Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Novizin - The Magician's Guild 2: The Novice
unter seinem Hemd hervor, öffnete den Deckel und nahm ein zusammengefaltetes Stück Papier heraus.
»Man hat mich gebeten, Euch das hier vor Eurer Ankunft in Capia zu überreichen.«
Numo gab Dannyl das Papier und lud ihn ein, Platz zu nehmen. Dannyl setzte sich und untersuchte das Siegel. Es trug das Symbol der Gilde, und das Papier war von feinster Qualität.
Nachdem er das Siegel gebrochen hatte, faltete er das Papier auseinander und erkannte sofort die Handschrift von Administrator Lorlen.
An den zweiten Botschafter der Gilde in Elyne, Dannyl, aus der Familie Vorin und dem Haus Tellen.
Ihr müsst mir verzeihen, dass ich den Kapitän gebeten habe, Euch diesen Brief erst nach Eurer Abreise zu übergeben. Ich möchte, dass Ihr zusätzlich zu Euren Pflichten als Botschafter noch eine andere Aufgabe für mich übernehmt. Diese Aufgabe muss, zumindest für den Augenblick, streng vertraulich gehandhabt werden, und die Art und Weise, wie ich Euch diesen Brief habe zukommen lassen, ist eine Vorsichtsmaßnahme meinerseits, um Geheimhaltung zu gewährleisten.
Wie Ihr wisst, hat der Hohe Lord Akkarin Kyralia vor zehn Jahren verlassen, um Wissen über alte Magie zu sammeln, ein Unterfangen, das niemals vollendet wurde. Eure Aufgabe besteht darin, Akkarins Schritte nachzuvollziehen, all die Orte noch einmal aufzusuchen, an denen er damals war, und herauszufinden, wer ihm bei seinen Nachforschungen geholfen hat. Darüber hinaus bitte ich Euch, Eurerseits Informationen zu diesem Thema zu sammeln.
Bitte übersendet mir all diese Informationen durch einen Kurier. Nehmt auf keinen Fall direkten Kontakt zu mir auf. Ich freue mich darauf, von Euch zu hören.
Mit herzlichem Dank, Administrator Lorlen
Dannyl las den Brief mehrere Male, dann faltete er ihn wieder zusammen. Was führte Lorlen im Schilde? Was bedeutete es, dass er Akkarins Reise nachvollziehen sollte? Und weshalb durfte er nur über einen Kurier Kontakt zum Administrator aufnehmen?
Er öffnete den Brief noch einmal und überflog ihn hastig. Möglicherweise bat Lorlen nur deshalb um Vertraulichkeit, weil niemand wissen sollte, dass er sich Dannyls neuer Position bediente, um einer privaten Angelegenheit nachzugehen.
Diese private Angelegenheit war jedoch Akkarins damalige Reise. Wenn Akkarin Bescheid wusste, war er wahrscheinlich mit Lorlens Vorgehen einverstanden. Und wenn er nichts darüber wusste? Dannyl lächelte schief. Vielleicht gab es in Akkarins Geschichten ebenfalls so etwas wie einen Fischegel, und Lorlen wollte wissen, ob an der Angelegenheit etwas Wahres war.
Oder vielleicht wollte Lorlen dort einen Erfolg für sich verbuchen, wo sein Freund gescheitert war. Die beiden waren während ihrer Novizenzeit stets Konkurrenten gewesen. Lorlen konnte diese Nachforschungen natürlich nicht selbst anstellen, daher musste er einen anderen Magier bitten, es an seiner Stelle zu tun. Wieder lächelte Dannyl. Und er hat sich für mich entschieden.
Schließlich erhob er sich, um sich aufs Neue einen Weg durch das schlingernde Schiff zu bahnen. Zweifellos würde Lorlen ihm irgendwann die Gründe für diese Heimlichkeiten offenbaren. In der Zwischenzeit würde es Dannyl großen Spaß machen, mit der Erlaubnis des Administrators in der Vergangenheit eines anderen herumzuschnüffeln, insbesondere eines Mannes, der so geheimnisvoll war wie der Hohe Lord.
Er nickte Numo zu, verließ den Raum, verstaute den Brief in seinem Gepäck und kehrte anschließend zu Jano und der singenden Mannschaft zurück.
4. Pflichten
A uf ihrem Weg durch den Hauptflur der Universität fühlte Sonea sich erleichtert - mit einem bitteren Beigeschmack. Morgen war Freitag, also unterrichtsfrei, und das bedeutete, dass sie den ganzen Tag von Regin und den anderen Novizen verschont bleiben würde.
Ihre Müdigkeit überraschte sie, denn sie hatte in der vergangenen Woche kaum etwas getan. Im Unterricht las sie meist oder beobachtete, wie die anderen zu ihren Kontrolllektionen gingen und wieder davon zurückkehrten. Es war nicht viel passiert, und dennoch kam es ihr so vor, als seien Wochen - nein, Monate - verstrichen.
Issle beachtete Sonea überhaupt nicht mehr, und obwohl dieses Verhalten besser war als offene Feindseligkeit, schien es, als seien alle Novizen zu dem Schluss gekommen, dass dies die beste Art sei, mit ihr umzugehen. Keiner von ihnen sprach mit ihr, nicht einmal, wenn sie sich mit einer einfachen Frage nach ihren Fortschritten erkundigte.
Während sie ihren Weg fortsetzte,
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