich, als der Goldschmied und Münzmeister von Koblenz sein Kontor betrat. «Guten Tag, Nikolaus», begrüßte er ihn mit kräftigem Handschlag. «Wie schön, dass du den Weg zu mir noch gefunden hast.»
    «Du scherzt wohl», erwiderte Tunner kopfschüttelnd, jedoch mit einem breiten Lächeln. Er war ein beleibter Mann mit grauem Haar und sauber gestutztem Kinnbart, dessen Gesichtszüge von Wein und guter Speise etwas aufgeweicht waren. «Wenn ein guter Freund nach langer Reise heimkehrt, ist ein Besuch wohl das Mindeste.»
    Martin nickte ihm zu. «Vor allem wenn die letzte Weinlieferung längst überfällig ist, nicht wahr? Ich entschuldige mich dafür, Nikolaus.»
    Tunners Lippen verzogen sich, sodass er nun sein Gegenüber mit ernstem Gesichtsausdruck ansah. «Es gehen Gerüchte um, Martin. Was ist mit Konrad los? Die beiden Lieferungen im Frühjahr und Sommer kamen schon sehr schleppend, und die letzte blieb ganz aus. Auch aus anderen Quellen höre ich Ähnliches. Hast du Probleme mit dem Geschäft?»
    Innerlich seufzend setzte Martin eine betont joviale und zuversichtliche Miene auf. «Keineswegs, Nikolaus, das versichere ich dir. Wir hatten einige Lieferschwierigkeiten, nachdem diese schreckliche Pestilenz durch die Lande gezogen ist und allerorts Tod und Unglück hinterlassen hat. Und mein Bruder war wohl den besonderen Anforderungen nicht immer gewachsen. Er ist noch jung, und ihm fehlt es an Erfahrung. Du kannst aber versichert sein, dass ich bereits alles in die Wege geleitet habe, um sämtliche Außenstände baldmöglichst zu begleichen. Zwar ist dein bestellter Wein aus Burgund noch nicht eingetroffen, aber ich könnte dir im Austausch einen guten heimischen Tropfen anbieten, selbstverständlich mit Preisnachlass.»
    «Das hört sich vielversprechend an», sagte Tunner zufrieden. «Es ist nämlich so, dass ich den Wein recht dringend benötige. Meine älteste Tochter wird sich in wenigen Wochen verheiraten, und natürlich soll das Festmahl zu diesem Anlass nur vom Feinsten sein.»
    Martin lächelte. «In einigen Wochen, sagst du? Bis dahin sollte die Lieferung aus Burgund eingetroffen sein. Wie wäre es dann, wenn wir deinen Vorrat zunächst mit zwei Fässern heimischem Wein aufstocken und ich den Burgunder später nachliefere.» Er hielt einen Augenblick inne. «Der Preisnachlass bleibt natürlich für diese Lieferung bestehen. Immerhin muss ich dich über Gebühr warten lassen.»
    Tunners Miene hellte sich weiter auf. «Das nenne ich ein Wort, mein Freund. Ich fürchtete schon, ich müsse auf das Drängen Ulrich Thals eingehen, der mir schon seit Wochen in den Ohren liegt, künftig bei ihm einzukaufen. Dabei weiß jedes Kind, dass er nur anfangs gute Preise macht und dann, wenn er erst einmal feste Lieferverträge hat, kräftig aufschlägt.»
    «Nun, sei versichert, das wird dir bei mir nicht passieren», antwortete Martin in aufgeräumtem Ton. «Meine Preise kennst du, und sollten sich die Zölle nicht innerhalb der vergangenen beiden Jahre verdoppelt haben, werde ich auch nichts daran ändern.»
    «Wann kannst du liefern?»
    «Morgen schon, wenn es so eilig sein sollte.»
    Das breite Lächeln auf dem Gesicht des Münzmeisters hatte inzwischen beinahe seine Ohren erreicht. «Das würde mir ausgesprochen gut passen, Martin. Dann erwarte ich deine Knechte morgen. Nun muss ich aber weiter, meine Werkstatt ruft.» Er wandte sich zur Tür, drehte sich aber noch einmal kurz um. «Es ist immer wieder ein Vergnügen, mit dir Geschäfte zu machen, Martin.» Damit verließ er das Kontor.
    Martin kräuselte die Lippen. «Gewiss», murmelte er, setzte sich auf die Kante des Schreibpults und griff nach dem Brief, den Äbtissin Metza ihm geschickt hatte.
    * * *
    «Ah, welch ein komfortables Haus», schwärmte Jutta von Manten, als sie am Abend des übernächsten Tages mit ihrem Stiefsohn und dessen Frau sowie Luzia und Johanns Schwester Adele zu Tisch saß. «Und wie leicht es sich beheizen lässt! Ich gebe zu, Stadthäuser haben ganz offensichtlich

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