Die Gildal Saga (Die Gildal Saga (Sammelband)) (German Edition)
dafür, große feuchte Stellen im Haus zu hinterlassen!“
So begrüßt zu werden, wenn man eben erst in seinem Bett aufgewacht war, in das man nicht selbst geklettert war, half nicht gerade die Verwirrung über diese Tatsache zu mildern. Aber so leicht ließ sich Gillian trotzdem den schwarzen Peter nicht zuschieben.
„Wenn Ihr mich geweckt hättet, anstatt mich oben abzuladen, hätte ich Brutus noch einmal hinauslassen können. Dann wäre gar nichts passiert!“, behauptete sie.
Und da der Hund die Stimme seines Frauchens hörte, sauste er auch sofort auf sie zu und leckte ihre Hand, mit der sie ihn streicheln wollte.
„Das werde ich mir merken“, gab Caleb zurück. „Ihr solltet Euch sowieso abgewöhnen, in der Wohnhalle einzuschlafen. Ich bekomme wegen Euch noch einen massiven Rückenschaden. Ich kann Euch nämlich sagen, dass Ihr nicht eben leicht seid.“
„Tut mir leid“, gab Gillian zuckersüß zurück. „Ich werde Euch einen Krückstock besorgen, Caleb!“
„Tut das, ich werde ihn sicher bald brauchen!“, ließ sich Caleb nicht provozieren.
Die wenig schmeichelhafte Morgenunterhaltung zeigte Gillian, dass Dexter sie mit seiner Geschichte von einem eifersüchtig-verliebten Caleb nur aufziehen wollte. Sie konnte an ihm weder einen Anflug von Eifersucht noch von Verliebtheit entdecken. Caleb behandelte sie so wie immer, ein bisschen von oben herab und ein bisschen rechthaberisch.
Dasselbe Verhalten, das sie auch von ihren Brüdern kannte. Und so musste sie an ihr Zuhause denken. Sie hatte nicht wirklich darüber nachgedacht, wie sich ihre Leute auf Gildal fühlen mussten, wenn sie nicht wussten, was mit ihr geschehen war. Dachten sie, sie sei tot? Suchten sie nach ihr, und wenn ja, mit Angst oder Wut?
Oh! Sie wünschte, sie hätte früher daran gedacht. Was hatte sie nur angerichtet? Gillian war sich sicher, dass zumindest die Drillinge sich Sorgen machten. Sie sollte zurückgehen, sich ihren Brüdern stellen. Aber sie wusste nicht, ob sie das schaffen würde. Gegen Luthers Sturheit kamen selbst die Drillinge mit vereinten Kräften nicht an. Da hatte sie gleich gar keine Chance. Vor allem nicht jetzt, wo sie ihnen sicher viel Kummer bereitet hatte.
„Ich sollte nach Hause gehen“, erklärte Gillian mit ganz kleiner verzagter Stimme und setzte sich vor dem Feuer auf die Bank. Sie sah Caleb nicht an, der hinter ihr am Tisch saß und nur ihren Rücken sehen konnte. Sie hob Brutus auf ihren Schoß und suchte Trost und Hilfe in dieser Geste. Der kleine Kerl zappelte erst ein wenig, bevor er sich der Liebkosung ergab.
Caleb bekam einen gehörigen Schreck, als er diese Worte aus Gillians Mund vernahm, die das Ende all seiner Hoffnungen einläuteten. Aber noch war es nicht so weit. Denn Gillian hörte sich nicht so an, als ob eine Heimkehr ihr sehnlichster Wunsch wäre.
„Warum wollt Ihr nach Hause gehen?“, versuchte Caleb neutral zu bleiben.
„Weil sich alle sicherlich schreckliche Sorgen machen“, erklärte Gillian verzagt.
„Und?“
„Was meint Ihr mit und ?“
„Das ist eine Tatsache, die Euch sicher von Anfang an klar war“, erinnerte Caleb sie. „Darum frage ich nach dem Und. Es muss etwas geschehen sein, was Euch zusätzlich belastet.“
Gillian schüttelte den Kopf und wandte sich dann zu Caleb um.
„Ich möchte meiner Familie nur weiteren Kummer ersparen.“
„Also seid Ihr bereit, Euch der Entscheidung unterzuordnen, die Eure Brüder für Euch getroffen haben?“
Dieser Frage wollte sich Gillian eigentlich nicht stellen. Darum blieb sie stumm und starrte lieber wieder ins Feuer.
„Also nicht“, zog Caleb seine eigenen Schlüsse. Und Gillians niedergeschlagene Haltung veranlasste ihn dazu, aufzustehen und sich hinter sie zu stellen. „Ihr müsst Eure eigenen Entscheidungen treffen. Das ist nicht immer einfach. Vor allem, wenn es bedeutet, damit einen anderen Menschen zu kränken“, gab Caleb zu bedenken.
„Aber es ist immer noch Euer Leben, Gillian. Ihr seid der einzige Mensch, der darüber bestimmen kann. Und egal, wie Ihr Euch entscheidet, es wird Euer eigenes Glück oder Unglück sein!“
„Aber die Entscheidung ist so schwer“, klang das Mädchen so verzagt, dass ihr Caleb einfach zum Trost seine Hände auf die Schultern legen musste. Doch als sie sich aus seinem Griff zu winden begann, zog er seine Hände schnell wieder zurück
Aber Gillian hatte sich nur bewegt, um Caleb ansehen zu können, und dann schlang sie einfach die Arme um seine Mitte und
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