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Die Gewürzhändlerin

Die Gewürzhändlerin

Titel: Die Gewürzhändlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Kein Wunder also, dass ein neues Gesicht, noch dazu das einer Frau, Aufsehen erregte. Bisher hatte jedoch noch niemand es gewagt, sie anzusprechen. Dennoch begann sich Luzia immer unwohler zu fühlen. Allmählich müsste sie zu Elisabeth zurückkehren. Sie hatte nicht vorgehabt, über Mittag fortzubleiben. Nicht auszudenken, wenn ihre Herrin sich nun Sorgen machte und jemanden auf die Suche nach ihr ausschickte! Nervös rückte sie an einigen der Krüge und Schalen auf dem Tisch herum. Wie lange mochte Wied sie wohl noch warten lassen? Er hatte wirklich Nerven, sie hier sang- und klanglos alleine zu lassen.
    «Kind, schau her, da habe ich doch richtig gesehen. Das ist tatsächlich das Mädchen, dass in Elisabeth von Mantens Haus als Leibmagd dient.»
    Luzia hob erschrocken den Kopf und sah sich Carissima von Ders gegenüber, der Gattin des Ratsherrn. Neben ihr stand eine junge Frau, die Carissima in auffälliger Weise ähnelte. Offenbar handelte es sich um ihre Tochter.
    Carissima musterte Luzia neugierig, dann ließ sie ihren Blick über den Gewürzstand wandern. «Verzeiht, Jungfer, Ihr seid doch Frau Elisabeths Leibmagd, nicht wahr? Luzia, wenn ich mich recht entsinne.»
    Luzia setzte ein höfliches Lächeln auf. «Die bin ich, Frau Carissima.»
    «Ah, gut, Ihr wisst, wer ich bin.» Carissima lächelte ihr huldvoll zu. «Aber Ihr seht mich erstaunt. Verratet Ihr mir, was Ihr hier an Herrn Wieds Verkaufsstand tut? Ist er in der Nähe? Ich sehe ihn nirgendwo. Alban?» Fragend blickte sie den Knecht an, der sich artig verbeugte.
    «Frau Carissima, ich grüße Euch. Mein Herr ist in einem dringenden Geschäft unterwegs. Die edle Jungfer hier vertritt ihn solange.»
    «Ihr vertretet ihn?» Die Verblüffung stand Carissima ins Gesicht geschrieben.
    Auch ihre Tochter machte große Augen. «Seid Ihr nicht fremd in Koblenz? Mutter, sagtest du nicht, sie sei fremd?» Die junge Frau blickte verlegen zu Luzia. «Verzeiht, Jungfer Luzia, aber ich habe noch nie gehört, dass sich Martin Wied von jemand Fremdem vertreten lässt. Schon gar nicht von einer Frau.»
    Luzia nickte und bemühte sich, ihre freundliche Miene beizubehalten. «Das ist auch ein reiner Zufall. Ich kam gerade vorbei, als Herr Wied eine wichtige Nachricht erhielt. Er bat mich, für eine Weile auf den Stand achtzugeben. Da …» Sie zögerte, entschloss sich dann aber, weitgehend bei der Wahrheit zu bleiben. «Da unsere Familien befreundet sind, war ich gerne bereit, ihm auszuhelfen.»
    «Ach, Ihr seid mit den Wieds gut bekannt?» Carissimas Miene hellte sich auf. «Das hätte ich mir ja auch gleich denken können. Frau Elisabeth erzählte mir ja bereits, dass Ihr auch mit den Küneburgern befreundet seid. Da liegt es ja nur nahe … Wie freundlich von Euch, diese Last zu übernehmen. Ich würde mir ja nicht zutrauen, einen Verkaufsstand zu führen.» Erneut wanderten ihre Augen aufmerksam über Luzias Gesicht und Gestalt. «Erstaunlich. Eine Frau als Gewürzhändlerin. Aber warum nicht?» Sie lächelte fein. «Immerhin gibt es auch Tuchhändlerinnen, und dort drüben …», sie wies vage in eine Richtung hinter sich, «hat eine Hökerin ihren Stand. Sie bietet ganz vorzügliche Kämme und Haarbänder feil. Kennt Ihr sie? Nein? Wenn Ihr Zeit habt, müsst Ihr sie unbedingt einmal aufsuchen. Heide ist ihr Name. Jedes Jahr kommt sie aus Mainz zum Jahrmarkt herüber. Sie erzählte mir, dieses Jahr sei sie mit einer Gruppe Gaukler hergereist. Stellt Euch das nur vor! Mit Gauklern! Das wäre mir viel zu gefährlich, sagte ich ihr; aber sie meinte, es sei eine recht anständige Truppe und es seien auch zwei Frauen darunter gewesen. Dennoch, mit solchen Leuten gibt man sich doch lieber nicht näher ab, oder? Wer weiß, was die im Schilde führen. Aber ach, ich rede Euch die Ohren voll, dabei wollte ich eigentlich schauen, ob Herr Wied Mandeln zu verkaufen hat. Wisst Ihr, wir haben dieses Jahr eine Menge Kirschen getrocknet, und meine Köchin soll uns daraus eine Konkavelite bereiten. Aber das geht ja nicht ohne Mandeln, nicht wahr? Also …» Carissima sah sich suchend um. «Habt Ihr Mandeln da?»
    «Ja, Frau Carissima, wir haben Mandeln. Wenn Ihr mir verratet, wie viel Ihr haben möchtet.» Luzia warf Alban einen kurzen Blick zu, der daraufhin den Sack mit den Mandeln unter dem Tisch hervorzog. Ein wenig nervös hob sie die Waage auf den Tisch und entnahm dem Leinenbeutel ein paar Gewichte. Glücklicherweise hatte sie die Zahlen auf der Liste noch im Kopf, musste

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