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Die Gilde von Shandar: Die Spionin

Die Gilde von Shandar: Die Spionin

Titel: Die Gilde von Shandar: Die Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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Dieses Gesicht hatte sich ihm tief eingeprägt. Zorn überflutete ihn und drohte ihn zu überwältigen. Ein brennendes Verlangen nach Rache stieg in ihm auf, doch er kämpfte seine innere Schlacht gut und blieb äußerlich gelassen. Er begegnete dem Blick des Auftragsmörders ruhig. Dieser musterte ihn von oben bis unten, als ob er nach etwas suchte.
    Reyniks Gedanken überschlugen sich. Wusste er Bescheid? Hatte Shalidar ihn erkannt? Übertrug sich sein innerer Aufruhr?
    »Ich glaube, Ihr solltet besser hereinkommen, damit wir uns unterhalten können«, sagte Shalidar endlich und trat beiseite, um Reynik einzulassen. »Allerdings muss ich Euch warnen, bevor Ihr hereinkommt.«
    »Ja?«, fragte Reynik mit ruhiger Stimme, aber aufmerksam.
    »Wenn ich auch nur den leisesten Verdacht hege, dass Ihr nicht die Wahrheit sagt, werde ich nicht zögern, Euch zu töten.«
    »Dann gehe ich davon aus, dass meine Information richtig ist: Ihr nehmt endgültige Aufträge an, nicht wahr?«
    »Kommt herein«, befahl Shalidar in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. Reynik gehorchte. Als sich die Tür hinter ihm schloss, schmeckte er, wie Furcht in seiner Kehle aufstieg, doch hier durfte er keine Angst zeigen. Er verdrängte das Gefühl in die Tiefen seines Herzens. Shalidar durfte nicht merken, dass etwas nicht stimmte.
    »Geht durch in den Salon«, forderte ihn Shalidar wieder im Befehlston auf. »Es ist die zweite Tür auf der linken Seite. Hanri, bring uns in zwei Minuten etwas Wein, ja?«
    Der Kammerherr verneigte sich und ging mit sicherem Schritt durch die Halle, während Reynik den beschriebenen Salon betrat und sich mit, wie er hoffte, beiläufigem Interesse umsah. An jeder Wand standen Bücherregale sowie schöne Bilder von höchster Qualität – alle gekonnt gerahmt und angebracht. Zwei der Bilder zeigten Drachen, und Reynik erkannte schnell, dass dies ein Thema war, das sich durch das ganze Zimmer zog. In einer offenbar eigens dafür geschaffenen geschmackvollen Nische stand ein in jedem Detail exquisit angefertigtes Drachenornament. Ein kleiner Ziertisch in der Mitte des Zimmers hatte geschnitzte Drachen als Tischbeine und auf die Tischdecke war ein Drache gestickt. An einem Ehrenplatz auf dem Kaminsims stand eine schöne Silberschale. Reynik bewunderte die Kunstfertigkeit des Silberschmiedes, der sie angefertigt hatte, denn am äußeren Rand befand sich ein wundervoller Fries mit sich jagenden Drachen und Feuerschlangen.
    In diesem Raum hatte man keine Kosten gescheut, bemerkte Reynik, der im Kopf schnell den geschätzten Wert der Dinge zusammenzählte. Wenn die anderen Zimmer ähnlich wertvoll eingerichtet waren, musste das Haus ein Vermögen wert sein.
    »Nun, was für ein Geschäft habt Ihr mir vorzuschlagen, warum sucht Ihr mich auf?«, fragte Shalidar geradeheraus. Aus schmalen Augen beobachtete er Reyniks Reaktion.
    »Mein Herr braucht einen Dienst der endgültigen Sorte. Er hat mich angewiesen, mit Euch Kontakt aufzunehmen, um zu erfahren, ob seine Informationen über Euren anderen Beruf in Shandar richtig sind. Wenn ja, ist er bereit, Euch für Eure Dienste zweitausend Goldkronen zu bezahlen.«
    Shalidar sah Reynik einen Moment lang nachdenklich an und kniff die Augen noch mehr zusammen.
    »Angenommen, ich arbeite in dem von Euch genannten Gewerbe, zweitausend in Gold sind eine sehr große Summe. Um wessen Ende geht es denn hier? Wenn es sich um das Königshaus handelt, könnt Ihr sofort gehen. Ich werde mich auf nichts einlassen, was zum Vorwurf des Hochverrats führen könnte.«
    »Nein, nein, darum geht es nicht«, erwiderte Reynik beruhigend. »Mein Herr hat Gründe, den neuen shandesischen Botschafter loszuwerden, der heute Nachmittag in Mantor eingetroffen ist. Es soll sich um Lord Danar vom kaiserlichen Hof von Shandar handeln. Sagt Euch der Name etwas?«
    »Ich kenne ihn«, gab Shalidar zu, der sich langsam entspannte, aber immer noch wachsam blieb. »Darf ich den Grund für die endgültige Maßnahme erfahren?«
    »Den hat mir mein Herr nicht genannt.«
    Shalidar sah Reynik mehrere Sekunden lang tief in die Augen. Reynik erwiderte seinen Blick mit angemessener Ruhe. Je mehr Sekunden vergingen, desto mehr fühlte er, wie seine ausgeglichene Fassade unter Shalidars Blick bröckelte. Der Drang zu gehen, wurde übermächtig. Schließlich sprach Shalidar weiter.
    »Warum habt Ihr neulich mein Haus beobachtet? Meine Männer haben mir bestätigt, dass Ihr es wart, es ist also sinnlos zu leugnen. Sie haben

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