Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
Vom Netzwerk:
eifrig mit den Jungen des Kleinen Heers teilen – eifrig, weil sie glaubten, dass sie der Palisade vielleicht entkommen könnten, oder weil sie hofften, sie bedeuteten den Jungen wirklich etwas, oder weil sich die Mädchen an kein anderes Leben mehr erinnerten.
    Rani verzog das Gesicht, während sie ihre Decke ausschüttelte und sich die kratzige Wolle dann um die Schultern legte. »Es wird einfach immer kälter. Gestern sprach ich mit einem Mädchen, die aus einer Gegend nördlich von hier kommt. Sie sagte, dass es sogar zu kalt für Schnee werden kann.«
    Mair zuckte die Achseln. »Das wär vielleicht ein Segen. Aufm Meer wirds noch schlimmer.«
    »Ist das also sicher? Gehen wir definitiv?«
    »Es heißt, wir würden nächste Woche auslaufen. Nach Kels Festtag.«
    »Wir werden Kel alle anrufen, ob Festtag oder nicht.«
    Rani hielt inne, um in Gedanken ein kurzes Gebet an den Gott des Meeres zu schicken. Kein Grund, ihn zu verärgern, ihn glauben zu machen, sie nähme seine Macht nicht ernst.
    »Es werden noch ‘n paar mehr Stimmen beten, wenn wir erst auf den Schiffen sind. Heute Nachmittag soll eine neue Gruppe Mädchen eintreffen. Dann sind wir hundert.«
    »Woher weißt du diese Dinge?«
    »Als Unberührbaren-Mädchen habe ich so meine Quellen«, antwortete Mair geheimnisvoll. Rani zuckte die Achseln. Es kümmerte sie nicht genug, die Wahrheit zu erfahren. Mair schmollte in gespielter Enttäuschung und sagte dann: »Da is’ noch was. Wir sollen Davins neues Gerät prüfen, bevor wir gehen.«
    »Und was ist das?«
    »Ein Fluggerät.«
    Rani seufzte verärgert. »Schön, Mair. Es kümmert mich nicht, wenn du nicht antworten willst. Könntest du nicht einfach sagen, dass du es nicht weißt?«
    »Ich erzähl keine Märchen, Rai. Er hat ein Fluggerät gebaut.«
    »Also werden wir alle zu Fairn beten und über das Meer fliegen?«, schnaubte Rani.
    »Ich weiß nich’, ob der Gott der Vögel was damit zu tun hat. Aber ich hab die Jungen reden hören. Mon sagt, er war eingeschirrt.«
    Mon. Natürlich. Daher hatte Mair ihre Informationen. Die gesamte Abteilung vom Schwanenschloss lagerte jetzt in der Palisade. Sie waren hierher marschiert, als Rani und Mair in den Verliesen gefangen gehalten wurden. Bashanorandi hatte sie für seine verhängnisvolle Aufgabe gerufen.
    Mair hatte Mon am ersten Morgen getroffen, an dem sie und Rani aus den Verliesen befreit wurden. Mon sagte, Davin hätte sie nach Norden begleitet, während alle Arten von Ausrüstung und Werkzeugen auf Karren mitbefördert wurden. Das Schwanenschloss war nun vollkommen verwaist. Der alte Zauberer hatte sogar seinen Ara mitgenommen.
    Bevor Rani etwas dazu sagen konnte, dass Mon in das Fluggerät eingeschirrt worden war, erklang außerhalb des Zeltes ein heftiges Klappern. Beide Mädchen blieben ruhig. Sie hatten sich bereits an das Leben im Militärlager gewohnt. Der Klang eines gegen einen ledergebundenen Schild schlagenden Schwertes war ebenso normal wie Vogelgesang. »Essen fassen! Essen fassen!«
    Rani erschauderte und erwog, im Zelt zu bleiben, unter ihre und Mairs Decke gekauert. Das Brot war ohnehin stets trocken, und es schmeckte eher nach Eicheln als nach Weizen. »Geh schon, Mair. Ich werde schlafen.«
    »Du kommst mit mir, Rai. Ich werd nich’ zulassen, dass du vor Hunger schwach wirst.«
    »Als ob das Brot dagegen helfen würde«, grollte Rani, ließ sich aber von dem älteren Mädchen hochziehen. Es dauerte einen Moment, bis sie Lumpen um ihre Finger gewickelt und die juckenden Umhänge enger um ihre Schultern gezogen hatten.
    Als sie zur Mitte des Lagers kamen, hatte sich bereits eine lange Reihe gebildet. Wie üblich hatten sich die größten Jungen nach vorne gekämpft und scherzten – wenn sie sich überhaupt die Mühe machten, sich zu entschuldigen –, dass sie ihre Kraft bräuchten, um dem König auf dem Schlachtfeld und in ihren Betten zu dienen. Wie um die groben Worte der Jungen zu bezeugen, waren unter den Soldaten eine Hand voll Mädchen zu sehen, die sich mit dünnen Fingern an ihre Beschützer klammerten und sie mit verkniffenen Gesichtern ansahen.
    Wie immer versammelten sich andere Mädchen um Mair, diejenigen, die sich noch nicht als Bettwärmer fürs Kleine Heer verpfändet hatten. Mair führte ihre Schar mit gelegentlichem wütenden Knurren und grimmiger Stimme durch die Reihen. Rani beobachtete, wie sie ihre Bemühungen verdoppelte, als sie erkannte, dass es außer Brot auch noch Suppe gab. Lan, der Küchengott, musste

Weitere Kostenlose Bücher