Die Gilde von Shandar: Die Spionin
Affäre.
»Nun denn, Danar, worum geht es? Macht Ihr einer unserer Töchter den Hof? Ich denke, mit der Neuigkeit würde meine Frau gut zurechtkommen …«, begann Kempten, den der Weggang seiner Frau ein wenig zu ärgern schien.
»Nein, nein, Mylord, damit hat es nichts zu tun. Ich wollte mit Euch über die junge Dame sprechen, mit der Ihr vor ein paar Wochen bei der Krönungszeremonie zusammen wart«, unterbrach ihn Danar schnell und senkte seine Stimme verschwörerisch.
»Lady Alyssa?«, fragte Kempten, der es nicht für nötig hielt, auch nur etwas leiser zu sprechen. »Was ist mit ihr?«
»Nun, Mylord«, fuhr Danar fort, den die Kühnheit des alten Mannes verlegen machte. »Ich wollte zunächst einmal fragen … ich meine … nun, Ihr seid bei der Krönungsfeier so eng beieinander gegangen, dass ich mich gefragt habe …«
»Ha, ha, ha …!« Lord Kempten musste ob Danars unbeholfenem Versuch, das Thema seiner Beziehung zu der jungen Dame anzuschneiden, laut auflachen. »Ihr glaubt, Alyssa und ich … ha, ha, ha!«
»Nun«, seufzte Danar laut und wurde vor Verlegenheit knallrot, »ich denke, das beantwortet meine Frage. Was mir allerdings viel wichtiger ist, ist die Frage, ob Ihr wisst, wo ich Lady Alyssa finden kann? Ich suche sie seit fast zwei Wochen und habe bisher noch keine Spur von ihr entdecken können.«
»Nun, Danar, ich weiß es zu schätzen, dass Ihr mir die Peinlichkeit ersparen wolltet, vor Lady Kempten darüber zu sprechen«, meinte der alte Lord, immer noch belustigt. »Ich unterhalte keine Beziehung zu Lady Alyssa in der Art, wie Ihr Euch das vielleicht vorgestellt habt, aber ich schulde ihr etwas, für das ich ihr das nächste Mal, wenn ich sie sehe, sicher danken werde. Unglücklicherweise habe ich keine Ahnung, wo sie sich aufhält, und es würde mich nicht überraschen, wenn Alyssa noch lange eine mysteriöse Frau bleiben würde. Ich bezweifle, dass es viele Menschen im Reich gibt, die wissen, wann sie wo gewesen ist, und ich habe so meinen Verdacht, was sie angeht.«
»Darf ich fragen, was für ein Verdacht das ist, Mylord?«, fragte Danar, dessen Neugier wuchs, während er versuchte, seine Erleichterung, seine Enttäuschung und sein Interesse mit dem, was Lord Kempten erzählte, in Einklang zu bringen. Die Vorstellung, dass der alte Lord in Alyssas Schuld stand, war faszinierend, aber Danar wusste, dass er sich lieber auf sein vorrangiges Ziel konzentrieren sollte. Wenn sich Lord Kempten in langen Erzählungen verlor, die nichts mit ihrem Aufenthaltsort zu tun hatten, erfuhr er möglicherweise nie, wohin sie gegangen war. Jeder Hinweis, den der alte Knabe geben konnte, war besser als nichts.
»Ich fürchte, darüber kann ich zurzeit noch mit niemandem sprechen, aber ich kann Euch einen Vorschlag machen, falls Ihr entschlossen seid herauszufinden, wo Alyssa ist«, erwiderte Lord Kempten und senkte seine Stimme, als ob er ihm ein Geheimnis verraten wollte.
»Alles«, erwiderte Danar eifrig. »Bitte, ich bin für alle Vorschläge offen.«
Lord Kempten sah den jungen Mann so seltsam zufrieden an, dass sich bei diesem ein unbehaglich juckendes Gefühl zwischen den Schulterblättern breitzumachen begann. Warum gefiel das dem alten Lord so sehr? Hatte er tatsächlich eine Spur, oder freute er sich nur, dass er Danar in der Hand hatte?
»Nun, wenn Ihr wissen wollt, wo Lady Alyssa ist, dann rate ich Euch, um eine Audienz bei Kaiser Surabar nachzusuchen und ihn zu fragen«, sagte Kempten langsam.
Danar fiel die Kinnlade herunter.
»Der Kaiser? Meint Ihr das ernst, Mylord?«, stieß er hervor. »Ich weiß, dass ich den Ruf habe, anderen gerne Streiche zu spielen, und es wäre wohl an der Zeit, dass sich jemand an mir rächt, aber ich wünschte wirklich, Ihr würdet das für den Moment beiseitelassen. Ich hätte Vergeltung verdient. Ich hätte es verdient, dass man mich hereinlegt. Aber diese Sache ist von großer Bedeutung. Ich brauche eine klare Antwort, Mylord. Es ist mir wichtiger als alles andere, was ich je in meinem Leben getan habe.«
»Ich meine es ernst, Danar. Geht und fragt den Kaiser. Ich habe Grund zur Annahme, dass er weiß, wo Alyssa ist. Ich vermag natürlich nicht zu sagen, ob er Euch diese Information geben wird, aber das werdet Ihr nie erfahren, wenn Ihr ihn nicht fragt.«
»Was im Namen aller …?«, stieß Femke hervor, als sie entsetzt auf den Körper von Graf Dreban blickte.
Es war schon schlimm genug, dass ihr ein Mord angelastet wurde, aber jetzt musste
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