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Die Gildal Saga (Die Gildal Saga (Sammelband)) (German Edition)

Die Gildal Saga (Die Gildal Saga (Sammelband)) (German Edition)

Titel: Die Gildal Saga (Die Gildal Saga (Sammelband)) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natascha Artmann
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kurze Zeit war Himmel und Hölle zugleich für Caleb. Himmel, weil er sie bei sich hatte, und Hölle, weil er ihr nicht sagen durfte, was er für sie empfand.
    Egal was er fühlte, er musste weiter auf Gillian Rücksicht nehmen. Sie war immer noch mehr Kind als Frau, und er wollte ihr die Zeit geben, erwachsen zu werden. Aber mit jedem Tag verzauberte sie ihn mehr, und dafür musste sie sich nicht einmal anstrengen.
    Er hatte das unangenehme Gefühl, nicht genügend Zeit zu haben, bevor Gillian eine Entscheidung treffen musste, von der sie noch nicht einmal etwas wusste. Aber würde er sie gehen lassen können, wenn sie sich gegen ihn entschied?
    Er wusste es nicht, wollte sich diese Frage auch gar nicht stellen. Er hoffte darauf, dass sich das Mädchen an ihn gewöhnte, ihn akzeptierte, ihn lieb gewann und sich dann vielleicht auch in ihn verliebte. Aber zuerst musste sie ihre Kinderzeit hinter sich lassen, und darauf hatte er leider keinen Einfluss. Und die Zeit arbeitete gegen ihn. Luther würde ihm keine Minute länger mit ihr gewähren als er ihm abgepresst hatte.
    Gillian so schlafend vorzufinden, das machte ihm das Herz schwer und ließ ihn im Stillen um ein kleines Wunder beten. Aber es hatte keinen Sinn, sich mit dem zu martern, was sein könnte. Die Zeit würde zeigen, ob er mit dem Mädchen, das er liebte, zusammen sein konnte. Und für heute konnte er sich nur darum kümmern, dass es ihr gut ging.
    Darum nahm Caleb Gillian auf seine Arme und trug sie die Treppe nach oben. In seinem ehemaligen Zimmer hatte sie sich längst eingerichtet, inklusive eines Hundekörbchens für Brutus, das neben dem Bett am Boden stand. Allerdings vermutete Caleb, dass das Hundebaby sich in der Nacht lieber an Gillian kuschelte als alleine in dem Korb zu liegen. Aber im Moment war das anhängliche Fellknäuel nicht da, weil es weiterhin in der Wohnhalle schlief.
    Und somit war Caleb ganz alleine mit Gillian, als er sie ins Bett legte und zudeckte. Einen zarten Gute-Nacht-Kuss auf die Stirn konnte er sich selbst nicht verwehren, ehe er sie in der Kammer alleine ließ.
    Caleb ging nach unten und setzte sich ans Feuer. Er wusste, dass einiges schief gelaufen war. Wusste es von dem Augenblick an, als er gesehen hatte, wie Gillian durch den Wald lief und sich schließlich mit Luzifer als Reittier aus dem Staub machen wollte.
    Und als sie ihm gestanden hatte, dass sie davor weglief, verheiratet zu werden, hatte er alle seine Chancen schwinden sehen. Am liebsten hätte er auf der Stelle den Idioten verprügelt, der ihr mit der Ankündigung einer arrangierten Ehe solche Angst gemacht hatte. Sein Plan hatte schließlich ganz anders ausgesehen.
    Sie hätte ihn als Freund ihres Bruders kennenlernen sollen. Nicht als jemanden, den sie gezwungen war zu heiraten. Aber ganz offensichtlich gab es in ihrer Familie nur Hohlköpfe, ohne jegliches Einfühlungsvermögen.
    Er hatte jedenfalls gleich gesehen, dass Gillian noch dasselbe Kind war, das er als junger Bursche alleine im Wald gefunden hatte. Verängstigt, erschöpft, mit mehr Tränen als ein ganzer See fassen konnte. Und schon da hatte sie ihn verzaubert und in seinem Herzen eine Wunde gerissen, die sich bis heute nicht geschlossen hatte.
    Als er sie zu ihren Angehörigen gebracht hatte, hatte er sich damit deren Dankbarkeit errungen, und die hatte ihm schließlich dazu verholfen, als Kandidat um ihre Hand angenommen zu werden. Aber wenn er es binnen Jahresfrist nicht schaffte, sie für sich zu gewinnen, hatte er für immer verspielt.
    * * *
    Als Caleb am nächsten Morgen als Erster in die Wohnhalle kam, hatte Brutus auf einem der Felle einen verdächtigen feuchten Fleck hinterlassen. Aber das schien ihn nicht zu kümmern. Im Gegenteil, er schnüffelte ganz interessiert darum herum, als ob er nichts damit zu tun gehabt hätte.
    Caleb überlegte, ob er die Beweise für Brutus Missgeschick vernichten oder aber Gillian damit in Verlegenheit bringen sollte. Er entschied sich für die letzte der beiden Möglichkeiten. Ein bisschen Verlegenheit von Gillians Seite und ein paar Scherze würden ihm helfen, den nötigen emotionalen Abstand zu dem Mädchen zu wahren. Denn es kam definitiv nicht in Frage, sie mit Gefühlen zu konfrontieren, die sie noch nicht verstand.
    Und so kam es, dass das Erste, was Caleb zu Gillian an diesem Morgen sagte, ein milder Vorwurf war.
    „Ihr solltet endlich damit beginnen, Brutus ein paar Manieren beizubringen, Gillian. Der kleine Kerl hat ein besonderes Talent

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