Die Gildal Saga (Die Gildal Saga (Sammelband)) (German Edition)
drückte ihre Wange an seinen Bauch. Caleb wusste nicht, wohin mit seinen Händen und überhaupt hatte er keine Ahnung, wie er jetzt reagieren sollte.
„Wenn diese dumme Sache mit dem Verheiraten nur nicht wäre“, jammerte Gillian. „Warum macht Luther so etwas? Warum sucht er einfach einen Mann aus, ohne vorher nach meiner Meinung zu fragen?“
Anscheinend erwartete Gillian, dass Caleb darauf eine Antwort hatte. Und tatsächlich fiel ihm sogar etwas ein, womit er hoffte, Gillian aus ihrer trüben Stimmung zu reißen.
„Ich nehme an, etwas an dem Typen hat Euren Bruder angesprochen, und da er ihn nicht selber heiraten kann...“
Gillian riss den Kopf von Calebs Körper und sah zu ihm auf. Ein freches Funkeln stand in den Augen ihres Gastgebers, das ihr zeigte, dass er sie mit dieser Aussage schockieren wollte. Und zu ihrer eigenen Verblüffung stellte sie sich eine entsprechende Szene dann auch noch vor. Ziemlich erschreckend, aber nicht ohne Witz.
„Glaubt Ihr, Luther ist die Braut oder der Bräutigam?“, entfuhr es ihr auch noch, bevor sie sich zurückhalten konnte. Und kaum waren die Worte ausgesprochen, da vergrub Gillian ihr flammendes Gesicht auch schon wieder an Calebs Bauch.
Der lachte dröhnend, so dass Gillian die Erschütterung seines Körpers deutlich spüren konnte. Nur Brutus begann zu jaulen, weil er durch Gillians Trost suchende Umarmung zwischen ihr und Caleb eingeklemmt wurde.
Um den kleinen Kerl nicht zu erdrücken, löste sich Gillian geschwind von Caleb und streichelte Brutus entschuldigend.
„Und was soll ich jetzt machen?“, kam Gillian auf ihre ursprüngliche Frage zurück.
Caleb zuckte mit den Schultern. „Was auch immer Ihr tun wollt, Mädchen, liegt vielleicht bald nicht mehr in Eurer Hand. Heute Morgen hat es nämlich zu schneien begonnen. Und wenn der Winter dieses Jahr so früh kommt, dann ist eine Reise, egal wie weit, nicht unbedingt empfehlenswert.“
Caleb hatte mit dieser Behauptung ganz gewaltig übertrieben, um nicht zu sagen gelogen. Zwar fielen draußen die ersten Schneeflocken, aber eine Reise erschwerte das noch lange nicht. Vor allem eine Reise, die nicht einmal einen halben Tag dauern würde. Aber in der Liebe und im Krieg waren alle Mittel erlaubt, um ans Ziel zu kommen. Und mit dieser Halbwahrheit verstieß Caleb nicht einmal gegen das Abkommen mit Luther.
Er setzte Gillian weder körperlich noch seelisch unter Druck. Er hatte schlicht und einfach nur gelogen. Nicht die Art, mit der man seine Kämpfe ausfechten sollte, aber er musste sich irgendwie mehr Zeit verschaffen. Und ein Winter mit Gillian in der Burg war eindeutig das, was er sich nicht durch die Lappen gehen lassen wollte.
* * *
„Es schneit!“, stellte Theo erfreut fest. Was sein Cousin Gerald natürlich auch selbst sehen konnte.
„Ach, tatsächlich?“ Das war ironisch gemeint. Schließlich kommentierte Theo eine Tatsache, die nicht leicht zu übersehen war.
„Schön, nicht wahr? Der erste Schnee im Winter ist immer etwas ganz Besonderes!“
Das fand Gerald nicht. Der erste Schnee war nass, unangenehm und würde den Boden schnell in eine pappige Masse verwandeln.
„Sag mal, musst du so unangenehm gute Laune haben? Ich glaube nicht, dass außer dir irgendjemand es großartig findet, tagelang ungeschützt im Wald zu kampieren, während der Wintereinbruch naht und man sich wichtige Teile seines Körpers abfriert“, beschwerte sich Gerald.
„Überhaupt, warum musste ich mit hierher kommen? Gilly ist schließlich nicht meine Schwester. Und ich habe auch überhaupt nichts mit dieser missglückten Heiratssache zu tun!“
Geralds Protest prallte an Theo einfach ab. Er fand an jeder Aufgabe, egal wie mühsam oder unangenehm sie war, noch einen positiven Aspekt. Und für Theo als Maler war das Wetter der positive Aspekt.
Er nahm jede ungewöhnliche Sonneneinstrahlung, jeden krumm gewachsenen Baum in sich auf und hoffte, zu Hause so viel davon wie nur möglich in einem Bild wiedergeben zu können. Der Neuschnee störte ihn darum ganz und gar nicht, brachte sogar noch mehr Sichtweisen und Blickwinkel auf ein und dieselbe Sache zum Vorschein.
Aber das verstand Gerald natürlich nicht. Er konnte ein Bild noch nicht einmal erkennen, wenn er direkt davor stand. Jedenfalls solange keine Frau darauf abgebildet war. Und Theo malte vor allem Landschaften. Nicht diese hübsch aufeinander abgestimmten Sachen im strahlenden Sonnenschein, sondern das, was sich zeigte, wenn die Naturgewalten
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