Die Gildal Saga (Die Gildal Saga (Sammelband)) (German Edition)
nicht zum ersten Mal.
Darum brach der Tumult auch erst los, als Pim durch das Burgtor ritt. Denn er hatte das Pech, dass im selben Augenblick Gerald auf dem Weg zu den Ställen war und seine Ankunft mitverfolgte.
Es dauerte auch nur wenige Augenblicke, bis Gerald das was er sah eingeordnet hatte. Ein Reiter auf dem Pferd seines Cousins! Er stieß einen schrillen Pfiff aus, überbrückte die kurze Distanz zu dem Fremden, riss ihn vom Pferd und zerrte ihn zu Boden. Dort drückte er ihn mit dem Gesicht voran in den Dreck, hielt seine Hände in einem festen Griff und kniete sich mit einem Bein auf den jungen Mann, der sich jetzt nicht mehr rühren konnte.
Während die Menschen im Hof zusammenliefen, versuchte Pim wenigstens so viel Luft zu bekommen, dass er nicht erstickte. Keine leichte Aufgabe, wenn einem jemand sein gesamtes Gewicht in den Rücken drückte.
„Was zum Teufel noch mal ist hier los?“, hörte Pim über seinen angestrengten Atemzügen eine Stimme donnern. Sehen konnte er leider nur den Boden unter sich, da es ihm nicht möglich war, sich zu rühren.
„Das Pferd, Theo, sieh dir das Pferd an!“
Na toll! Scheinbar war er hier schon richtig, denn jemand hatte die Stute erkannt. Sollte sie jedoch gestohlen worden sein, saß er schön in der Tinte.
Dieser Hinweis brachte schnell eine Änderung in Pims Lage. Wenn auch nicht unbedingt zum Guten. Denn die Hände, die ihn jetzt in die Höhe zerrten, waren nicht weniger grob, als zuvor. Und so sah er sich einem Ritter gegenüber, in dessen Augen sich ein Sturm zusammenbraute.
„Wo ist mein Bruder?“
Pim hoffte, mit Bruder war Sir Luther gemeint, denn diese Frage konnte er beantworten. Aber hätte der ihm nicht sagen können, dass ihm hier ein Mann gegenüberstehen würde, der harmlose Fremde frühstückte? Oder wenn man die Tageszeit beachtete, zum Abendessen verspeiste.
„Wenn Ihr von Sir Luther sprecht...“
Pims Ansatz wurde sofort unterbrochen und der Griff, der seine Arme auf den Rücken fesselte, verstärkte sich.
„Für dich, du Kröte, ist er Lord Gildal!“, blaffte ihn sein Gegenüber an, während der Mann hinter ihm, den Druck auf seine Handgelenke verstärkte. Pim hätte ihnen ja gerne den Gefallen getan, von Lord Gildal zu sprechen, aber da der Ritter sich ihm gegenüber nur als Sir Luther vorgestellt hatte, blieb er lieber bei diesem Namen, um keine Verwechslung zu riskieren.
„Sir Luther versucht die Marodeure in Schach zu halten, die die Burg meiner Schwester besetzt haben.“
Pims Arme wurden abrupt losgelassen, doch dafür griff ihn sein Gegenüber an die Brust und zog ihn grob näher zu sich.
„Und was willst du dann hier? Warum sollte mein Bruder sich in eine Sache ziehen lassen, die ihn nichts angeht?“
Gute Frage. Aber bevor er die beantwortete, wollte Pim sich lieber vergewissern, ob er auch mit dem Ritter sprach, der sich Thad nannte. Denn wenn das hier der Besonnenste von Sir Luthers Brüdern war, wollte er dem Rest gar nicht begegnen.
„Verzeiht, aber seid Ihr Thad? Ich soll mich an den Bruder wenden, der am besonnensten ist, aber saudumme Ideen hat“, zitierte Pim Luthers Worte.
Hinter ihm lachte jemand und seine unbedachten Worte wurden mit Spott kommentiert. „Sieht ganz so aus, Theo, als käme dein Verhalten nicht gut an!“
„Ach halt doch die Klappe, Gerald!“
Theo also, nicht Thad. Pim hoffte, dass er mit dem richtigen Bruder mehr Glück haben würde. Dass man ihn nicht weiter ausfragte, hielt er für ein gutes Zeichen, auch wenn er ins Innere der Burg gezerrt wurde. Er wäre auch so mitgegangen, aber dazu wurde er leider nicht aufgefordert. Dieser Ritter setzte ganz offensichtlich auf rohe Gewalt.
„Thomas, Thad, Reginald“, brüllte er so laut, dass das Echo von den Mauern im Gang hallte. Allerdings stürmte niemand herbei, nur ein verliebtes Paar im Wohnraum, den sie erreicht hatten, fuhr auseinander.
„Verdammt, Theo! Kann man hier nicht ein klein wenig Zweisamkeit genießen?“
Das Spiegelbild des Mannes, der Pim mit sich zerrte, schien wenig erfreut, dass sein romantischer Nachmittag gestört wurde.
„Heb dir das für die Nacht auf“, kam die pamppige Antwort zurück. „Wir haben hier ein kleines Problem!“
Dieser Satz hörte sich in Pims Ohren doch ein wenig bedrohlich an. Aber anstatt darauf einzugehen, lachte der Angesprochene nur.
„Ich werde dich daran erinnern, wenn ich dich das nächste Mal in einer dunklen Ecke erwische, so wie heute Morgen!“
„Das war keine dunkle
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