Die Gewürzhändlerin
zufrieden. «Dann kannst du jetzt deine Schwester nach Hause begleiten.» Martin ging hinter den Verkaufsschragen und rückte ein paar Krüge zurecht, als ihm noch etwas einfiel. «Warte!», rief er, bevor Anton und Luzia sich abwenden konnten. «Ich hatte dir doch eine Fleischpastete versprochen.» Er nestelte eine Münze aus der Geldkatze an seinem Gürtel und drückte sie dem Jungen in die Hand. «Ihr solltet beide etwas essen», sagte er. «Die Pasteten am Stand neben der Kirche sind die besten.» Er zwinkerte Luzia zu. «Denkt daran! Morgen früh zu Marktbeginn.»
Damit wandte er sich ab und sprach einen vorbeikommenden Mann in pelzverbrämter Kleidung an.
Luzia starrte ihn einen Moment lang sprachlos an.
Anton zupfte sie am Ärmel. «Luzia, kommst du?» Als sie ihm langsam folgte, sah Anton neugierig zwischen ihr und dem Gewürzstand hin und her. «Was ist morgen früh zu Marktbeginn?»
* * *
«Das ist nicht dein Ernst.» Johann blickte verblüfft in das entschlossene Gesicht seiner Frau. «Du hast Martin zugesagt, dass Luzia seine Gehilfin wird? Wie stellst du dir das vor? Sie ist deine Leibmagd.»
Elisabeth lächelte. «Es ist doch nur für knapp drei Wochen, Johann. Und du weißt, dass unsere Familien einander Unterstützung versprochen haben.»
«Eine Frau als Gewürzhändlerin?»
Elisabeth verdrehte die Augen. «So ungewöhnlich ist das nun auch wieder nicht.»
«Doch, es sei denn, die betreffende Frau ist entweder die Tochter des Kaufmannes oder sein Eheweib. Beides trifft meines Wissens nicht auf Luzia zu.» Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. «Oder ist mir da etwas entgangen?»
Nun lachte Elisabeth herzlich. «Ach Gott, nein! Wo denkst du denn hin? Hier geht es lediglich um einen Gefallen. Und du musst zugeben, dass Martins Idee nicht so abwegig ist. Luzia kann lesen und schreiben, und ihr Talent im Rechnen und Verhandeln habe ich mir schon oft zunutze gemacht. Natürlich wird sie mir hier fehlen, aber andererseits wird Enneleyn bald hier sein. Sie kann ein paar von Luzias Pflichten übernehmen.»
«Sie ist noch ein Kind.»
«Sie ist alt genug, mir beim Ankleiden zu helfen und meine Wäsche in Ordnung zu halten. Ich werde ihr Nähen und Sticken beibringen. Luzia konnte das zu Anfang auch nicht.»
«Trotzdem wird dir eine Magd fehlen. Hillas Gezeter geht mir jetzt schon auf die Nerven.»
«Dann sollten wir überlegen, ob wir noch eine weitere Küchenhilfe einstellen», schlug Elisabeth vor. «Die Ausgabe wäre nicht groß. Vielleicht weiß Josefa jemanden.»
«Ich habe derzeit wichtigere Probleme als eine neue Küchenmagd, Elisabeth.» Johann zog verstimmt die Stirn kraus. Elisabeth, die ihm an dem Tisch in der Stube gegenübersaß, ergriff seine Hand. «Es geht noch immer um den Posten des Verwalters für die Mantenburg, nicht wahr?»
Johann nickte. «Ich muss wahrscheinlich einen der Männer von meinem Gut in Rheinbach abziehen. Recht ist es mir nicht, aber …»
«Was wäre, wenn wir einen von Vaters Männern einsetzten?», schlug Elisabeth vor.
Johann schüttelte den Kopf. «Das geht nicht so einfach, Elisabeth. Dein Vater wird nicht einen seiner Lehnsmänner auf meine Burg setzen. Er braucht schließlich selbst …»
«Warum nicht?», unterbrach Elisabeth ihn. «Vater befindet sich im Augenblick nicht in irgendeiner Fehde – gottlob! Nach einem Feldzug sieht es derzeit auch nicht aus. Sollte der Erzbischof dennoch zur Heerfolge aufrufen, sind genügend Ritter vorhanden. Wir könnten meinen Vater fragen.»
Nachdenklich legte Johann den Kopf auf die Seite. «Gerne tue ich das nicht.»
«Ich weiß. Aber die Pest hat nun mal mehr von deinen Männern das Leben gekostet als von Vaters. Und immerhin wird der Betreffende weiterhin im Dienst ein und derselben Familie stehen, nicht wahr?»
«Kann es sein, dass du bereits einen bestimmten Mann im Kopf hast?»
Elisabeth lächelte fein. «Du kennst mich zu gut, nicht wahr?»
«Wen hast du im Auge?»
«Reinher von Heldweg.»
Überrascht hob Johann den Kopf. «Warum ausgerechnet ihn?»
«Warum nicht ihn?»
Johann seufzte. «Wenn ich mich recht entsinne, hat Jutta sich während unserer Hochzeitsfeier darüber beschwert, dass von Heldweg sie unfreundlich behandelt habe.»
«‹Unhöflich› hat sie gesagt», korrigierte Elisabeth ihn. «Ich weiß. Aber Reinher ist ein fähiger Mann, der schon einige von Vaters Gütern verwaltet hat. Und Jutta muss ihn ja schließlich nicht heiraten, nicht wahr?»
«Nein. Aber sie wird mir die
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