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Die Gilden von Morenia 01 - Die Lehrjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 01 - Die Lehrjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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Lachen abzutun, wollte verzweifelt entkommen. Hal führte seinen Singsang jedoch mit zunehmender Kraft fort. »Gefahr vom Löwen. Gefahr vom Fuchs.«
    Bevor Rani reagieren konnte, schoss Hals Hand vor und umschloss den Armreif, der sich an ihren Arm schmiegte. »Gefahr von der Schlange.«

14

    Rani spürte alles Blut aus ihrem Gesicht weichen, während Halaravilli seine Finger fest um das Metallband schloss. Die Schlangen brannten sich in ihre Haut, und sie biss die Zähne zusammen, um nicht aufzuschreien. Der Prinz maß ihr blasses Gesicht, und dann wandte er seinen stahlharten Blick jäh zu dem Wächter. Er deutete mit dem Kinn zum Tor und befahl: »Haltet dort draußen Wache. Ich muss mit der Ersten Pilgerin sprechen.«
    Der Hauptmann schluckte sichtlich und trat von seinem behaglichen, kleinen Häuschen fort. Halaravilli zog Rani in den Schutzraum und schloss die Tür hinter ihnen, woraufhin er ihren Arm losließ und mit einem Schürhaken in dem kleinen Feuer stocherte, das der Wächter unterhielt.
    »Was…« Rani ärgerte sich über sich selbst, weil sie stotterte: »Was… was habt Ihr vor?«
    Hal folgte ihrem schwankenden Blick und legte den Schürhaken dann mit erbostem Seufzen auf die Feuerstelle. Er schien sich redlich zu bemühen, seine Stimme zu besänftigen, als er sagte: »Nichts, Erste Pilgerin. Nichts mit dir.«
    »Warum habt Ihr mich dann aufgehalten?«
    »Du bist in Gefahr. Es wäre eine Sünde, dich in diese Kathedrale gehen zu lassen, während ich sehr wohl weiß, was dich dort erwartet, Erste Pilgerin.«
    Die unheilvolle Erklärung verlieh Ranis Worten Schärfe. »Das Einzige, was mich in der Kathedrale erwartet, ist der Friede der Tausend Götter.«
    »Die Tausend Götter?«, fragte Hal mit schallendem Lachen, als hätte er noch nie vorher solche Frömmigkeit gehört. »Du armes Ding – die Erste Pilgerin, eine Waise und allein in der großen Stadt. Und doch weihst du deine Nächte dem Gebet zu den Tausend Göttern?«
    »Nur weil meine Eltern tot sind, bedeutet das nicht, dass ich nicht beten kann!«
    »Zu wahr, Erste Pilgerin. Zu wahr.« Hal stieß den Schürhaken tiefer ins Feuer und richtete die Scheite, die rot glühten.
    »Hört auf, mich so zu nennen!«
    »Was? Erste Pilgerin? Das ist dein Titel, oder?«
    »Natürlich, aber Ihr habt ihn noch nie zuvor benutzt. Bei Euch klingt er wie eine Anschuldigung.«
    »Und wie sollte ich dich lieber nennen? Marita Pilgerin? Rani Händlerin? Ranita Glasmalerin? Ranimara? Rai?«
    Ranis Atem gefror in ihren Lungen. Der winzige Raum neigte sich jäh, und sie stolperte in dem verzweifelten Bemühen, ihr Gleichgewicht zu halten, auf den Prinzen zu. Die brennende Feuerstelle schien ihr entgegenzukommen, um sie zu vereinnahmen.
    Bevor sie mit dem Kopf auf dem Boden aufschlagen konnte, schlossen sich Hals drahtige Hände jedoch um ihre Arme, fingen sie auf, hielten sie fest, verhinderten ihren Sturz mit dem Kopf voran. »Ich…«, begann Rani und blickte in seine forschenden Augen hinauf. »Was sagt Ihr da? Was wisst Ihr?«
    »Ich sage mehr, als wir jetzt hier in diesem Wachhäuschen an den Palasttoren besprechen können. Ich sage, dass ich weiß, wer du bist, und weiß, was du getan hast.«
    »Ich habe Prinz Tuvashanoran nicht getötet!« Noch während die Unschuldserklärung über ihre Lippen kam, kämpfte Rani darum, sich aus Halaravillis Griff zu befreien. Aber seine Finger legten sich nur fester um ihren Arm, um den Armreif, den Bardo ihr gegeben hatte. Sie wollte ihm entfliehen, aber er zog sie nur näher heran, hob steife Finger zu den Schnüren ihrer Tunika.
    Sie wand sich mit der Verzweiflung eines in die Ecke getriebenen Tieres und zerriss fast ihre Kleidung, als sie die Bänder an ihrem Hals mit einem Ruck selbst öffnete. Sie bemühte sich, das sich um ihren rechten Bizeps windende Metall zu ergreifen und quetschte ihre Haut, als sie die gewundenen Schlangen abriss. Es bestand kaum ein Zweifel, dass der Prinz sie überwältigen könnte, aber lieber würde sie von all den Tausend Göttern verflucht, als dass sie zuließe, dass er ihr auf der zielstrebigen Suche nach dem Symbol der Bruderschaft die Kleidung zerriss. »Ich habe Euren Bruder nicht getötet!«
    »Ich habe nicht gesagt, dass du das getan hättest.« Er nahm ihr das Kupferband ab und hielt es mit den Fingerspitzen fest, als könnte ihn das Metall verbrennen. Die Schlangenaugen fingen das Flackern des Feuers in der Feuerstelle ein und warfen es auf sie zurück. »Ich habe nie gesagt,

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