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Die Gilden von Morenia 01 - Die Lehrjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 01 - Die Lehrjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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jemandem, ihr zu widersprechen, selbst wenn sie eine zusätzliche Handvoll Salz in den Eintopf gab. Sie würde solch üble Sprache gewiss nicht dulden, auch wenn der Sprecher tatsächlich einer anderen Kaste angehörte. Der Soldat, blind für die ihm unmittelbar drohende Gefahr, fuhr fort: »Ja, du alte Vettel! Krümm deinen Rücken, sonst wirst du dich auf dem Rücken wieder finden, wenn einer meiner Männer auf einen Stoß versessen ist!«
    Nun begriff Rani, dass die Arbeiter Steine zum Brunnen zogen, dass sie die sorgfältig angelegten Gartengrenzen niederrissen, während sie gleichzeitig die Wasserversorgung der Gilde abschnitten. Die dem Brunnen am nächsten gelegenen Steine waren bereits fort, und die Arbeitskräfte waren gezwungen, weiter ins Feld hineinzugehen. Cook hatte einen Stein in der Nähe von Ranis Versteck erwählt.
    Der Lehrling war nahe genug, um den an Cooks zusammengepressten Lippen erkennbaren Hass zu sehen – nahe genug, dass die alte Frau aufsah, als das Kind bei den brutalen Worten des Soldaten keuchte. Rani schloss die Augen und machte sich kaum die Mühe, ein sinnloses Gebet an Jun zu richten, den Gott der Nacht, dass er sie unter seine Fittiche nehmen und vor dem Blick des Soldaten beschützen möge, selbst wenn Cook sie erblickt hätte. »Du Trottel!«, zischte die allzu vertraute Stimme. »Mach die Augen auf, damit du sehen kannst, wohin du gehst!«
    Rani war so bestürzt, dass sie ihr Gebet mitten im Wort abbrach. Cook stand weniger als eine Armeslänge entfernt, und ihr Gesicht war vor Zorn verzogen, während sie mit dem schweren Stein rang. »Zähl bis zehn, dann lauf zur Mauer.« Als Rani nur verständnislos den Kopf schüttelte, rief Cook den Gott der Küchen an. »Möge Lan uns segnen, du bekommst nur eine Chance. Finde Morada und beweise, dass sie sich irren!«
    Bevor Rani die alte Frau fragen konnte, wohin sie gehen sollte, wo sie mit ihrer Suche nach der Ausbilderin beginnen sollte, sang die Peitsche des Soldaten durch die Luft und pfiff unmittelbar über den Kopf des Lehrlings hinweg. »Verschwende deinen Atem nicht für Gebete, alte Vettel! Keiner der Tausend Götter verlängert deinen Tag.«
    Die Peitsche traf die Wange der Frau und hinterließ eine Blutspur, die im Mondlicht schwarz wirkte. Dann sprang Cook aus dem verwüsteten Garten auf und schleuderte ihre steinige Last mit dem aufrechten Mut einer Löwin auf den Soldaten.
    Der Wächter wurde von dem Angriff überrascht, und seine schrecklichen Flüche hallten in die Nacht hinaus. Andere Gildemitglieder sahen stumpfsinnig zu, bereits zu teilnahmslos, um in Cooks tapferem Aufbegehren Befreiung – oder auch nur Ermutigung – zu finden. Der Hauptmann der Wache brüllte von seinem Posten bei den Öfen herüber, und der Boden erbebte unter eisenbewehrten Stiefeln, als sich Soldaten vom ganzen Gelände sammelten.
    Rani lief von dem Aufruhr am Brunnen fort, rannte auf die Obstplantage zu, sprang in dem panischen Bemühen, mit den Schatten zu verschmelzen, von einem Baumstamm zum nächsten. Schließlich kletterte sie einen besonders knorrigen Baum am Rande des Gehölzes hinauf, wobei sie die Kratzer ignorierte, welche die Borke an ihren Handflächen hinterließ. Als sie den letzten Ast erreichte, der dick genug war, um ihr Gewicht zu tragen, atmete sie ein Mal beruhigend durch und sprang dann auf die Mauer zu.
    Sie merkte entsetzt, dass sie ihren Sprung falsch eingeschätzt hatte, und der Atem wurde ihr aus der schmalen Brust gepresst, als sie hart gegen die Mauer prallte. Sie rang nach Luft und unterdrückte ein Schluchzen, sicher, dass sie jeden Moment die Panzerhandschuhe eines Soldaten an ihren Beinen spüren würde. Von blindem Entsetzen getrieben, biss sie sich auf die Unterlippe und zwang zuerst eines und dann das andere Bein auf die Mauer.
    Eine lange Sekunde blieb sie auf der Mauer liegen, sammelte ihren Atem und wappnete sich für das Geschrei, das die Soldaten gewiss anstimmen würden. Sie ignorierte das Brennen ihrer abgeschürften Handflächen und Knie, klammerte sich an den Stein wie ein Waisenkind und stieß ein Gebet an Lan aus, dessen Hilfe auch Cook bereits erfleht hatte.
    Auch wenn sie wusste, dass sie womöglich dem sicheren Tod ins Auge sähe, konnte sie nicht umhin, einen letzten Blick auf ihr Adoptivheim zu werfen. Der vertraute Umriss des Gildehauses war bereits zerstört, die gezackten Spitzen seiner verwitterten Türme tanzten gespenstisch im Fackellicht. Eine Gruppe Soldaten schwärmte auf dem

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