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Die Gewürzhändlerin

Die Gewürzhändlerin

Titel: Die Gewürzhändlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Rechenbrett ausgerechnet?» Er schüttelte den Kopf, schien tief beeindruckt. «Ich weiß nicht, wie viel Herr Wied normalerweise für Safran verlangt. Kann sein, Ihr habt zu niedrig angesetzt. Andererseits habe ich noch nicht erlebt, dass Frau Carissima so viele Gewürze auf einmal einkauft. Ihr Gemahl, der Ratsherr von Ders, ist … Na ja, ich will nicht sagen, dass er ein Geizhals ist. Aber er achtet sehr auf seine Ausgaben. Deshalb ist er wahrscheinlich so wohlhabend geworden.»
    «Ich verstehe.» Zwischen Luzias Augen erschien eine Sorgenfalte.
    Alban lächelte ihr aufmunternd zu. «Macht Euch keine Sorgen, edle Jungfer. Ihr werdet es schon richtig gemacht haben. Wenn mein Herr endlich wieder hier wäre, würde er gewiss …»
    «Würde er was?»
    Erschrocken fuhren Luzia und Alban zu Martin herum, der in diesem Moment seitlich auf den Stand zukam. Er hatte beobachtet, wie die Gattin des Ratsherrn mit ihrer Tochter den Stand verlassen hatte, und war nun neugierig, wie die letzten Stunden verlaufen waren. «War das Carissima von Ders, mit der Ihr eben gesprochen habt?»
    Luzia atmete erleichtert auf. «Ja, Herr Wied. Sie hat Mandeln gekauft und Safran und …»
    «Safran?» Martin starrte sie an, dann wanderte sein fragender Blick zu Alban. «Ich hatte nichts davon gesagt, dass hier Safran verkauft werden soll.»
    «Verzeiht, Herr.» Alban senkte den Kopf. «Ich wusste nicht, dass Ihr …»
    «Ihr wusstet doch gar nicht, wie viel der Safran kostet», wandte Martin sich wieder an Luzia, ohne weiter auf seinen Knecht zu achten.
    Luzia biss sich auf die Unterlippe, wollte schon den Kopf senken. Doch etwas an Martins verärgertem Ton ließ ihren eigenen Unmut wieder hochkochen. Sie schob beinahe trotzig das Kinn vor und blickte ihm herausfordernd in die Augen. «Ich weiß aber, was man auf anderen Märkten für Safran bezahlt, Herr Wied. Und wenn Ihr nicht wolltet, dass ich Euren Safran verkaufe, hättet Ihr mir das sagen müssen, bevor Ihr mich eine halbe Ewigkeit lang mit Eurem Stand alleine ließet.»
    Martin runzelte überrascht die Stirn. «Es hat ein wenig länger gedauert als gedacht, das ist richtig. Aber das bedeutet noch lange nicht, dass Ihr … Wie viel habt Ihr Carissima für den Safran abgenommen?»
    Als Luzia ihm die Summe nannte, schnappte er nach Luft. «Und Ihr wollt behaupten, Ihr wüsstet, was man auf anderen Märkten für Safran bezahlt? Seid Ihr verrückt? Da kann ich ja zukünftig meine Gewürze gleich verschenken.»
    Luzias Miene verfinsterte sich. «Ich habe gar nichts verschenkt. Frau Carissima schien eine gute Stammkundin zu sein.»
    «Das ist sie, aber deshalb muss man ja nicht gleich …»
    «Deshalb habe ich ihr den zehnten Teil des Preises erlassen.»
    Martin wollte zu einer wütenden Erwiderung ansetzen, stockte aber kurz, als ihm klarwurde, was ihre Worte implizierten. Verwundert fragte er: «Ihr wisst in Bruchteilen zu rechnen?»
    Luzia achtete gar nicht auf seine Frage, sondern fuhr aufgebracht fort: «Und wenn ich das nicht getan hätte, dann wäre sie bestimmt nicht auf den Gedanken gekommen, auch noch ein Säckchen Paradieskörner zu kaufen. Nicht wahr, Alban?» Auffordernd blickte sie zu dem Knecht, der unsicher zwischen ihr und seinem Herrn hin- und herblickte, dann aber hastig nickte.
    «Sie hat mehr gekauft als üblich, Herr.»
    Martin stieß einen zischenden Laut aus und fuhr sich durch die Haare. «Also darf ich Euch jetzt auch noch dankbar dafür sein, wie?»
    Luzia starrte ihn erbost an. «Es ist mir gleich, ob Ihr dankbar seid oder wütend, Herr Wied. Ich habe Euch einen Gefallen getan, indem ich über drei Stunden an Eurem Stand ausgeharrt habe. Ihr habt mir die Preisliste gegeben, aber versäumt, mir etwas über den Safran zu sagen. Wenn ich einen Fehler gemacht habe, tut es mir leid. Ich sehe allerdings nicht ein, wie es falsch sein kann, eine derartige Menge Gewürze an eine Kundin zu verkaufen, die offenbar sonst weit weniger einkauft. Aber bitte, da Ihr ja nun wieder hier seid, könnt Ihr von nun an selbst Eure Waren unter die Leute bringen.» Sie griff nach ihrem Korb, den sie neben den Kisten unter dem Tisch abgestellt hatte. «Ich wollte eigentlich einen angenehmen Vormittag auf dem Markt verbringen. Dies ist mir nun nicht mehr möglich. Frau Elisabeth erwartet mich, also …» Sie nickte ihm kühl zu und wandte sich zum Gehen.
    Martin blickte verblüfft auf ihren Rücken. Mit zwei Schritten war er bei ihr und hielt sie am Arm zurück. «Luzia!»
    «Was?» Sie

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