Die Gildal Saga (Die Gildal Saga (Sammelband)) (German Edition)
zumindest klug genug, jetzt wo sie ertappt worden war, kein Aufsehen zu erregen. Sie wusste selbst, dass der Anführer der Bande sie liebend gerne in die Finger bekommen wollte. Sie hatte dieses unheilvolle Glitzern in seinen Augen gesehen, als er scheinbar ruhig mit ihr verhandelt hatte. Und sie war nicht so naiv, um nicht zu wissen, wie er plante ihren Stolz zu brechen, wenn er sie einmal in die Finger bekam.
Dieser Typ hatte ihr in seiner Ruhe mehr Angst gemacht, als Luther mit seinem offenen Zorn. Überhaupt war dieser Ritter ziemlich auf Draht. Und dafür, dass er ihr nur widerwillig half, nahm er die Sache schon fast zu ernst. Jedenfalls fühlte sich die Hand, die auf ihrem Mund lag nicht so an, als wollte sie in absehbarer Zeit wieder verschwinden.
Fiona hatte schon eine ganz trockene Kehle und versuchte darum, zu schlucken. Wodurch sich ihre Lippen, ein kleines bisschen bewegten und seine Handfläche schmeckte. Ein seltsames Gefühl, die Schwielen mit ihren zarten Lippen zu berühren. Seltsam und nicht einzuordnen. War es unangenehm? Fiona wusste es nicht so recht. Sie schluckte noch einmal, um es herauszufinden. Es fühlte sich... gut an.
Herr im Himmel! Was tat sie da? Hatten sich ihre Lippen unter seiner Hand bewegt? Bekam sie vielleicht keine Luft oder wollte sie vielleicht etwas sagen? Luther hoffte, sie würde diese kleine Bewegung sein lassen, bevor er sich lächerlich machte und diesen Satansbraten küsste.
Das hatte ihm gerade noch gefehlt, sich so einen Dickkopf auszuliefern. Ja, er wollte endlich heiraten, im siebten Himmel schweben, so wie seine Brüder. Aber nicht mit ihr! Sie würde ihn verrückt machen, wenn sie sich immer wieder in Schwierigkeiten brachte, aus denen er sie herausholen musste.
Nein, er wollte etwas Weibliches, Anschmiegsames. Obwohl er zugeben musste, dass der Körper, den er gegen den Baumstamm presste, ausgesprochen anschmiegsam war. Sicher nur ein Nebeneffekt der Jungenkleidung, die Fiona trug. Sonst würden sich ihre Glieder ganz sicher nicht so perfekt seinen anpassen!
„Wenn ich jetzt die Hand von deinem Mund nehme, will ich keinen Ton von dir hören!“, raunte Luther dem Mädchen zu und ließ nach seinen Worten, sofort die Tat folgen. Dass er einen leichten Anflug von Verlust verspürte, versuchte Luther zu ignorieren.
„Wir gehen jetzt zurück zum Lager“, kündigte er an und schickte gleich noch eine Drohung hinterher. „Wenn du dir einfallen lässt, dich zu wehren, dann wirst du den Rückweg über meine Schulter geworfen antreten, ist das klar?“
Fiona wollte etwas sagen, aber Luthers unheilvolle Miene veranlasste sie dazu, lieber nur zu nicken. Hier war einfach nicht der richtige Ort für einen Streit. Auch wenn sich Fiona fragte, was er wirklich tun würde, wenn sie ihn weiter reizen würde. Ziemlich dumme Idee, aber sie ertappte sich dabei, dass sie sehen wollte, was diesen Ritter aus der Fassung brachte.
Natürlich bestand die Gefahr, dass er sie in einem solchen Fall verletzen würde, aber sie konnte sich nicht wirklich vorstellen, dass er dazu fähig wäre. Lag wohl einfach daran, dass sie sich im Augenblick sehr geborgen fühlte, so wie sein Körper sie vor der Nacht, der Kälte und den Blicken von außen abschirmte. Nicht, dass jemand gerade in der Nähe gewesen wäre, aber trotzdem war sich Fiona sicher, dass sie von seinem mächtigen Körper so verdeckt wurde, dass niemand sie hätte sehen können.
Wärme wurde ihr entzogen, als Luther sich aufrichtete und in die Nacht lauschte. Waren irgendwelche Geräusche zu hören, die nicht den Wald und ihren natürlichen Bewohnern zuzuschreiben waren? Es sah nicht so aus. Außer den Lauten, die gedämpft von der Burg herüberdrangen, war alles ruhig.
„Wir gehen!“, erklärte Luther kurz und schenkte Fiona keine weitere Aufmerksamkeit. Er war nur darauf bedacht, seine Wachsamkeit aufrechtzuerhalten. Dass er sie jedoch nicht vollkommen ignorierte, zeigte sich darin, dass er ihr Handgelenk umschloss. Es kam für ihn nämlich definitiv nicht in Frage, ihr mehr Bewegungsfreiheit zu überlassen, als unbedingt sein musste. Und da er sich ganz auf die Umgebung konzentrierte, war es so für ihn am einfachsten.
Der erste Ruck an Fionas Handgelenk, als Luther sich in Bewegung setzte, kam überraschend. Doch sie passte sich schnell seinen Schritten an und verhinderte so, zu stolpern oder gegen ihn zu prallen, wenn er stehenblieb. Auch verzichtete sie darauf etwas zu sagen, solange sie sich nicht weit genug von
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