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Die Gilde von Shandar: Die Spionin

Die Gilde von Shandar: Die Spionin

Titel: Die Gilde von Shandar: Die Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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Eindruck, als solle er bei lebendigem Leib gegrillt werden. Es war wohl doch keine so gute Idee gewesen, auf Lord Kempten zu hören, dachte er, während er sich bemühte, eine vernünftige Antwort hervorzubringen.
    »Nein, Euer Majestät. Lord Kempten bezeichnete Lady Alyssa als eine sehr geheimnisvolle Frau am Hofe. Diese Information war mir wahrlich nicht neu. Er weigerte sich, näher darauf einzugehen, aber er sagte mir, dass er ihr etwas schulde, was er jedoch ebenfalls nicht näher erläutern wollte. Er sagte überhaupt sehr wenig über Lady Alyssa, abgesehen davon, dass Ihr mir helfen könntet, sie zu finden, wenn Ihr es wünscht.«
    »Eine Schuld? Kempten sagte, er schulde ihr etwas? Das ist ja interessant«, meinte der Kaiser nachdenklich. »Seid Ihr sicher, dass er diese Worte gebrauchte?«
    »Ja, Euer Majestät. Das waren Lord Kemptens Worte. Er deutete an, ihr danken zu wollen, wenn er sie das nächste Mal bei Hofe träfe«, erwiderte Danar, verwirrt, dass den Kaiser offenbar genau das interessierte, was er bei seinem Gespräch mit dem alten Lord als unwichtige Nebensächlichkeit betrachtet hatte. Offenbar war es bedeutender gewesen, als er erkannt hatte.
    »Und warum wollt Ihr Lady Alyssa finden?«, erkundigte sich Kaiser Surabar, schüttelte aber gleich den Kopf. »Vergesst meine Frage. Es ist offensichtlich, warum Ihr sie sucht. Warum sonst würde Lord Danar eine junge attraktive Dame des Hofes suchen?«
    »Euer Kaiserliche Hoheit, ich versichere Euch, dass das keine flüchtige Leidenschaft ist. Ich verehre und respektiere Lady Alyssa und würde gerne die Möglichkeit einer ernsthaften Beziehung in Betracht ziehen«, protestierte Danar, dem die Entrüstung Mut verlieh.
    »Eine Beziehung zwischen Euch und Lady Alyssa wäre aus verschiedenen Gründen unmöglich. Ich schlage vor, dass Ihr von Eurer Suche nach ihr ablasst und Euch stattdessen den ernsteren Aspekten des höfischen Lebens zuwendet. Euer Vater ist kein begeisterter Anhänger von mir und ich kann seinen Standpunkt sogar verstehen. In seinen Augen bin ich ein Hochstapler auf dem Thron – ein Bürgerlicher, der niemals den Mantel des Kaisers hätte nehmen dürfen. Aber er und seine Anhänger bewegen sich auf gefährlichem Boden. Ich schlage vor, Ihr achtet auf seine Treffen und seine Pläne. Lasst ihn nichts Dummes tun, sonst könnte es sein, dass Ihr Euer Haus früher anführen müsst als erwartet. Verrat werde ich nicht dulden. Die Schuldigen werden auf traditionelle Weise bestraft. Lasst nicht zu, dass Euer Vater zu denen gehört, an denen ich ein Exempel statuieren werde, sonst gehören die Tage, an denen ihr mit den Damen herumplänkeln könnt, schnell der Vergangenheit an.«
    Kaiser Surabar richtete seinen Blick wieder auf die Pergamentblätter vor ihm, und Danar wusste, dass er damit entlassen war. Zorn stieg in ihm auf wie Feuer in einem Vulkankrater.
    »Das war’s?«, fragte er und hob die Stimme, da er sich nicht mehr völlig unter Kontrolle hatte. »Politik ist sicher wichtig, Euer Majestät, das gebe ich gerne zu. Ich verspreche Euch, ich werde mein Bestes tun, um meinen Vater von verräterischen Handlungen abzuhalten, aber ich bitte Euch, mir etwas über Alyssa zu sagen. Wisst Ihr, wo sie ist?«
    Der Kaiser sah ihn an, und in seinem Blick lag eine kühle, berechnende Ruhe, die Danars Herz zu Eis erstarren ließ.
    »Ja, ich weiß, wo Alyssa ist. Nein, ich werde Euch nicht sagen, wo sie ist. Ich werde genau beobachten, ob Ihr Euer Versprechen einhaltet, und dann, wenn mich Eure Bemühungen beeindrucken, werde ich diese Entscheidung vielleicht noch einmal überdenken. Und nun geht und fangt etwas Vernünftiges mit Eurem Leben an.«
    Dieser Ton duldete keinen Widerspruch. Es war ein Befehl von absoluter Autorität, und Danar bezweifelte, dass ihm irgendjemand widersprochen hätte. Er konnte selbst kaum glauben, dass er den Mut gehabt hatte, seine letzte Bitte an den Kaiser zu richten, doch er war froh darüber. Zumindest würde ihn Surabar nicht für einen völligen Versager halten. Danar hatte Mut bewiesen, auch wenn Surabar der Meinung sein mochte, dass er unangebracht war.
    Danar verneigte sich tief, aber wenn Surabar die Formalität überhaupt wahrnahm, dann zeigte er es jedenfalls nicht. Der Kaiser war bereits wieder in seine Papiere vertieft. Danar verließ das Zimmer schweigend. Tief in Gedanken erwog er Surabars Befehl, als er durch die Gänge des Palastes zum nächsten Ausgang ging. Es schien ihm nichts anderes übrig zu

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